Reise ans Ende der Welt | ||
Teil 1: Patagonien | ||
Vorwort
Mittwoch, der 9. Januar 2013 / Donnerstag, der 10. Januar 2013 Die Vagabunden sind das Salz der Erde. Und wir haben immer geglaubt, uns passiert sowas NIE. Jetzt ist es doch passiert… Doch der Reihe nach: Nun ist er also gekommen, der Tag der Abreise. So wirklich daran geglaubt haben wir bisher wohl doch nicht aber die MS Delphin hat Südamerika bereits erreicht und wir werden ihr jetzt folgen und sie hoffentlich im Hafen von Ushuaia am Ende der Welt am 21. Januar 2013 treffen. Bis dahin steht uns ab heute eine lange Anreise bevor, die durch ein Meeting von Sandra in Hamburg noch einmal zusätzlich spannend wird. Wir müssen getrennt zum Flughafen anreisen. Sandra nimmt um 6.30 Uhr das Auto mit allem Gepäck und fährt damit in die Hamburger Hafencity. Sigrid folgt mittags mit dem Zug. Zum Glück klappt das alles hervorragend und so treffen wir uns 16.30 Uhr am Flughafen Hamburg. Mit unserem großen Gepäck gehen wir zum Check In und erleben eine unangenehme Überraschung. Während Sigrids Tasche (kleiner) nur 18,6 kg wiegt, bringt Sandras neue Riesentasche 25,1kg auf die Waage. Kein Problem, denken wir, denn pro Person sind ja 23kg erlaubt und mit zusammen 43,7kg liegen wir gut im Limit. Aber nein, die Dame am Check In besteht darauf, dass jedes Gepäckstück maximal 23kg wiegen dürfe und so dürfen wir gleich mal 49 Euro bezahlen. Ganz so schlimm ist das nicht, da wir ursprünglich sowieso vorhatten, mit drei Gepäckstücken zu reisen. Da wäre eine Gebühr in ähnlicher Höhe ebenfalls angefallen. Es vermiest uns aber trotzdem kurzfristig etwas die Stimmung, denn sowas ist uns ja noch NIE passiert. Nach einem Kaffee ist die Zeit dann auch schon ran. Die Maschine von British Airways steht bereit und überpünktlich kommen wir los. Das Wetter unterwegs ist gut und als dann im Tower von Heathrow alle Computer ausfallen, dürfen wir eine halbe Stunde über dem nächtlich erleuchteten London kreisen. Zum Glück ist die Verspätung nicht so groß und der Londoner Flughafen erstaunlich leer, so dass wir mit unseren 2 Stunden Umsteigezeit immer noch gut ausreichen. Auch an der Sicherheitskontrolle ist es leer und so bleibt Zeit für einen Schwatz, denn natürlich müssen wir mal wieder auspacken. Der Beamte stellt fest, dass der Kaffee, den wir bei uns haben sehr gut duftet und bei den Gummistiefeln fragt er, wo wir denn hinwollen. Als wir mit Reiseziel Antarktis antworten, will er alles ganz genau wissen, aber wir haben ja auch Zeit und erzählen es ihm. Beim Prüfen der Boardingpässe für den Flug nach Sao Paulo werden uns unsere plötzlich weggenommen und wir erhalten neue mit den Worten, dass wir jetzt bessere Sitze haben. Die ersten Sekunden erfassen wir nicht so wirklich, was der gute Mann von uns will, denn schließlich haben wir mit viel Mühe eine der begehrten Zweierreihen ganz hinten ergattert und jetzt will man uns die Plätze wieder wegnehmen? Aber dann begreift Sandra doch und ein Blick auf die neuen Bordkarten bestätigt dies. Es handelt sich um ein Upgrade und wir dürfen den langen Flug mit etwas mehr Beinfreiheit in der World Traveller Plus Klasse verbringen. Und gerade noch am Vormittag hat Sandra zu einem Kollegen gesagt, dass uns sowas NIE passiert. Wir freuen uns sehr, denn so wird der lange Flug für uns viel erträglicher werden. Stolz belegen wir unsere Plätze in Reihe 31 und vergessen dabei prompt, auf die Platznummerierung zu achten, hatten wir doch vorher die Plätze am Fenster. Also machen wir es uns am Fenster der Reihe 31 gemütlich, probieren die Sitzfunktionen aus, richten uns ein auf einen langen Aufenthalt. Kommt da nicht dieser Mann und sagt: Entschuldigen Sie, ich glaube, hier sitze ich. Wie peinlich. Wir haben jetzt leider keine Fensterplätze mehr sondern die in der Mitte. Schnell ziehen wir um und entschuldigen uns. Sowas ist uns ja noch NIE passiert. Der Flug selbst verläuft dann sehr ruhig. Das Essen erscheint uns besser als in der Holzklasse. Es gibt die Wahl zwischen Lachs und Rinderfilet. Alles schmeckt sehr gut. Die Zeit im Flieger dauert aber trotz der besseren Sitze ewig. Kurz nach Sonnenaufgang landen wir dann im strömenden Regen in Sao Paulo. Brasilien hatten wir uns anders vorgestellt… Nach zwei Stunden startet unser Anschlussflug mit TAM Airlines, der brasilianischen Fluggesellschaft nach Santiago de Chile. Noch einmal vier Stunden im Flugzeug stehen uns bevor. Mit uns scheint halb Deutschland in der Maschine zu sitzen. In Sao Paulo regnet es auch beim Abflug noch Katzen und Hunde, bloß weg hier. |
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Nachdem das Schlechtwettergebiet hinter uns liegt, fliegen wir einmal quer über den südamerikanischen Kontinent. Zuerst ist viel Landwirtschaft zu sehen mit Farmen und sich rot durch das Land schlängelnden breiten Flüssen. Dann wird die Landschaft trockener und die Viehzucht scheint hier eher zu Hause zu sein. Weiter geht es mit ein paar Salzseen und den Ausläufern der Anden. Als wir diese überqueren, finden wir, dass dort dieses Jahr wenig Schnee liegt. Gleich darauf beginnt der Landeanflug auf Santiago und bei strahlendem Sonnenschein und 30 Grad erreichen wir unser heutiges Ziel. Uns reicht es auch. Die Einreise und Gepäckabholung dauert wegen der Menschenmassen etwas länger aber dann endlich bringt uns ein Shuttle in unser gebuchtes Hotel. Im Hilton Garden Inn, wo noch der große geschmückte Tannenbaum steht, dürfen wir unser Zimmer gleich beziehen, es ist ja mittlerweile auch schon 14.30 Uhr Ortszeit, in Deutschland bereits 18:30 Uhr am Donnerstag. Wir packen etwas, um auf unseren Weiterflug morgen früh das Gewicht besser verteilt zu haben und nehmen noch ein Sonnenbad auf der Terrasse. Das ist ja schon fast wie Urlaub jetzt. Die Wärme tut uns sehr gut. Sehr früh geht es ins Bett, denn morgen um 3 Uhr klingelt bereits wieder der Wecker für unseren Weiterflug nach Patagonien. | ||
Freitag, der 11. Januar 2013 Wenn es uns gelingt, den Weg so wichtig zu nehmen wie das Ziel, dann wird uns die gesamte Reise erfüllen, nicht nur das Ankommen Als um 3 Uhr der Wecker klingelt, fühlen wir uns frisch und bereit für den nächsten Teil der Anreise. Schnell alles zusammengepackt und ausgecheckt, noch einen Kaffee und zwei kleine Muffins und dann geht es mit dem Hotel Shuttle zurück zum Flughafen. Da wir nur einen Inlandflug haben, geht das Einchecken schnell voran. Auch die Taschen passen nun vom Gewicht her, alles Überflüssige ist im Handgepäck gelandet, auch die Sonnen- und Kältecreme. Da die Flüssigkeitsbestimmungen in Südamerika nicht gelten, ist das kein Problem. Leicht verspätet startet unser Flieger von LAN Airlines. Draußen ist es noch dunkel aber bald können wir im Osten die Sonne aufgehen sehen, die alle Wolken um uns herum rot färbt. Leider haben wir keine Fensterplätze und so können wir weder diesen Sonnenaufgang noch die Berge und Gletscher auf der anderen Seite betrachten. Ein freundlicher Passagier der gegenüberliegenden Seite macht ein Foto für uns von dem schönen Sonnenaufgang. Der Flug ist sehr ruhig und die 3,5 Stunden vergehen recht schnell. Bei der Landung heißt uns dann jedoch, genau wie befürchtet, der patagonische Wind sehr herzlich willkommen. Das Flugzeug tanzt Tango aber wir erreichen die Landebahn zum Glück schon beim ersten Versuch. Zurück in Patagonien… Als wir unser Gepäck haben, machen wir uns auf den Weg zum Shuttle, welches wir vom letzten Mal noch kennen. Auf dem Weg dorthin werden wir von einem Taxifahrer angesprochen und für nur 1,50 Euro mehr als das Shuttle werden wir nun direkt und ohne Umwege zu unserem Hotel gefahren. Dabei entdecken wir viel Bekanntes und die Lupinen sind mal wieder eine Schau. Der Taxifahrer spricht etwas englisch und will wissen, ob wir zum ersten Mal da sind. Im Best Western Finis Terrae ist man um 10.30 Uhr leider noch auf keine neuankommenden Gäste eingerichtet aber wir dürfen unser Gepäck abstellen. Prima, mehr wollen wir ja gar nicht. Noch schnell die dünnen Jacken aus den Taschen gefischt und dann geht es los. Die Orientierung fällt uns natürlich leicht und irgendwie fangen wir an, genau die gleiche Route zu gehen wie vor zwei Jahren an unserem letzten Tag. Der große Unterschied ist, dass heute die Sonne scheint und es selbst mit der dünnen Jacke manchmal recht warm wird. Schnell erreichen wir den Aussichtspunkt über die Stadt, wo wir die ersten Fotos machen. |
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Dann haben wir Hunger und mit zwei Mini Muffins seit 4 Uhr ist das nicht verwunderlich. Wir stürmen das Lomito’s, immer noch auf unserer Route von vor zwei Jahren, und bestellen für jeden einen Lomito, so ähnlich wie ein Riesenburger. Ganz ist es nicht das, was wir wollten, da sich statt des Gehackten richtiges Schweinefleisch zwischen den Brötchenhälften befindet, zusammen mit Salat, Tomate, Sauerkraut und Mayo. Aber es schmeckt sehr gut und wir merken nun, wie hungrig wir wirklich waren. Danach laufen wir rund fünfzehn Minuten und erreichen den Friedhof der Stadt, der uns damals so gut gefallen hatte. Und auch heute verbringen wir viel Zeit hier. Die Namen erzählen so einiges über die Geschichte der Stadt, es blühen viele Blumen und die weißen Grabsteine leuchten in der Sonne. Nicht wenige Deutsche sind hier begraben. Wir finden eines dieser Gräber mit einem schwarzen Kreuz und der Aufschrift „ Grab der Deutschen Krankenkasse“. Die Inschrift lautet: „Zum Gedanken der Deutschen, die ihre Arbeit aus Liebe zu diesem Land geleistet haben und hier in Frieden ruhen“. Das ist schon sehr interessant. Nach einem kleinen Regenschauer kommt die Sonne wieder raus und wir gehen zurück zum Hotel, um endlich unser Zimmer zu beziehen. Leider ist das nicht so einfach, denn es ist immer noch kein Zimmer fertig und auch der Zimmerpreis entspricht nicht unserer Reservierung. Nach rund 45 Minuten ist dann alles geklärt und wir beziehen unser schönes Zimmer im dritten Stock. Viel Aus- bzw. Umpacken, wie wir es sonst am Urlaubsbeginn machen, können wir hier gar nicht, da die Reise alle paar Tage zusammengepacktes Gepäck erfordert. Bis wir am Schiff ankommen, muss es so gehen. Nach einer kleinen Pause machen wir uns um 15 Uhr wieder auf, dieses Mal in die andere Richtung zum Dreams Hotel. Viele schöne Erinnerungen sind mit diesem Hotel verknüpft und wir wollen mal unten an der Magellanstraße nach dem Rechten sehen. Da der Wind inzwischen noch viel stärker geworden ist, sind unsere Augen bald voller Sand. Trotzdem werfen wir einen Blick hinüber nach Feuerland und stemmen uns dann den Naturgewalten entgegen in Richtung Hotel. Danach wird es dann Ernst. Wir wollen den gebuchten Mietwagen abholen und Sandra hat in den letzten Tagen vor der Abreise viele schlechte Dinge über die Verleihfirma ALAMO in Chile gelesen. Zum Glück hat sie auch gelesen, dass sich das Büro versteckt hinter einer Tankstelle befindet, denn sonst hätten wir es wohl nie gefunden. Um fair zu sein, hätten wir die schlechten Beurteilungen vorher nicht gelesen, wäre es genau so gewesen, wie erwartet. Natürlich nicht zu vergleichen mit den USA aber für südamerikanische Verhältnisse ganz ok. Man spricht etwas Englisch und wir erhalten einen großen roten Mitsubishi Pick Up, der schon einige Dellen und Kratzer hat. Mit 108.999 Kilometern auf dem Zähler hat er bestimmt schon Einiges erlebt. Die Reifen haben noch Profil, nur das Reserverad ist komplett abgefahren. Wir reklamieren das und es wird angeboten, das Rad zu wechseln. Also warten wir 50 Minuten und haben nun ein anderes Reserverad montiert. Ob es zu diesem Auto passt? Wir wissen es nicht und hoffen, es nicht zu brauchen. Dann tuckern wir los. Das große rote Auto bewegt sich schwerfällig auf die Straße. Da wir uns ja etwas auskennen, fahren wir gleich zum großen Supermarkt der Stadt. Abu Gosch befindet sich in der Zona Franca, der Freihandelszone der Stadt. Da es Freitagabend ist, scheinen alle Chilenen heute einkaufen zu wollen. Wir versuchen unsere Shoppingliste abzuarbeiten aber so richtig begeistert sind wir vom Angebot dieses Mal nicht. Irgendwann geben wir es auf und nachdem wir nebenan noch die Kartusche für unseren Gaskocher bekommen haben, fahren wir zurück in die Stadt. Hier im Supermarkt bekommen wir alle restlichen Sachen und mittlerweile ist es auch schon nach 21 Uhr. Der Wind tobt und die ganze Magellanstraße ist ein einziges Meer aus Gischt, in das die Sonne scheint. Ein beeindruckendes Schauspiel. Doch wir sind müde und fahren zum Hotel. Hier gibt es wenige Parkplätze und wir suchen uns eine Stelle in einer Nebenstraße. Da es schon so spät ist, wird wohl keiner mehr abkassieren. |
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Samstag, der 12. Januar 2013 Die Welt gehört dem, der sie genießt. (Giacomo Leopardi) Um 6 Uhr klingelt der Wecker. Heute wollen wir recht früh los. Beim Frühstück im Panoramarestaurant des Hotels auf dem Dach haben wir noch einmal einen schönen Blick über Punta Arenas. Die Sonne scheint. Mit allem Gepäck wandern wir zum Auto, wo wir alles einpacken. Es ist wirklich noch ruhig und schnell erreichen wir die Tankstelle am Stadtausgang. Hier wird das Auto bis zum Rand mit Diesel gefüllt. Leider gibt es hier keine Benzinkanister, also müssen wir zurück in die Stadt, wo wir gestern am Alamo-Büro welche gesehen haben. Neben unserem Plan, Reservesprit für den Torres del Paine mitzunehmen, hat uns nämlich gestern auch noch ein Hilferuf von Jürgen erreicht, der schon im Torres del Paine Nationalpark ist und vergeblich die nicht vorhandene Tankstelle dort suchte. Also kaufen wir drei 20-Liter Kanister und verlassen dann die Stadt. Es ist wenig Verkehr und wir fahren die gut ausgebaute Straße in Richtung Puerto Natales. Sonne und Wolken wechseln sich ab und immer mal wieder stehen große Lupinenfelder am Straßenrand. An „unserem“ Lupinenfeld halten wir an für eine kleine Pause. Das ist nun schon fast Tradition. Die Blumen sind wieder sehr schön und als dann noch für wenige Sekunden die Sonne hervorkommt, werden auch die Fotos ganz nett. |
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40 Kilometer weiter erreichen wir Puerto Natales am Fjord der letzten Hoffnung. Auch hier kennen wir uns ja schon aus und so stellen wir das Auto, welches mittlerweile den Namen Don Pedro erhalten hat, an der Promenade ab. Erstmal übers Wasser schauen, auf die Berge der Darwin Kordillere, Sonne, Wind und Wolken. Der Einzug in die Casa Cecilia ist auch schon Routine und bald sind wir wieder unterwegs. Bei einem Gang durch die Stadt schauen wir in ein paar Geschäfte und finden eine kleine Bäckerei mit Kuchen und Empanadas, die wir für morgen mitnehmen. Den Kuchen mit einem Kaffee gibt es unten am Wasser, doch als die Sonne hinter den Wolken verschwindet, wird es frisch. Die nächsten zwei Stunden verbringen wir im Zimmer, nun doch mit (Aus-)Packen beschäftigt und dem Reisebericht der letzten zwei Tage. Schon wieder erscheint es uns wie eine lange Zeit seit unserer Ankunft und eigentlich war es doch erst gestern. Nach 18 Uhr machen wir uns auf den Weg zum Restaurant Rustika, doch dort ist alles geschlossen. Sind wir eventuell zu früh dran? Also schlendern wir noch ein wenig durch die Straßen und stehen plötzlich vor dem Casino von Puerto Natales. Hier wird gebaut aber wir werfen trotzdem mal einen Blick hinein. Um die Zeit totzuschlagen werfen wir ein bisschen Kleingeld in einen Automaten und gleich mit dem ersten Zug gewinnt Sandra umgerechnet 12 Euro. Um dieses Geld wieder zu verspielen, brauchen wir eine Stunde. So richtig gut gefällt es uns nicht aber nun waren wir mal hier. Beim nächsten Versuch finden wir das Rustika geöffnet und bestellen Pizza zum Abendessen. Diese wird vor unseren Augen zubereitet und schmeckt sehr gut. Zum Sonnenuntergang gehen wir dann hinunter an den Fjord der letzten Hoffnung, warm angezogen und ohne große Erwartungen, denn mittlerweile ist der Himmel grau und große Linsenwolken hängen über den Bergen. Doch irgendwie schafft es die Sonne durch diese vielen Wolkenschichten und wir erleben einen dramatischen Sonnenuntergang. Gegen 22.45 Uhr sind wir zurück in der Casa Cecilia und da der Sonnenuntergang so schön war, beschließen wir, morgen früh länger zu schlafen und den Sonnenaufgang ausfallen zu lassen. Welch ein Luxus. |
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Sonntag, der 13. Januar 2013 Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt - sieh sie dir an. (Kurt Tucholsky) Erst um 7 Uhr klingelt der Wecker, doch wir sind beide schon wach. Gemütlich machen wir uns fertig, lesen Mails und gehen dann hinunter zum Frühstückessen. Hier gibt es wieder leckeres frisch gebackenes Brot und alles, was dazu gehört. Dann verstauen wir unsere Sachen im Auto und fahren zur Tankstelle. Der Tankwart hat sichtlich Spaß daran, die Benzinkanister zu füllen und putzt sie danach sogar noch sauber. Nun fühlen wir uns bestens gerüstet für die nächsten Tage und fahren los. Bis Cerro Castillo, einem kleinen Ort am Ostrand des Parks kennen wir die Strecke ja noch von vor zwei Jahren. Dort machen wir einen kleinen Stopp und schauen in den einzigen Laden, wo sich alle Reisenden treffen. Dann betreten wir Neuland und unsere Spannung steigt, endlich können wir das nachholen, was uns vor zwei Jahren nicht vergönnt war. Die Straße in Richtung Torres del Paine ist die ersten Kilometer sogar noch asphaltiert und als der Belag in Schotter übergeht, dauert es gar nicht mehr lange und wir erreichen den Abzweig zu unserem heutigen Ziel. Die Mirador del Payne Lodge liegt ziemlich abgelegen südlich des Nationalparks und soll traumhafte Ausblicke auf das Bergmassiv bieten. Der Kontakt im Vorfeld war recht mühsam, da man dort anscheinend nur Spanisch spricht. Doch wir haben eine Reservierungsnummer und hoffen, dass alles so richtig ist. Die Straße zur Lodge windet sich 30 Kilometer am Südufer des Lago Sarmiento entlang. Schon nach wenigen Metern sehen wir die ersten Guanakos und bald liegt ein Traum in blau, grau und weiß vor uns. |
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Es soll viele Reisende geben, denen es während ihres gesamten Aufenthaltes nicht vergönnt ist, die Spitzen des Bergmassivs überhaupt einmal zu sehen und uns gelingt das gleich im ersten Augenblick. Es ist wunderschön, im Sonnenschein auf diese Berge zu zufahren und als die Straße dem See einmal sehr nahe ist, halten wir an und gehen ans Ufer. Es ist völlig windstill und die Berge spiegeln sich im Wasser. Unglaublich, denn der Wind hier ist eigentlich legendär. Sandra befindet das Wasser für warm genug für ein Fußbad. Nach wenigen Sekunden im Wasser ändert sie ihre Meinung jedoch, oh was ist das kalt. Hier lassen wir uns Zeit. Am Ufer liegen ziemlich sonderbare Steine und die müssen wir uns genau ansehen. Die letzten 15 Kilometer bis zur Lodge fahren wir dann langsam, immer wieder die Ausblicke bewundernd. Die Lodge selbst scheint eher eine Estancia zu sein, die ein paar Zimmer vermietet aber uns ist es egal. Hier blühen überall Lupinen und als wir uns dem Haus nähern, kommt eine ältere Dame heraus, die sogar etwas Englisch spricht. Sie hat unsere Reservierung vorliegen und zeigt uns unser Zimmer im Nebenhaus. Während das Zimmer selbst recht einfach ist, ist der Blick aus dem Fenster unbezahlbar. Eigentlich bräuchten wir gar nicht mehr raus, denn das Paine Massiv liegt zum Greifen nahe direkt vor unserem Bett. Dann kommt noch eine jüngere Frau, die sehr gut Englisch spricht und von ihr erfahren wir, dass dies heute der erste windstille Tag des Sommers ist. |
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Wir entleeren unser Auto und schütten noch etwas Diesel in den Tank. Der Tankwart hat es zu gut gemeint und die Kanister zu voll gemacht. Nun laufen diese über und die Ladefläche des PickUps stinkt wie eine Tankstelle. Zum Glück haben wir es rechtzeitig in Cerro Castillo gemerkt und versuchen nun so gut es geht, den Schaden zu begrenzen. Nicht, das „unser kleines Schwarzes“ zum Kapitänsempfang nach Diesel stinkt… Dann setzen wir uns einfach auf die Bank vor dem Haus, essen die mitgebrachten Empanadas und genießen den Blick. Allzu lange halten wir es leider nicht aus, da die Sonne so sehr brennt. Morgen müssen wir wohl gleich Sonnencreme auftragen. Nach einer weiteren Fotosession mit Blumen und Bergen verziehen wir uns für eine Stunde ins Zimmer. Unsere Gesichter und Arme brennen, doch ein kleiner Gang hinunter zur Laguna Verde muss trotzdem sein. Es ist schade, trotz des schönen Wetters müssen wir Jacken anziehen, nur um unsere Arme vor noch mehr Sonne zu schützen. Nun hat man hier schon mal T-Shirt-Wetter und dann kann man es noch nicht einmal nutzen… aber wir sind ja selbst Schuld. Am Ufer des Sees liegen Knochen in Massen. Ein komplettes Ersatzteillager findet man hier, von Hüften bis zu Zähnen und Kieferknochen. Zum Glück ist all dies nicht menschlichen Ursprungs, denn sonst würde uns wohl Angst und Bange. Von welchen Tieren die Knochen stammen, wissen wir nicht, tippen aber auf Guanakos. Die Wasseroberfläche dieses Sees ist nicht mehr so schön glatt und kleine Wellen kommen ans Ufer. |
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Nach 400 Metern ist der weitere Weg durch Bäume versperrt und wir kehren um. Zurück im Zimmer bleibt uns nur der tolle Blick aus dem Fenster, aus dem Schatten heraus. Erst 19 Uhr machen wir uns auf den Weg zurück zum Lago Sarmiento, um dort den Sonnenuntergang zu fotografieren. Unterwegs stehen mal wieder Guanakos an der Straße. Die Oberfläche des Lago Sarmiento ist nun leider auch nicht mehr glatt und das macht einen Riesenunterschied zu der Stimmung heute Mittag. Trotzdem finden wir einen netten Platz mit Blick über den See und genießen diesen wunderbaren Ausblick. Der Sonnenuntergang selbst wird dann recht unspektakulär, da die dramatischen Wolken von gestern fehlen. Aber man kann ja nicht alles haben und für das heutige Traumwetter können wir auch mal auf etwas anderes verzichten. Im letzten Dämmerlicht fahren wir die 15 Kilometer zurück zur Estancia und kriechen in unsere warmen Betten. Gute Nacht! Wir sind im Torres del Paine angekommen. |
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Montag, der 14. Januar 2013 Für die Abenteuerlust moderner Reisenden kommt es darauf an, dass viel passiert, aber nichts passieren kann. (Hans-Armin Weirich) Schon um 5.20 klingelt der Wecker. Ein Blick aus dem Fenster verrät, dass es wieder windstill und die Laguna Verde spiegelglatt ist. Deswegen steht Sandra schnell auf und läuft hinunter zum Ufer. Ein paar rötliche Wolken und das erste Licht auf den Bergspitzen, dazu die Spiegelung im Wasser. Ein sehr ruhiger Tagesbeginn. Zurück im Zimmer wird dann etwas gepackt bevor wir zum Frühstück in das Haupthaus gehen. Hier sitzt bereits eine kleine Gruppe von Engländern, die ebenfalls gestern angekommen sind und heute wohl wandern wollen. Wir können zwischen Pfannkuchen und Rührei wählen, dazu gibt es Toast, Marmelade, Wurst und Käse. Alles sehr lecker. Bevor wir uns auf den langen Weg zurück zur Hauptstraße machen, müssen noch unsere Pässe kopiert werden und wir bezahlen die Rechnung. Dann holpern wir den Weg südlich des Lago Sarmiento zurück. Mittlerweile ist es das vierte Mal, dass wir hier langfahren und wir kennen bereits jedes Schlagloch. Da auch der Lago Sarmiento mal wieder spiegelglatt ist, wollen wir dort noch einmal anhalten. |
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Kurz vor diesem Stopp springen plötzlich Guanakos über die Straße und als Sigrid diese filmen will, merkt sie, dass ihre Brille fehlt. Auch das gründlichste Suchen hilft nichts, sie liegt wohl doch noch im Bad auf der Estancia. Nur gut, dass wir es nicht eilig haben, dass wir noch keine 100 Kilometer weg sind und dass wir genügend Diesel im Kofferraum haben. Also begrüßen wir jedes Schlagloch zwei weitere Male bis wir dann samt Brille an der Hauptstraße ankommen. Hier ist viel Verkehr, alle 10 Minuten kommt uns ein Auto entgegen. Auch diese Strecke ist nur Schotter und durch die vielen Autos haben sich viele Wellblechabschnitte gebildet. Mittlerweile hat sich der Himmel zugezogen, so dass es keine Sonne mehr gibt. Die Berge sind aber trotzdem noch sehr gut zu sehen. Wir folgen dem Wegweiser zur Laguna Azul und auf dem Weg dorthin landen wir inmitten einer Guanakoherde, die sich durch uns überhaupt nicht stören lässt. Es wird gefressen, gespielt, gerannt und gerammelt. Wir bleiben eine Weile und sehen dem Treiben zu. An der Laguna Azul sind wir etwas enttäuscht aber das liegt wahrscheinlich am grauen Wetter. Wir gehen ein kleines Stück und fahren dann schnell weiter. Nun steuern wir die Laguna Amarga an, ein potentielles Ziel für Sonnenauf- und -untergänge. Am Strand versorgen wir erst einmal wieder unsere Benzinkanister bevor wir am Rand der Lagune entlanggehen, da in der Ferne Flamingos zu sehen sind. Bei der Weiterfahrt stoßen wir auf eine Eingangsstation des Nationalparks und dürfen unseren Eintritt bezahlen, natürlich wieder mal mit Passnummern und allen Angaben. Hier auf dieser Reise würde es sich wirklich lohnen, die Passdaten auswendig zu lernen. Nachdem wir unsere 30 Euro pro Person gezahlt haben, folgen wir der Straße zu unserer heutigen Unterkunft. Sandra hat am Fuße der Las Torres eine Übernachtung im Iglu gebucht und Sigrid ist sehr gespannt. Außer einem eigenen Bad sollen die Zeltunterkünfte alles Notwendige haben, z.B. richtige Betten. Die Straße dorthin ist jedoch sehr schlecht. Riesige Schlaglöcher und große Steine behindern alle hier fahrenden Autos. Uns vergeht jede Lust, diese Straße freiwillig noch einmal zu fahren, um den Sonnenauf- oder -untergang zu fotografieren. Zum Glück haben wir ein großes Auto, so dass wir einigermaßen gut die 7,5 Kilometer bewältigen. Hier suchen wir nun das Ecocamp und können keinen Wegweiser finden. Also fährt Sandra einfach mal gerade aus zum Hotel Las Torres und wir sprechen gerade über Jürgen und Andrea, mit denen wir uns heute Abend hier treffen wollen, als wir auf dem Parkplatz einen kleinen roten Fiat sehen mit einem Mann davor. Bei näherem Hinsehen ist dies Jürgen. Welch ein Zufall. Wir begrüßen uns erst einmal und werden dann einen der Benzinkanister los, den wir als Tankwagen für ihn mitgebracht haben. Dann suchen wir weiter unsere Unterkunft, doch erst nach drei Versuchen und Nachfragen finden wir die halbrunden Zelte auf einem kleinen Bergplateau. Der Check In geht schnell, auf die Frage nach dem Schlüssel teilt man uns mit, dass es keine gibt. Alles bleibt offen. Die Iglus sind ziemlich klein, man kommt nur gebückt durch die Tür. Drinnen ist es, bedingt durch die sommerlichen Temperaturen, ganz schön warm. Wir sind nicht begeistert, richten uns aber für eine Nacht so gut es geht ein. |
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Nach einem kleinen Imbiss in der offenen Zelttür, laufen wir den Weg zurück zum Hotel Las Torres, wo wir uns mit Jürgen und Andrea verabredet haben. Mit den beiden werden wir auch die Kreuzfahrt zusammen machen und wir haben viel zu erzählen. Mittlerweile ist die Sonne wieder hervor gekommen und es ist brütend heiß. Bei gefühlten 28 Grad warten wir gegen 17.30 Uhr vor dem Hotel, als sich plötzlich ein Pferdewagen, der gerade vor dem Hotel gehalten hat, selbständig macht. Das Pferd geht durch und rast mit der Kutsche über den Parkplatz. Nachdem mehrere Autos ramponiert sind und der Fahrer fast noch unter die Kutschenräder gekommen wäre, kann das Pferd endlich gestoppt werden. Außer ein paar Blechschäden und leichten Blessuren beim Kutschenfahrer ist zum Glück nichts passiert, das hätte auch schlimmer enden können. Dann sehen wir Jürgen wieder. Andrea hat bereits einen Picknicktisch reserviert und bei reichlich Rotwein vergehen die nächsten Stunden wie im Fluge. Es gibt ja soviel zu erzählen. Anreise, Torres del Paine, Ushuaia, Kreuzfahrt, Grönland und so weiter und so fort. Auch ein paar Regenschauer zwischendurch stören uns nicht. Es ist schon fast 21 Uhr als wir aufbrechen zu unserem Camp. Untergehakt gehen wir die zwei Kilometer… da merkt man das Schwanken nicht so. ;-) Der Sonnenuntergang findet heute mal wieder nicht statt und so sind wir schon kurz nach 22 Uhr in den Betten. Diese sind mollig warm und durch die Fenster kann man vom Bett aus die Felsspitzen von Las Torres sehen. Gute Nacht! |
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Dienstag, der 15. Januar 2013 Ein Leben ohne Schokolade ist wie Urlaub ohne Sonne. Als um 5.30 Uhr der Wecker klingelt, bestätigt der erste Blick aus dem Fenster die Wetterprognose für heute. Es soll regnen und draußen ist es recht grau. Da man hier aber nie genau wissen kann, was die nächsten Minuten bringen, läuft Sandra trotzdem raus um für das große Leuchten auf den Bergen bereit zu sein. Heute findet es leider nicht statt und wir machen uns fertig so gut es geht im Gemeinschaftsbad und dem kleinen Iglu. Als wir um 7 Uhr frühstücken wollen, ist niemand da und es riecht verbrannt. Im Nebenzelt wabern bereits die Rauchschwaden in der oberen Hälfte der Kuppel. Irgendetwas stimmt hier nicht. Sandra geht hoch zur Rezeption, um jemand zu verständigen, doch auch dort ist alles abgeschlossen. Es vergehen einige Minuten, bis zwei Mädchen vorbei gehen und auf Sandra Rufe mitkommen. Als sie in das Zelt kommen, braucht es keiner Spanischkenntnisse mehr und sie verstehen, warum wir gerufen haben. Sigrid hat inzwischen alle Türen weit aufgemacht, denn auch das zweite Zelt steht schon voller Rauch. Nun kommt auch der junge Mann, der wohl für das Frühstück verantwortlich ist und das Brot im Toaster vergessen hat. Gäste sind weit und breit nicht zu sehen und wir müssen ihm alles einzeln abverlangen. Erst das Brot, dann Käse, dann ist der Kaffee alle. Resignierend holen wir uns nun einfach von den Nebentischen die Butter, die wohl noch von anderen Gästen da steht. Toller Service! Kopfschüttelnd machen wir uns auf den Weg, rütteln mit Don Pedro die Straße den Berg hinunter und dann die katastrophale Schlaglochpiste zurück zur Administration. Dazu noch der graue Himmel… na ja was soll’s. Bei so viel Regen wie es hier normalerweise gibt, dürfen wir nicht unzufrieden sein. Wir wollen heute Morgen noch die letzten Sehenswürdigkeiten auf dieser Seite des Parks ansehen. Als erstes folgt noch einmal ein kleiner Abstecher zur Laguna Amarga und nach ein paar Minuten Warten guckt doch tatsächlich die Sonne durch die Wolken. Es reicht für interessante Lichtspiele auf den Hügeln vor den Bergen. So schlecht ist das Wetter doch gar nicht. |
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Dann fahren wir zur Cascada Paine, einem größeren Wasserfall. Auf dem Weg dorthin laufen uns ein paar Graufüchse über den Weg doch bevor wir sie fotografieren können, sind sie verschwunden. Am Wasserfall sind wir dann ganz allein und die Sonne kommt hervor wie für uns bestellt. Es ist herrlich, dem rauschenden türkisblauen Wasser zuzusehen. Sogar ein Regenbogen zeigt sich über dem Wasserfall. Wieder einmal genießen wir es, mit dem Auto unabhängig zu sein. Auf dem Weg zurück kreuzt plötzlich eine große Schafherde unseren Weg und wird sogleich als Fotomotiv erkannt. Mittlerweile ist es schon wieder so warm, dass man im T-Shirt draußen sein kann. Dann beginnen wir unseren weiteren Weg durch den Park und kommen nun in den westlichen Teil. Von hier sieht man die Torres überhaupt nicht mehr, dafür jedoch eine andere Formation, die man die Hörner nennt, Los Cuernos. Von verschiedenen Aussichtspunkten liegen sie zum Greifen nahe vor uns und ab und zu zeigt sich auch die Sonne. An einem weiteren Wasserfall, dem Salto Grande wollen wir uns schon einmal umsehen, denn hier möchte Sandra morgen zum Sonnenaufgang fotografieren. Da das Wetter ja heute doch ganz gut ist, gehen wir den halben Kilometer zu den Fällen sogar ohne Jacke. Hier sind bedeutend mehr Menschen unterwegs und auch wir schauen uns alles an. Man kann von hier aus sogar schon unser Hotel sehen und wir sind sehr gespannt, wie es denn wohl sein wird. Hier hatten wir vor zwei Jahren unsere Reservierung stornieren müssen wegen des Streiks und nun sind wir endlich doch da. Die Sonne scheint und der Lago Pehoe liegt strahlend türkisblau vor uns. Über eine lange rote Holzbrücke müssen wir gehen, um auf einer Insel das Hotel zu erreichen. |
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Wir erhalten das Zimmer mit der schönsten Aussicht und sind überglücklich. Hier wollen wir nicht mehr weg. Noch während wir uns einrichten und die Toilette ausprobieren, die nur mit einer artistischen Einlage benutzt werden kann, sind draußen die Los Cuernos plötzlich verschwunden und große dicke Tropfen fallen. Zehn Minuten später ist alles vorbei, die Berge sind wieder im Sonnenschein und wir machen uns auf, um über die Brücke unser restliches Gepäck zu holen. Dabei können wir uns an diesem Anblick gar nicht sattsehen. Da das Wetter jetzt wieder gut ist, gehen wir gleich noch einmal los, setzten uns auf die Brücke und genießen schweigend den Ausblick. Immer wieder muss der Auslöser gedrückt werden. Dann sehen wir hoch über dem Hotel an der Straße viele Leute stehen. Von dort muss der Ausblick auch toll sein und so gehen wir mal die Straße hinauf. Auch von hier oben ist es traumhaft. Nun liegt unsere Insel im türkisfarbenen See und dahinter die Berge mit riesigen Wolkentürmen darüber. So etwas Kitschiges muss unbedingt fotografisch festgehalten werden. Wir sitzen noch ein Weilchen hier oben und schauen den Wolken zu wie sie Licht und Schatten über den See schicken, dann kommt eine ziemlich große graue Wolke und vorsichtshalber machen wir uns auf den Rückweg. Nicht zu Unrecht, denn gerade als unser Kaffeewasser kocht, geht draußen der nächste Schauer nieder. Eine halbe Stunde später scheint wieder die Sonne. Also wenn Regentage hier im Torres del Paine N.P. immer so aussehen würden, würde sich wohl keiner beschweren. |
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Da das Wetter noch wieder so gut ist und wir das nutzen wollen, machen wir uns am späten Nachmittag noch einmal auf zu einem weiteren Wasserfall. Der Salto Chico liegt nahe dem Explora Hotel, wo die Gäste mit 1000 USD pro Nacht wohnen dürfen. Wir nutzen nur den Wanderweg zum Wasserfall und auch hier ist das Panorama wieder mal atemberaubend. Nun haben wir auch diesen Wasserfall schon besichtigt und es sind immer noch vier Stunden Zeit bis zum Sonnenuntergang. Soviel Zeit im Urlaub haben wir selten. Doch Sandra hat einiges an Schlechtwetterpuffer eingeplant, die wir bisher nicht gebraucht haben. Dazu kommen noch die langen Sommertage, es ist von 6 – 22 Uhr hell. Wenn wir in diesem Tempo weitermachen, haben wir noch viel freie Zeit. Zum Sonnenuntergang gehen wir noch einmal hinauf zum Aussichtspunkt an der Straße, doch es ist sehr windig geworden und die Sonne ist bereits hinter den Wolken am Horizont verschwunden. Nach einem kleinen Schluck Wein treten wir bald den Rückweg an, das wird heute nichts mehr. Mit einem letzten Blick aus dem Fenster schlafen wir schnell ein. |
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Mittwoch, der 16. Januar 2013 Die Landschaft erobert man mit den Schuhsolen Nicht mit den Autoreifen Georges Duhamel Schon um 4.30 Uhr klingelt heute der Wecker. Schnell machen wir uns fertig und fahren die sechs Kilometer zum Parkplatz des Salto Grande. Hier sind wir ganz allein unterwegs. Sandra sucht sich einen Platz unten an den rauschenden Stromstellen und Sigrid beobachtet das Leuchten der Berge rund herum. So richtig perfekt ist der Sonnenaufgang nicht, das Licht wird wohl durch Wolken im Osten blockiert und das große Leuchten auf den Hörnern bleibt mal wieder aus. Trotzdem entstehen einige stimmungsvolle Aufnahmen vom Wasserfall im frühen Morgenlicht. Dann geht es erst einmal zurück zum Hotel, das Frühstück wartet. Man hat uns einen Tisch direkt am Fenster mit Blick auf den See reserviert. Perfekt. Wir sind gerade die einzigen Gäste und langen kräftig zu. Nach einer kleinen Packpause im Hotel machen wir uns dann auf. Wir wollen zum Mirador Los Cuernos wandern. Das sind vier Kilometer bis zum Lago Nordenskjöld vorbei an Seen und Wiesen mit Wildblumen. Wir scheinen die einzigen Wanderer heute zu sein, dabei ist es schon 10 Uhr. Der Weg führt an vielen abgebrannten Baumskeletten vorbei und die Sonne brennt schon wieder vom Himmel. Ist das wirklich das windgepeitschte, feuchte Patagonien, von dem immer erzählt wird? |
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Hier hat im Januar 2012 ein großes Feuer gewütet, wegen dem der ganze Park geschlossen wurde. Wir kennen zwar die Landschaft von vorher nicht, merken aber in den nächsten Tagen beim Vergleich mit anderen Parkgebieten, welcher Schaden hier entstanden ist. Da die Bäume fehlen, gibt es auch keine Vögel mehr. Dafür haben sich viele Wildblumen durchgesetzt und auch kleine Sträucher sind schon wieder zu sehen, Die Natur hilft sich selbst. Als wir am Mirador ankommen, suchen wir uns ein paar schöne Sitzsteine und genießen die Stille und die Sonne um uns herum. Bis plötzlich ein lautes Donnern unsere Ruhe stört. Suchend schauen wir uns um und entdecken bald den Auslöser des Lärms. Oben am Gipfel des schneebedeckten Admirante Nieto Gipfels gehen Lawinen ab. Diese fallen im freien Fall auf eine tieferliegende Felsbank und dieser Knall hallt kilometerweit. Alle paar Minuten ist dieses Schauspiel nun zu beobachten. Als nach ca. 40 Minuten die nächsten Wanderer eintreffen, machen wir uns auf den Rückweg. Nun wird es voller und ständig kommen uns neue Wanderer entgegen. Wir laufen schon wieder nur im T-Shirt, da der Wind schlafen gegangen ist. Zwischendurch müssen immer mal wieder Blümchen geknipst werden. Zurück am Auto reicht es dann auch erst einmal. Nach dem frühen Start heute haben wir uns eine kleine Pause im Hotel verdient. Und immer noch bestaunen wir den Ausblick. Wie viele Bilder wir wohl schon aus dem Fenster gemacht haben? |
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Nach dem Kaffee fahren wir noch einmal los in Richtung Norden. Bisher haben wir keine Guanakos im Sonnenschein fotografiert und das soll sich nun ändern. Leider sind die Guanakos anderer Meinung, denn außer einem Tier in großer Entfernung ist der ganze Park plötzlich tierfrei. Das gibt es doch nicht. Bisher standen sie überall und plötzlich sind sie verschwunden? Wir wundern uns, doch ändern können wir es nicht. Nach einer halben Stunde warten und zwei Kondoren in großer Höhe geben wir es auf und fahren zurück in Richtung Lago Pehoe. Hier schauen wir uns noch das Gelände des Campingplatzes an auf der Suche nach Fotostandorten und dann gehen wir zurück auf unsere Insel. Hier gibt es heute einen recht schönen Sonnenuntergang vom Hügel hinter dem Hotel. Wieder ist es fast 23 Uhr, bis wir im Bett sind. |
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Donnerstag, der 17. Januar 2013 Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden (Mark Twain) Und schon wieder ist um 5 Uhr die Nacht zu Ende. Wir wollen heute Vormittag eine Bootsfahrt auf dem Lago Grey machen und dafür müssen wir bereits um 7 Uhr an der Grey Lodge sein. Bis dorthin fährt man jedoch mindestens 45 Minuten und so machen wir uns um 6 Uhr auf den Weg. Gerade, als wir das Haus verlassen, beginnt draußen die Sonnenaufgangsshow. Sozusagen im Vorbeigehen, ohne Stativ und Vorbereitung, bekommen wir heute das große Leuchten geboten. Um die Bergspitzen gibt es jede Menge Wolken und diese werden von der gerade aufgegangenen Sonne angestrahlt. Toll. Die Zeit für dieses Schauspiel nehmen wir uns und nach wenigen Minuten ist auch schon alles vorbei. Es gab anscheinend nur eine kleine Wolkenlücke am Horizont, denn jetzt ist alles wieder grau. Hoffentlich haben wir uns mit unserer Tagesplanung nicht verkalkuliert, denn ohne Sonne ist der Gletscher bestimmt nur halb so schön. Pünktlich kommen wir am Lago Grey an, bezahlen unsere Tour und warten darauf, dass es los geht. Mit uns warten noch ein paar andere Leute, u.a. eine allein reisende junge Frau aus Deutschland, die schon ein paar Wochen in Chile unterwegs ist. Mit einem Shuttle werden wir zum Parkplatz gebracht und nun müssen wir erst einmal wandern. Über eine wackelige Hängebrücke, die nur sechs Personen gleichzeitig trägt, über einen Hügel voll mit grünen Bäumen, der uns erst einmal bewusst macht, was das Feuer weiter nördlich angerichtet hat und über einen langen Kiesstrand. Dann kommen wir zu einem Bootsanleger, wo schon mehrere Menschen warten, die alle Schwimmwesten tragen. Unser Boot liegt nicht am Steg, sondern weiter draußen und die Passagiere werden wohl mit Zodiacs an Bord gebracht. Na dass ist ja lustig, eine schöne Einstimmung auf die Antarktis. Nachdem es auch Sandra geschafft hat, die Schwimmweste richtig herum anzuziehen, steigen wir alle in das schwankende Boot. Bei der Fahrt zum Schiff wird uns klar, warum man bei den Zodiac Fahrten wasserfeste Kleidung tragen soll. Das Spritzwasser macht nämlich nass… |
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Währenddessen hat die junge Frau aus Deutschland einen unserer Mitreisenden als Dirk Steffens aus dem Fernsehen identifiziert. Wir kennen ihn nicht. Erst als er am Gletscher mit einer kompletten Filmcrew, drei Kajaks und zwei Tonnen Kamera-Ausrüstung an Land gebracht wird, schauen wir mal etwas genauer hin. Mit den Kajaks durch die Eisberge im Sonnenschein zu fahren, würde auch uns gefallen. Aber noch scheint die Sonne nicht und die Fahrt bis hierher war recht ereignislos. Draußen war es zu nass durch das Spritzwasser und die einzelnen Eisberge, an denen wir vorbei fahren, sind zu weit weg. Aber nun nähern wir uns dem Gletscher und auf der Eisfläche sind bereits vereinzelte Sonnenlichter zu sehen. Alle sind gespannt und als wir still an der ersten Abbruchkante des Gletschers vorbei gleiten, tut uns die Sonne den Gefallen und beleuchtet die Szene für uns. So geht es nun weiter. Zwischendurch wird uns ein Pisco Sour oder Whiskey auf Gletschereis serviert und vor der zweiten Gletscherfront machen wir halt vor einem riesigen Eisberg. Spätestens hier sind alle fasziniert von den Farben und Formen des Eises. Insgesamt drei Gletscherfronten sehen wir uns aus der Nähe an und immer wieder kommt zwischendurch die Sonne hervor, die das Eis zum Leuchten bringt. Auch die Rückfahrt erfolgt nun im Sonnenschein und über dem See hat sich eine ganze Armada von Linsenwolken gebildet. Wie große Raumschiffe hängen sie riesig groß am Himmel über dem türkisfarbenen See. |
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Das Übersetzen mit dem kleinen Boot zurück zum Ufer geht dann schon besser und als wir zurück an der Lodge sind, findet Sandra sogar noch einen Schwarm grüner Papageien, die hier wohl zu Hause sind. Sie sind nicht sehr scheu und so können wir sie eine Weile beobachten. Kaum zu glauben, dass diese lustigen Gesellen so weit südlich wohnen. Nach einem Imbiss im Auto fahren wir langsam wieder in Richtung Hotel. Dieses hier ist wohl die zweitschlechteste Straße des ganzen Parks und so quälen wir uns von Schlagloch zu Schlagloch. Unser armes Auto. Es wäre kein Wunder, wenn es vor Altersschwäche und Überanstrengung zusammenbrechen würde, doch bisher schlägt sich Don Pedro sehr gut. Kein Quietschen, Knarren oder Stöhnen. Regelmäßig bekommt er von uns ein paar Liter Diesel spendiert, damit die Kanister auf der Ladefläche endlich alle werden. Mittlerweile wissen wir, dass ein Kanister durchaus gereicht hätte aber zumindest hatten wir so überhaupt keine Tanksorgen. Als wir gegen 14 Uhr zurück am Hotel sind, brauchen wir beide einen Mittagschlaf. Irgendwann reichen fünf Stunden Schlaf pro Nacht nicht mehr aus. Das Aufstehen um 16 Uhr fällt schwer, doch draußen scheint immer noch die Sonne und so schön der Ausblick aus dem Zimmer auch ist, wollen wir doch nicht den ganzen Nachmittag drinnen verbringen. Also was tun? Angesehen haben wir alles, so geht Sandra mit einer Flasche Wein ins Restaurant und bittet darum, sie zu öffnen. Mit zwei Gläsern setzen wir uns auf die Brücke, tanken Sonne, schauen auf den See und die Berge, trinken ein Schlückchen Wein und genießen diesen schönen Tag. Gegen 19 Uhr macht sich Sandra noch einmal auf zum Aussichtspunkt an der Straße, während Sigrid früh ins Bett geht, um ihre wieder aufkeimende Erkältung auszukurieren. Der Sonnenuntergang kann leider mit dem Aufgang von heute Morgen überhaupt nicht konkurrieren und so herrscht um 22.30 Uhr Ruhe im Zimmer 37. |
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Freitag, der 18. Januar 2013 Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus welchem wir nicht getrieben werden können. (Jean Paul) Für Sandra ist diese Nacht wieder um 5.30 Uhr zu Ende, denn es könnte ja der schönste Sonnenaufgang der Reise bevorstehen. Sigrid bleibt liegen und verpasst nicht allzu viel im Vergleich zu gestern. Vor dem Frühstück fangen wir noch an zu packen, denn wenn wir heute Nachmittag in Punta Arenas unser Auto abgeben, wollen wir nicht mit 20 Taschen ins Taxi steigen. Gegen 8 Uhr wollen wir starten aber irgendwie wird es doch 8.45 Uhr bis wir loskommen, denn der Herr an der Rezeption ist neu und kann nur Gäste einchecken. Den Check Out beherrscht er noch nicht und so muss jemand anders aus dem Bett geholt werden… Während des Wartens werden wir noch Zeugen, wie eine Frau ein Bad im Lago Pehoe nimmt. Brrrh, muss das kalt sein. Noch einmal nehmen wir alle Aussichtspunkte mit und saugen den Anblick der sonnigen Berge mit den türkisblauen Seen davor in uns ein. Die Zeit hier im Torres del Paine National Park war wunderschön und wir sind froh, dieses nun doch noch gesehen zu haben. Nach einhundert Kilometern erreichen wir dann wieder die Teerstraße und das Gerumpel hat nach insgesamt über 500 Kilometern ein Ende. Nun rauschen wir mit 100 Kilometern pro Stunde in Richtung Punta Arenas, noch einmal vorbei an den Lupinenfeldern, die nicht mehr ganz so frisch aussehen. An einem Parkplatz inmitten vom Nirgendwo machen wir einen Stopp. Leider sind wir hier in den Lebensraum der einheimischen Insektenwelt eingedrungen. Eine Mischung aus Biene und Fliege wird uns sehr lästig. Sie schwirren überall und bald haben wir mindestens 20 Exemplare im Auto. Es wird mühsam, diese wieder hinaus zu bekommen aber mit ihnen möchten wir auch nicht fahren. Noch einmal halten wir an einem kleinen Coffeeshop rund 100 Kilometer vor unserem Ziel. Hier sieht es recht bunt aus mit vielen Schildern, Blumen und Aufklebern aus aller Welt. Auch der Kaffee ist sehr gut. Nachdem wir unseren letzten Diesel in den Tank geschüttet haben und die letzten Abfälle entsorgt sind, rollen wir den nun schon bekannten Weg in Richtung Punta Arenas. Um 15 Uhr erreichen wir das Büro der Autovermietung und zehn Minuten später ist alles erledigt. Wir sind erleichtert, dass trotz der schlechten Internetstimmen alles so gut geklappt hat mit Alamo und das gerufene Taxi bringt uns schnell ins Hotel, wo wir auch schon wiedererkannt werden. |
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Zum Glück ist es noch früh und so haben wir genug Zeit, alle Punkte auf unserer Liste abzuarbeiten. Zuerst holen wir die Bustickets für morgen und kaufen Proviant für die lange Busfahrt, die vor uns liegt. Dann haben wir auch schon großen Hunger und steuern der Einfachheit halber wieder das Lomito’s an. Nach fünf Tagen mal wieder ein richtiges Essen. Auch wenn es nur ein riesiger Hamburger ist, erscheint es uns wie der Beste der Welt. Da heute Freitag ist, ist viel los in den Straßen. Alle Einwohner scheinen das gute windstille Wetter zu genießen und sind unten an der Promenade der Magellanstraße unterwegs. Dies ist auch unser Ziel, denn heute wollen wir das Casino des Dreams ausprobieren, doch irgendwie mag es uns heute mal wieder nicht. Nun gut, dann eben nicht. Langsam schlendern wir draußen am Wasser entlang und nachdem wir im Hotel noch etwas gepackt haben, ist dieser Abend schnell zu Ende. |
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Samstag, der 19. Januar 2013 Der Weg ist das Ziel Kurz nach 6 Uhr klingelt der Wecker und wir setzen gleich unser Packen fort, denn heute wollen wir mit dem Bus von Punta Arenas nach Ushuaia in Argentinien auf Feuerland fahren. Zwölf Stunden soll die Fahrt dauern. Nach einem kleinen Frühstück fahren wir mit dem Taxi und unserem Gepäck zum Büro von Buses Barria, wo um 8 Uhr der Treffpunkt sein soll. Hier warten schon einige Mitreisende. Es sind Amerikaner, Kanadier, Israelis, Franzosen, Italiener, Chilenen, eine Dänin und wir zwei Deutschen an Bord. Sie alle haben eines gemeinsam… viel Gepäck. Doch obwohl offiziell nur 20 Kilo pro Person erlaubt sind, interessiert das eigentlich niemand. Es werden Rucksäcke, Reisetaschen und Fernseher im Bus verstaut und dann geht es los. Die ersten Kilometer kennen wir ja schon, hinaus aus der Stadt, am Flughafen vorbei und dann nach einer Stunde rechts halten. So folgen wir dem Verlauf der Magellanstraße. Draußen sind Guanakos, Schafe und die flache Landschaft im Sonnenlicht zu sehen. Nach vielen Kilometern passieren wir die alte Estancia San Gregorio, wo wir vor zwei Jahren schon einmal waren. So weit hatten wir es gar nicht in Erinnerung. Die Schiffswracks liegen heute hoch am Strand, ist so wenig Wasser in der Magellanstraße??? Eine Stunde später erreichen wir die Fähre nach Feuerland. Hier müssen alle aussteigen und nach einiger Wartezeit dürfen wir zu Fuß auf das Schiff. Die Sonne scheint mit aller Macht, es ist windstill. Als alle Autos und Busse verladen sind beginnt die nur zwanzig Minuten dauernde Überfahrt. Wir werden begleitet von Delfinen, die neben der Fähre schwimmen. Zusammen hopsen wir von der Fähre auf den Boden von Feuerland. Obwohl dieser Name etwas Magisches hat, zeigt doch die weitere Fahrt, dass es sich zumindest im Norden von Feuerland um eine öde, ziemlich ebene Weidefläche für Schafe handelt. Während unserer noch vor uns liegenden neun Stunden Fahrt sehen wir wohl hunderttausend Schafe, ein paar Rinder und Guanakos, jedoch nur zwei Gauchos und drei kleinere Städte. Die ersten hundert Kilometer auf Feuerland müssen wir mit dem Bus leider auf einer Schotterpiste zurücklegen. Das ist ziemlich ermüdend, da es über 30 Grad im Bus sind. Als wir gegen 14 Uhr endlich den Grenzort San Sebastian erreichen, stürmen alle die dortige Imbiss-Station. Man bestellt Sandwiches, Pommes oder wie wir nur einen Kaffee, da wir ja gestern bereits Empanadas für die Fahrt gekauft haben. Nach einer halben Stunde fahren wir dann die restlichen 500 Meter bis zur Grenze, wo wir aus Chile ausreisen. |
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Viele Kilometer weiter steht dann in der Pampa eine Grenzstation für die Einreise nach Argentinien und hier dauert es etwas länger, da es sehr voll ist. Insgesamt brauchen wir für alle Grenzformalitäten zwei Stunden und als wir all dies geschafft haben und der halbe Bus den kleinen Laden gestürmt hat, da es dort Eis gibt, liegen noch weitere 300 Kilometer vor uns. Trotz einer guten Straße brauchen wir inklusive einer weiteren Pause noch einmal vier Stunden, bis wir im letzten Licht der tiefstehenden Sonne in die staubigen Straßen von Ushuaia einrollen. Die südlichste Stadt der Welt empfängt uns mit Bilderbuchwetter und einem Empfangskomitee. Jürgen und Andrea stehen schon bereit und haben auf uns gewartet. In Windeseile ist das Gepäck ins Auto verladen und schon zehn Minuten später stehen wir in unserem Hotel. Vielen Dank! Nun reicht es aber auch mit dem Busfahren. Nach 650 sehr interessanten Kilometern freuen wir uns, dass wir angekommen sind. Mittlerweile ist es 22 Uhr und wir fallen nach einem kleinen Imbiss sehr bald ins Bett in unserem Zimmer mit Blick auf den Beagle Kanal im Hotel Costa Ushuaia. |
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Samstag, 15. Januar 2011 El Chalten - El Calafate "Die Menschen zieht es aus verschiedenen Gründen zu den unentdeckten Plätzen der Welt. Einige werden einfach von Abenteuerlust getrieben, andere haben einen unstillbaren Durst nach wissenschaftlichen Erkenntnissen, und wieder andere werden durch verlockende Versprechungen flüsternder Stimmen, der geheimnisvollen Faszination des Ungewissen, von den ausgetretenen Pfaden weggezogen." (Roald Amundsen) Und wieder klingelt um 5 Uhr der Wecker. Während Sigrid liegen bleibt, überlegt Sandra noch, ob sie wirklich aufstehen soll. Doch plötzlich sind aus dem Fenster ein paar rote Wolken zu sehen. Also schnell die Jeans an und den Fleecepullover und dann ab an das Ufer des Beagle Kanals. Es ist ziemlich windstill und das gestern Abend ausgesuchte Motiv gibt es nicht mehr. Anscheinend ist der Einfluss von Ebbe und Flut so groß, dass der Stein im Wasser jetzt 10 Meter den Strand hinauf liegt. Aber die Wolkenfarben und die Spiegelung im stillen Wasser sind auch so sehr schön. Gegen 6 Uhr ist alles vorbei und es geht zurück ins Bett, bis um 7 Uhr dann das offizielle Aufstehen beginnt. Draußen ist mittlerweile die Sonne durch die Wolken gebrochen und nach dem Frühstück müssen wir als erstes die Lupinen vor dem Haus mit Blick auf den Beagle Kanal fotografieren. |
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Ein Taxi bringt uns dann zum Flughafen, wo wir unseren Mietwagen bei Avis übernehmen. Wir bekommen einen Opel Meriva mit nur 3600 Kilometern auf dem Zähler. Sandra meint beim Losfahren, dass dieses Auto ganz von alleine fährt, sie ist noch auf unseren roten Pick Up eingestellt. Die ersten Orientierungsversuche in Ushuaia scheitern ohne Karte kläglich. Zum Glück ist es am Sonntagmorgen recht leer aber wir finden nicht den Weg zum Supermarkt. Stattdessen erwischen wir die Straße zum Tierra del Fuego Nationalpark, wo wir sowieso danach hinwollten. Also hoffen wir, dort auch etwas zu Trinken zu bekommen und folgen der Straße zur Eintrittsstation. Hier ist es schon recht voll und wir müssen rund fünfzehn Minuten warten, bis wir unser Eintrittsgeld bezahlen können und im Park sind. An diesem sonnigen Tag erleben wir wohl einen der recht seltenen echten Sommertage hier am Ende der Welt. Überall haben es sich bereits Einheimische gemütlich gemacht, große Feuer brennen und viele Autos sind auf den staubigen Straßen unterwegs. Zuerst fahren wir zum Lago Roca, wo wir auf dem Campingplatz Wasser kaufen können. Der See selbst liegt tiefblau vor uns zwischen den Bergen und dient als Fotomotiv für viele Busladungen von Touristen. Hatten wir uns Feuerland immer eher trist und grau und nass vorgestellt, könnte dieser Anblick heute auch in Kanada sein. Danach fahren wir weiter zur Laguna Lapataia, wo wir eine kleine Wanderung machen. Mit uns unterwegs sind viele Kreuzfahrttouristen eines deutschen Schiffes und wir belauschen sie ein wenig, ohne uns selbst als Deutsche zu outen. |
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Nachdem wir dann in einem Shop noch ein bisschen bei den Souvenirs gekramt haben, wollen wir noch einen letzten Punkt im Park anfahren. Die Bahia Ensenada entpuppt sich als kleiner netter Strand mit einem Steg in einer Bucht. Das Wasser leuchtet blau und türkis und Sandra kann es mal wieder nicht lassen und muss ein Fußbad nehmen. Damit ist sie jedoch nicht allein. Wir lassen uns am Ufer nieder und kochen den letzten Schokoladenpudding. So schön kann Feuerland sein. Auf dem Steg entdecken wir einen kleinen Shop und hier gibt es Stempel vom Ende der Welt. Diesen müssen wir in unserem Pass haben als Souvenir. Dann wird es immer voller im Park und wir beschließen weiter zu fahren. Am Ausgang des Parks sehen wir, dass sich mittlerweile ein Stau von rund zwei Kilometern gebildet hat, alle diese Autos wollen noch in den Park und das gute Wetter nutzen. Zum Glück waren wir früher dran. Auch uns verlockt das Superwetter zu weiteren Aktivitäten. Direkt an unserem Hotel tummeln sich jede Menge Einheimische am Ufer und da gerade Ebbe ist, kann man auf kleinen Sandbänken ein Stück in den Beagle Kanal hineinlaufen. Wir können es noch immer kaum glauben, dass es hier solch ein Wetter geben kann. Bei der darauf folgenden Kaffeepause im Hotel finden wir eine E-Mail von Jürgen vor, der leider unsere heutige Verabredung zum Abendessen absagen muss, da es Andrea nicht gut geht. Wie schade! Also planen wir kurz um und fahren in die Stadt. Direkt im Zentrum am Hafen gibt es viele kostenfreie Parkplätze und so sind wir bald zu Fuß unterwegs, schauen in ein paar Läden und werfen einen ersten Blick auf „unser“ Schiff. Daneben liegen noch einige weitere Kreuzfahrer im Hafen, wie wir ja heute im Nationalpark schon gemerkt haben. Die Amadea, die Fram von Hurtigrouten, die L’Austral und die Silver Explorer, der vor ein paar Tagen in einem Sturm eine Welle die Fensterscheibe der Brücke zertrümmert hat. Deswegen musste das Schiff vorfristig nach Ushuaia zurückkehren und die nächste Reise absagen. Hoffentlich passiert uns so etwas nicht! Das von uns zum Abendessen ausgesuchte Restaurant Tia Elvira hat heute am Sonntag leider geschlossen und so improvisieren wir ein wenig und finden per Auto zu dem Restaurant, welches wir für heute Abend mit Andrea und Jürgen sowieso ins Auge gefasst hatten. Wir scheinen die einzigen Gäste zu sein und um es vorweg zu nehmen, wir bleiben auch die einzigen Gäste. Dafür, dass es das am besten bewertete Restaurant bei Tripadvisor ist, ist hier im „Küar“ recht wenig los. Wir bekommen einen tollen Tisch direkt am Fenster mit Blick auf das Wasser und können beobachten, wie ein Kreuzfahrtschiff nach dem anderen den Hafen verlässt. Unser gewähltes Essen ist sehr lecker und reichlich. Sigrid schmeckt der Lachs und Sandra genießt die Königskrabben in Parmesansauce. Danach fahren wir schnell nach Hause und nach einem kurzen Abstecher an den Strand zum Sonnenuntergang kehrt schnell Ruhe ein. |
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Ende Teil 1 |