Winter in Yellowstone | ||
Vorwort Yellowstone im Winter ist ein Mythos. Viele sagen, wie toll es sein muss und keiner fährt hin. Auch uns ging es lange Zeit so. Unerreichbar und viel zu teuer. Erst bei unseren Reisevorbereitungen für einen Besuch im Yellowstone National Park im Herbst 2008 stieß ich im Internet auf detaillierte Angaben über Preise, Transfers und Ausflüge. Und plötzlich war dieser Mythos erreichbar und bezahlbar und rückte damit in unsere Liste der Reisewünsche auf. Vielleicht würde es ja irgendwann einmal zeitlich passen. Und dann passte es ziemlich schnell. Eigentlich hatten wir für den Winter 2009/2010 mit einer Reise in die Antarktis geliebäugelt, aber das passende Reiseangebot wollte einfach nicht kommen. Ende Oktober 2009 fand ich im Internet unglaublich günstige Flugpreise in die USA. Ein paar Tage gingen die Entscheidungen immer hin und her. Antarktis? Oder doch Yellowstone? Am Ende siegte der Preis. Für unglaubliche 326 Euro pro Person buchten wir unsere Flüge mit Continental Airlines über New York direkt nach Jackson Hole in Wyoming und zurück ab Las Vegas. Auch die gewünschte Lodge in Yellowstone war für unsere Daten noch verfügbar. Zwei Wochen später kam das lang erwartete Angebot für die Antarktis… und das große Zweifeln begann. Was ziehen wir an bei Temperaturen bis zu -40 Grad? Was ist, wenn wir nur schlechtes Wetter haben? Was passiert, wenn wir durch Blizzards oder andere Unwetter unsere Flüge und Transfers nicht erreichen? Als dann auch noch in Deutschland ein Bilderbuchwinter stattfindet mit sieben Wochen Schnee und Frost, können wir zwar unsere Winterausrüstung mit Skihosen, kanadischen Winterstiefeln, Handschuhen und Kältecreme sehr gut testen, müssen uns aber auch viele Fragen gefallen lassen, warum wir überhaupt wegfahren, wo es doch hier so viel Schnee gibt. Egal, wir fahren jetzt und nehmen es, wie es kommt, eine andere Wahl haben wir ja sowieso nicht… Samstag, 6.2.2010 New York - da sind wir also wieder und alles lief gut. In den letzten Tagen kam ein großer Schneesturm auf New York zu und brachte zusätzliche Unruhe in unsere Vorbereitungen. Flughafenschließungen und Verspätungen hätten große Probleme auf unserem Weg zum Yellowstone bedeutet. Zum Glück entschloss sich der Blizzard, südlich von New York zu verbleiben. Die Flughäfen von Washington und Baltimore wurden gesperrt aber New York blieb verschont. So schön und interessant New York mit Schnee gewesen wäre, in diesem Fall waren wir froh darüber, dass es nicht so gekommen ist. Unser Flug von Hamburg nach Newark mit dem Direktflug von Continental Airlines verlief pünktlich und sehr angenehm. Mit den Plätzen am Notausgang war für ausreichend Beinfreiheit gesorgt. Bei dem gewohnten Gin Tonic begannen wir den Urlaub und konnten dabei die übermäßig gründlichen und unkoordinierten Sicherheitskontrollen der Behörden am Hamburger Flughafen verdauen. |
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Schon 50 Minuten vor der geplanten Ankunftszeit landen wir in Newark. Nur die letzten 30 Minuten vor der Landung ist zu merken, dass dort dicht bei New York ein Schneesturm tobt. Unten auf dem Grund liegt dafür fast gar kein Schnee, kein Vergleich zu Rostock. Die Einreise verläuft schnell und schon um 12:30 Uhr liefert uns unser Taxi am Hyatt in Jersey City ab. Hier fühlen wir uns schon fast zu Hause. Der Blick auf die Skyline von Manhattan ist immer wieder beeindruckend, auch wenn im Moment alles grau in grau scheint. Im Hyatt hat man wohl auch schon auf uns gewartet und so sind wir schon vor 13:00 Uhr Ortszeit in unserem Hotelzimmer mit Blick auf das Empire State Building. Zu Hause ist es jetzt auch erst 19:00 Uhr und so fühlen wir uns noch ganz munter. Es gibt einen Kaffee von der zimmereigenen Kaffeemaschine, wir kramen in unseren Taschen. Alles muss raus, um an das Stativ und ein paar warme Kleidungsstücke zu kommen. Dabei läuft der Wetterkanal im TV und wir sehen spektakuläre Bilder vom Schneesturm, der uns so gnädig verschont hat. Danach starten wir einen kleinen Gang entlang des Hudson River. Der Wind pfeift eisig kalt und wir brauchen Handschuhe und Mützen. |
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Unser Ziel ist die Newport Mall. Dort schlendern wir etwas und gönnen uns ein erstes Highlight. Orange Chicken bei
Panda Express. Lecker! Aber selbst eine Portion ist noch mehr als reichlich für uns beide. Danach machen wir uns auf den
Rückweg und legen eine kleine Pause im Hotelzimmer ein. Wir hoffen, dass zum Sonnenuntergang der Sturm soweit vorbei ist,
dass im Westen noch die Sonne unter den Wolken
hervorkommen kann. 20 Minuten vor Sonnenuntergang ist es dann wirklich soweit und nun muss es schnell gehen. Es wird wieder
alles angezogen und vor dem Hotel beginnt schon die Lichtshow der Natur. Die untergehende Sonne hat tatsächlich ein Loch in
den Wolken gefunden und wirft ihr letztes Licht auf die Hochhäuser von Manhattan. In deren Glasfassaden spiegelt sich der
orange Himmel und gibt einen guten Kontrast zum noch dunklen Himmel über der Stadt. Wir sind begeistert. So haben wir die
Skyline noch nicht gesehen. Als sich kurz danach auch noch der Himmel über Manhattan rot färbt, ist das Glück perfekt.
Was für ein Anblick trotz der Eiseskälte bei -3 Grad und starkem Wind.
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Als dann auch diese Lichtshow vorbei ist, brauchen wir Wärme. Im Hotelzimmer müssen wir unsere Taschen wieder füllen für
den Weiterflug morgen. Um 19:30 Uhr liegen wir im Bett, denn die Nacht wird kurz. Schon um 3:00 Uhr müssen wir wieder raus.
Noch ein letzter Blick auf das Empire State Building… Gute Nacht New York!
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Sonntag, 7.2.2010 Der Wecker klingelt heute schon um 3:00 Uhr aber das macht nichts. Wir sind schon wach, denn zu Hause ist es ja bereits 9:00 Uhr. Schnell machen wir uns fertig und packen alles wieder ein für unsere Weiterreise. Das Taxi wartet schon und bringt uns ohne Verzögerungen zurück zum Flughafen Newark. Die Fahrt ist kurz und der Preis ist heiß. Stolze 65$ möchte der Taxifahrer von uns. Wir haben das Gefühl, über den Tisch gezogen zu werden, können aber jetzt nicht mehr viel machen. Trinkgeld gibt es dafür aber keins. Im Terminal A ist es für diese frühe Stunde schon ziemlich voll und wir gehen zu den Check In Automaten. So sind wir recht schnell fertig und nähern uns der Sicherheitskontrolle. Wir sind gespannt, was uns erwartet. Nach den umständlichen und übergründlichen Kontrollen in Hamburg erwarten wir Schlimmes… und werden angenehm überrascht. Die Kontrollen sind zwar gründlich aber effektiv und so sind wir trotz Sprengstofftest recht schnell fertig. Nun ist es 5:20 Uhr. Wir sitzen am Gate A35 und trinken erstmal einen Kaffee. |
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Pünktlich um 6:25 Uhr starten wir in Richtung Chicago mit American Airlines. Das Flugzeug ist recht leer und die Crew ist wie gewohnt überaus freundlich. Nach nur zwei Stunden Flugzeit erreichen wir Chicago. Der Landeanflug im Sonnenaufgang ist sehr schön anzusehen. Es ist hier 7:35 Uhr mit Schneeschauern und -4 Grad. Da wir hier nur umsteigen und das Terminal nicht verlassen, ist uns das Wetter relativ egal. Knapp zwei Stunden Zeit haben wir hier zum Umsteigen und es sieht so aus, als ob alles sehr gut funktionieren würde. Erleichterung macht sich breit und eine freudige Erwartung kommt auf. Am Gate nach Jackson Hole schauen wir schon mal, wer denn noch so mit uns fliegt. Den meisten sieht man an, dass sie zum Skifahren wollen. Wegen Triebwerksproblemen wird unsere Maschine wieder weggelotst und nach einiger Zeit kommt eine neue. Kein Problem, wir haben jetzt Zeit. Es liegt irgendwie bei allen eine gewisse Vorfreude in der Luft. Selbst als wir an Bord dürfen, strahlt die Crew. Es scheint besonders schön zu sein, nach Jackson Hole zu fliegen? Durch den Maschinenwechsel haben wir wohl ein größeres Modell bekommen und es ist sehr viel Platz für alle vorhanden. Unser Flugkapitän gibt bekannt, dass in Jackson Hole die Sonne scheint und es -9 Grad Fahrenheit sind. Ein leises Raunen oder vielleicht auch Stöhnen geht durch die Maschine, denn das sind schließlich -23 Grad Celsius. Während des ganzen Fluges haben wir klare Sicht nach unten und nach 2:45 Stunden können wir vor uns die Bergkette der Grand Tetons sehen. Alles ist weiß. Im Tiefflug überqueren wir den Snake River und schwenken entlang der Berge nach Süden. |
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Unter uns liegt Jackson Hole. Wir können bereits den Supermarkt und das Motel 6 erkennen. Immer tiefer geht es und schließlich sind wir unten. Die Landebahn ist gut geräumt und drum herum liegt einiges an Schnee. Es sind schon drei große Maschinen da. Der Weg zum kleinen Terminal ist kurz. Hier warten wir auf unser Gepäck. Es ist unglaublich voll. Überall drängeln sich Menschen mit Skiern und Skistiefeln, die zum Check In wollen oder auf ihren Abflug warten. Trotzdem herrscht eine sehr relaxte Stimmung. Überall hören wir Welcome to Jackson Hole! An einem Stand gibt es zum Willkommen für jeden Orangensaft mit Sekt. Das ist nett. Als dann endlich das Gepäck da ist, machen wir uns auf den Weg zu unserem Auto. Es ist ein roter Chevrolet Traverse. Sehr schön sieht er aus mit langen Eiszapfen an den Stoßstangen. Wir laden unsere Taschen ein, machen ein paar Aufnahmen und wundern uns. Es fühlt sich gar nicht kalt an hier. Die Sonne lacht und es ist windstill bei immer noch nur -14 Grad Celsius. Wunderbar…und wir sind wirklich hier! Gleich fahren wir in den Park, denn zu neugierig sind wir, wie es dort wohl aussieht. Die Straßen sind frei und lassen sich ganz normal befahren. Leise rollen wir durch eine Bilderbuchlandschaft und sind begeistert. Schon 80 Minuten nach der Landung stehen wir am Snake River Overlook. Hier haben wir einen Ausblick auf die Berge, den Fluss und den Schnee überall. Oh ist das toll! Wir hatten zu Hause ja auch viel Schnee aber hier ist das durch die Sonne und die Windstille alles viel schöner. Nach einigen ersten Fotos geht es zurück. Der Abzweig zur Mormon Row ist frei und wir fahren soweit wir können. Dabei kommen wir an dick mit Schnee bedeckten Blockhäusern vorbei. Nach einer Meile ist die Straße vor uns gesperrt. Hier sind ein paar Parkplätze im tiefen Schnee und wir schauen uns um. Ein Fotograf mit Stativ kommt durch den Schnee gestapft. Auf die Frage, wie lange er denn zur Mormon Row gegangen wäre meinte er, 40 Minuten unterwegs gewesen zu sein. Schneeschuhe habe er nicht gebraucht, der Weg wäre auch so begehbar. Schön, aber beim Nachrechnen stellen wir fest, dass dieses Unternehmen heute zu lange dauern würde. Vielleicht schaffen wir es ja morgen noch? Auch dann soll das Wetter noch sehr gut sein. |
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Also nutzen wir den Rest des Nachmittags und des schönen Wetters, um weiter den Park zu erkunden. Wir fahren direkt in den Park bis zum Taggart Lake Trailhead. Auch hier ist die Straße gesperrt und viele Menschen sind mit Skiern und Schneeschuhen unterwegs. Es kommt uns alles sehr unwirklich vor. Vor drei Stunden saßen wir noch im Flieger und jetzt stapfen wir hier durch den Schnee und erfreuen uns an der Winterlandschaft. Selbst die Toilettenhäuschen sehen mit ihrem Schneedach sehr idyllisch aus. Nun wird es aber Zeit für ein paar Pflichten. Wir fahren heraus aus dem Park und hinein nach Jackson Hole. Bei Albertsons machen wir unseren Großeinkauf für die nächsten vier Tage und machen uns dann auf die Suche nach dem Motel6. Es müsste eigentlich an der Hauptstraße liegen und so finden wir es auch schnell. Der Empfang im Motel ist sehr freundlich und nach einem kurzen Gespräch bekommen wir unser Zimmer im Erdgeschoß. |
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Auf der Suche nach einer Gaskartusche machen wir uns dann nochmals auf den Weg. Im Zentrum gibt es bestimmt einige Outdoorläden. Ja, die gibt es aber es ist Sonntagabend und die meisten Geschäfte sind schon geschlossen. An einem Schild lesen wir "Closed for Superbowl" Na toll, nur weil die Amis Sport gucken wollen, machen sie die Geschäfte dicht??? Im letzten Laden des Ortes werden wir jedoch noch fündig und finden eine passende Gaskartusche. Auf dem Weg bewundern wir noch die mit Lichtern geschmückten Geweihbögen am Townsquare des Ortes. Mit dem Schnee sieht das sehr schön aus. Zurück im Hotel müssen wir wieder einmal packen. Wintersachen, Stativ und Kocher raus, Lebensmittel rein, T-Shirts und Wäsche für den zweiten Teil der Reise extra, das können wir im Auto deponieren. Morgen Mittag soll es mit dem Snowcoach in den Yellowstone gehen und auch hier wollen wir nicht zu viel Gepäck haben. Um 20:00 Uhr geben wir es auf und fallen ins Bett. Ein ereignisreicher Tag liegt hinter uns. |
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Montag, 8.2.2010 6:30 Uhr wollen wir starten. Wie kalt es wohl ist? Das Auto zeigt 4°F an und ist ziemlich zugefroren. Als wir die Scheibe endlich enteist haben, ist es schon 6:40 Uhr. Während der Fahrt in den Grand Teton National Park fällt das Thermometer rapide. Die Sicht ist sehr gering, denn es herrscht dichter Nebel. Wie sich das wohl weiter entwickelt? Wir sind sehr gespannt. Kurz vor unserem ersten Ziel, dem Snake River Overlook zeigt das Thermometer nur noch -18°F an. Ein kurzer Blick in unser schlaues Buch verrät, -28 Grad Celsius. Wow, das ist wirklich kalt. Der Nebel hat sich mittlerweile verzogen und nur in der Ferne sind noch ein paar Nebelbänke zu sehen. Dafür sind nun alle Bäume und Gräser mit Raureif überzogen. Winterwunderland. Durch die Enteisungsaktion sind wir ziemlich spät dran und so springen wir nach Ankunft schnell aus dem Auto, ziehen alles an, was wir haben und laufen los. Es ist kalt!!! Aber dank unserer Kleidung ist es sehr gut auszuhalten. Nur das Gesicht und die Finger frieren…trotz zwei paar Handschuhe. Schon kurze Zeit später wirft die Sonne ihre ersten Strahlen auf die Gipfel der Tetons, die rot aufleuchten. Unten im Tal schlängelt sich der Snake River zwischen weiß bereiften Bäumen. Ein Postkartenmotiv. Bald flüchten wir wieder ins warme Auto und suchen nach neuen Motiven. |
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Auf dem Weg zurück in Richtung Jackson kommen wir dem Nebel wieder näher. Dadurch scheint die Sonne. Wir stoppen am Straßenrand und machen ein paar Fotos. In der Ferne sehen wir Bäume, die im Nebel sind und gleichzeitig aber auch von der Sonne beschienen werden. Da müssen wir hin. Die Antelope Flats Road bringt uns in die richtige Richtung und schon bald haben wir die schönsten Wintermotive vor unseren Kameras. Es ist immer noch sehr kalt. In der Luft glitzert und funkelt es. Aus dem Fernsehen wissen wir, dass es sich dabei um gefrorene Feuchtigkeit der Luft handelt. Man nennt es Feenstaub oder auch Diamantenstaub. Es sieht toll aus. |
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Die Sonne strahlt mittlerweile vom blauen Himmel und um uns herum ist alles weiß. Wir genießen jeden Augenblick, müssen aber trotzdem auf die Zeit achten, denn wir haben heute noch eine Verabredung. Zuvor bleibt jedoch noch Zeit für einen kurzen Abstecher zum Visitor Center. Auf dem Weg dorthin müssen wir den Snake River überqueren. Dieser dampft und führt große Eisschollen mit sich. Auch hier liegt der Feenstaub in der Luft. Im Visitor Center ist es sehr leer aber der Shop hat geöffnet. Wir kaufen ein paar Postkarten und nutzen die Toiletten. Jetzt aber los, unsere Verabredung wartet nicht. Wir fahren durch den ganzen Grand Teton Park nach Norden. Die Straße ist überraschend gut, nur ab und zu mal ein paar eisige Stellen. So ganz ohne Fotostopps kommen wir natürlich nicht aus. An der Triangle X Ranch muss mal wieder der Zaun als Fotomotiv herhalten. Dafür stapfen wir bis zu den Knien durch schönen weißen Schnee. Dank Skihose und Stiefeln kein Problem. Der nächste Stopp ist am Oxbow Bend. Hier standen bei unserem letzten Besuch hunderte von Fotografen… heute sind wir allein. Der Snake River ist zugefroren und nur ein paar Tierspuren sind auf der ansonsten weißen Fläche zu sehen. Dahinter erheben sich majestätisch die Tetons. Dafür, dass die Bergkette sich im Winter sehr oft hinter Wolken und Dunst verstecken soll, haben wir bisher ausgesprochenes Glück gehabt. Es sind immer noch nur -8°F (-22°C). Durch die Windstille erscheint es jedoch nicht so kalt und die Sonne scheint kräftig. Wir können es sogar ohne Jacke draußen aushalten, haben aber natürlich noch mindestens zwei Fleece Pullover an. |
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Weiter geht es nach Norden. 11:20 Uhr erreichen wir die Flagg Ranch am nördlichen Ende des Parks. Hier endet im Winter die mit Autos zu befahrende Straße. Ab hier geht es nur noch mit Schneemobilen oder Snowcoaches weiter. Davon stehen hier schon einige. Da wir noch Zeit haben, gibt es erst einmal einen Kaffee und ein Sandwich. Dazu ein Sonnenbad bei nunmehr +8°F (-14°C). Dann packen wir die letzten Sachen zusammen und sind bereit. Es kommen immer mehr Leute. Unser Gepäck wird mit einem separaten Snowcoach transportiert und wir bekommen das Fahrzeug mit der Nummer 715 zugewiesen. Unser Fahrer ist Lisa aus Ohio. Sie verbringt schon den achten Winter in Yellowstone. Die Snowcoaches sind alte Bombardiers, 1968 in Kanada gebaut. Quietschegelb leuchten sie in der Sonne. Jeweils sechs Passagiere werden in jedem Fahrzeug transportiert. Um 13:00 Uhr geht es los. Über Schneepisten fahren wir mit großem Getöse in den Yellowstone National Park. Unterwegs machen wir mehrere Stopps, so zum Beispiel am Eingangsschild des Parks, an den Moose Falls und an den Lewis Falls. Auf dem weiteren Weg stoßen wir plötzlich auf einen Snowcoach, der von der Straße abgekommen ist und nun im tiefen Schnee und halb im Graben hängt. Passagiere sind nicht zu sehen. Es stellt sich heraus, dass dieses unser Gepäck-Snowcoach ist. Der Fahrer ist zum Glück unverletzt und schaufelt schon fleißig. Immer mehr Fahrzeuge kommen und mit vereinten Kräften gelingt es, den Snowcoach wieder auf die Straße zu ziehen. |
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Unser nächster Stopp heißt West Thumb. Im Sommer ist dies ein relativ unansehnlicher Stopp und so erwarten wir nicht allzu viel. Aber es ist ja im Winter alles ganz anders. Der Dampf der heißen Quellen hat diesen Ort in ein Wintermärchen verwandelt. Alles ist tief verschneit, es qualmt und es scheint die Sonne. Auf den Bäumen rund herum hat sich dicker Raureif gebildet. Wir wissen gar nicht, wohin wir zuerst schauen sollen. Die Kameras qualmen und wir staunen. Obwohl wir es nicht so empfinden, scheint es immer noch sehr kalt zu sein. Der Akku muss dreimal gewechselt werden. Auch die Speicherkarte hält nicht aus, was aber mehr an der Flut von schönen Motiven liegt. Zum Glück ist von allem reichlich Ersatz vorhanden. |
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Nach diesem Stopp müssen wir noch 19 Meilen zurücklegen, bevor wir im Old Faithful Gebiet ankommen. Es ist mittlerweile 17:00 Uhr und wir sind müde. Um 17:30 soll der Old Faithful das nächste Mal ausbrechen aber mit Einchecken im Hotel und Gepäck wegbringen ist das nicht zu schaffen. Macht nichts, wir haben heute schon soviel gesehen, da muss der Geysir noch bis morgen früh warten. Auch dann soll nämlich wieder die Sonne scheinen. Hoffentlich stimmt das! Den Abend verbringen wir mit Fotos sichern, Reisebericht schreiben und bei einem kleinen Schlückchen Wein. In Anbetracht dieses erlebnisreichen Tages haben wir uns den verdient. Auch heute muss das Bett nicht lange auf uns warten. Um 21:00 Uhr ist Schluss. Gute Nacht! |
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Dienstag, 9.2.2010 Nun haben wir den Jetlag wohl überstanden, denn beide haben wir bis zum Weckerklingeln um 5:00 Uhr geschlafen. Heute Vormittag haben wir Zeit, die nähere Umgebung auf eigene Faust zu erkunden und das wollen wir mit dem Sonnenaufgang beginnen. Nach einem Frühstück und einer Tasse Kaffee gehen wir um 6:30 Uhr los. Wir wollen zum Sonnenaufgang am Firehole River sein, direkt im Gebiet der Geysire. Es ist noch dunkel und es schneit leicht. Es scheint nicht ganz so kalt zu sein wie gestern und der Schnee knirscht herrlich unter unseren Füßen. Im Dunkeln müssen wir als erstes den Weg von der Snow Lodge zum Old Faithful finden, was gar nicht so einfach ist, denn mit dem Schnee sieht alles ganz anders aus als wir es von anderen Besuchen kennen. Aber da es langsam heller wird, können wir auch bald bekannte Plätze entdecken. Wir gehen den Weg zum Castle Geyser. Hier liegt auf den Wegen viel Schnee und wir sehen die ersten dick mit Raureif bezogenen Bäume. Alles dampft durch die Kälte. Das Atmen fällt ohne Mundschutz schwer und so laufen wir in der Morgendämmerung dick vermummt durch diese Winterwelt. Der Schnee, der immer noch fällt, setzt sich überall hin, taut aber nicht und so haben wir bald die schönsten Schneekristalle auf unseren Handschuhen, Mützen und auch auf der Kamera. Diese ist auf der Rückseite bald mit einer Eisschicht bezogen. Auch der Sucher selbst bietet keinen klaren Blick mehr durch den gefrorenen Atem aber ansonsten funktioniert die Technik trotz der extremen Bedingungen ohne Probleme. |
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Wir warten auf den Sonnenaufgang an der Brücke des Firehole River. Schon ist der Himmel rosarot gefärbt und immer mal wieder bricht ein Geysir aus. Es herrscht eine unbeschreibliche Stimmung, wir sind ganz allein mit der Natur und könnten dies noch stundenlang anschauen. Aber irgendwann ist auch der schönste Sonnenaufgang vorbei. Als die Sonne über den Berggipfel schaut, scheint sie gerade mal fünf Minuten auf die mit Raureif überzogene Landschaft, bevor sie vorerst hinter Wolken verschwindet. Uns stört das nicht und wir laufen einmal über den Geyser Hill. Rund 30cm dick liegt der Schnee auf den Gehsteigen. Daneben kann man sehr gut sehen, wie warm die Erde durch die geothermalen Aktivitäten ist, denn oft liegt dort gar kein Schnee. Wir gehen von Pool zu Pool und genießen die Stille. Erst jetzt begegnen wir dem ersten anderen Besucher. Es ist wirklich ruhig hier. Unsere Runde über den Geyser Hill endet am Old Faithful. Vorbei an China Spring umrunden wir diesen wohl bekanntesten Geysir im Park. Dann ist es Zeit für etwas Warmes. Auf einer fast im Schnee versunkenen Bank wird der Kocher angeschmissen und es gibt eine heiße Zitrone für uns. Das tut gut. Nun lässt sich auch die Sonne wieder blicken und in der Ferne gibt sich der Castle Geyser mit einer Riesenfontäne aus Wasser und Dampf die Ehre. Schön ist es… aber das sagten wir ja schon. Ein Geräusch in der Luft lässt uns aufhorchen. Ein Schwarm von Gänsen hält auf uns bzw. Old Faithful zu und landet in der Nähe. Da ist es bestimmt schön warm. |
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Aufgrund des Sonnenscheins beschließen wir, die gleiche Runde gleich noch einmal zu laufen, warten aber vorher noch auf den Old Faithful, der jetzt irgendwann dran sein sollte. Und tatsächlich, nur ein paar Minuten müssen wir warten und dann spuckt er in den blauen Himmel. Im Sonnenlicht wirken die Farben der heißen Quellen gleich noch einmal so schön und der Weg wird uns nicht lang. Nur auf eine Tierbegegnung warten wir vergeblich, obwohl wir uns schon so auf einen Bison gefreut hatten. Um 11:00 Uhr sind wir zurück in unserem Zimmer. Es scheint uns so warm darin, dass es viel angenehmer wäre, draußen zu bleiben. Es dauert ein paar Minuten, bis man sich an den Temperaturwechsel gewöhnt hat und als allererstes müssen die dicken Klamotten ausgezogen werden… das dauert. Nun haben wir 90 Minuten, um uns auszuruhen, Akkus zu laden und etwas zu essen. Um 12:45 Uhr startet unsere Tour mit dem Snowcoach entlang des Firehole River bis Madison Junction. Sieben Personen nehmen an der Tour teil, jeder stellt sich kurz vor. Wir sind die einzigen "Ausländer". Die Tour startet und unterwegs wird immer mal wieder gestoppt. Zuerst sehen wir in einiger Entfernung Bisons am Fluss. Aufregung, jeder will ein Foto machen und jeder kommt dran. Es wird zeitlich nicht gedrängelt, was wir als sehr angenehm empfinden. Bei den Stopps entlang des Flusses wird allerlei Wissenswertes über den Park, die Geschichte, die Bäume und den Supervulkan erzählt. So richtig kommen wir dadurch nicht voran und gesehen haben wir außer den paar Bisons auch noch nichts. Wir sind unzufrieden. An der Madison Junction wird eine Pause eingelegt. Hier gibt es aber auch nicht viel zu sehen, dafür eine Wärmehütte, in der man Kaffee, heiße Schokolade und Muffins kaufen kann. Wir sind doch nicht hier für ein Kaffeekränzchen, nein, das hatten wir uns anders gedacht. Schade, nach der schönen Tour gestern ist diese bisher eine glatte Nullnummer. Aber vielleicht kommt ja noch was Interessantes? |
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Auf dem Rückweg fahren wir zuerst den Loop durch den Firehole Canyon. Hier kann man einen Wasserfall sehen. Und dann gibt es doch noch einen richtigen Stopp. An den Fountain Paint Pots dürfen wir aussteigen und den Rundweg laufen. Hier sind wir wieder in unserem Element. Die mittlerweile recht tiefstehende Sonne scheint auf die weiße Landschaft, die toten Bäume und die blubberndes Pools. Als wir bei den Geysiren ankommen, gibt es dort ein bißchen Aktivität. Langsam versöhnen wir uns mit dieser Tour und als dann plötzlich direkt vor unserer Nase der Fountain Geyser ausbricht und riesige Dampf- und Wasserwolken in den Himmel schleudert, sind wir mitten drin im Geschehen. Dieses Erlebnis entschädigt für die ereignislose erste Hälfte der Tour, denn der Geysir soll nur alle 5-7 Stunden ausbrechen. Begeistert schauen wir uns alles an und gehen langsam zurück zum Snowcoach. Auf dem weiteren Weg sehen wir noch zwei Wapitikühe am Flussufer aber da die Sonne hier schon nicht mehr scheint, ist es schwierig, eine Aufnahme zu machen. Zurück an der Lodge gehen wir noch einmal durch den Shop. Postkarten und Briefmarken brauchen wir. Inzwischen ist es recht dunkel und wir gehen zu unserem Zimmer. Hier gibt es Abendessen und nach den üblichen abendlichen Beschäftigungen wie dem Laden der Akkus und dem Sichern der Fotos sind wir schon um 20:30 Uhr im Bett. Zuhause wär das nicht passiert ;-) |
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Mittwoch, 10.2.2010 Um 6:30 Uhr klingelt der Wecker. Nach zehn Stunden Schlaf sind wir beide richtig wach. In aller Ruhe bereiten wir uns auf unseren Tagesausflug zum Grand Canyon of the Yellowstone vor. Was ziehen wir an? Thermounterwäsche oder nicht? Ein oder zwei Fleece-Pullover? Ein oder zwei Paar Socken? Thermo- oder Skihose? Entscheidungen sind gefragt. Draußen schneit es. Pünktlich um 8:20 Uhr stehen wir am Eingang der Lodge. Es ist nicht so kalt wie gestern aber immer noch kalt genug. Das Thermometer zeigt -18°C. An der Lodge lernen wir die anderen Teilnehmer der Tour kennen. Alles einzelne Herren in meist fortgeschrittenem Alter und die meisten haben ebenfalls eine Fotoausrüstung bei sich. Dementsprechend voll und eng wird es im Snowcoach. Unsere Fahrerin heute ist Britany aus Minnesota. Als wir starten, kommt so langsam die Sonne durch die Wolken aber es schneit dabei weiter. Interessantes Wetter haben die hier. Bei uns wäre es einfach nur grau… Heute fahren wir den gesamten südlichen Kringel der Yellowstone-Acht. Wir starten in Richtung West Thumb und genau dort wird auch unser erster größerer Stopp sein. Darauf freuen wir uns sehr. Zwar waren wir vorgestern schon einmal hier aber es war so toll, dass wir diesen zweiten Besuch gar nicht erwarten können. Als der Snowcoach hält, laufen wir gleich los. Heute Morgen ist noch sehr viel Dampf um uns herum. Die Sonne bricht ab und zu durch und zaubert wieder einmal ein Märchen aus Feuer und Eis. Die Bäume scheinen heute noch mehr Raureif angesetzt zu haben als vorgestern. Es ist wunderschön. Hier könnten wir den ganzen Tag bleiben aber leider wurden wir inzwischen von fast allen anderen überholt und wir müssen uns etwas sputen. |
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Weiter geht es immer entlang des Lake Yellowstone. Die Oberfläche des Sees ist gefroren und bildet eine unberührte weiße Fläche. Die darauf scheinende Sonne macht es uns fast unmöglich, ohne Sonnenbrille den Anblick zu genießen. Es ist gleißend hell. Ab und zu sind auf dem See Spuren zu sehen. Hier soll man oft Otter und auch Kojoten sehen können. Nur bei uns versteckt sich mal wieder alles Getier. Bald erreichen wir das Lake Yellowstone Hotel. Hier ist im Winter geschlossen und so liegt das große gelbe Gebäude einsam und verlassen in der unberührten Schneelandschaft. Wir fahren weiter zur Fishing Bridge. Plötzlich stoppt unser Fahrzeug. Eine lebende Straßensperre aus Bisons liegt vor uns. Fotostopp. Zum Glück müssen wir sowieso gerade rechts abbiegen, so dass wir die Tiere vorerst nicht verjagen brauchen. Am General Store der Fishing Bridge, der natürlich im Winter geschlossen ist, werden wir aus dem Auto geschmissen. Britany muss tanken und wir haben 10 Minuten Pause. Auf der Weiterfahrt kommen wir wieder an den Bisons vorbei, die sich mittlerweile erhoben haben und nun immer vor uns auf der Straße entlang laufen. Als sie wieder stehen bleiben, hilft nur noch leichtes Anschieben mit dem Snowcoach. Nun machen sie widerwillig Platz und wir können weiterfahren. Bald darauf entdecken wir auf einer Wiese einen Kojoten, der durch den tiefen Schnee in unsere Richtung läuft. Wir steigen aus und fotografieren. Dem Kojoten scheint diese lebende Wand aus Stativen und Objektiven nicht geheuer zu sein und er dreht ab. Weiter geht es durch das Hayden Valley. Im Sommer ist dies ein Platz für Bisons und andere Tiere und auch jetzt im Winter gibt es hier Wildlife. Leider sind die Bisons sehr weit weg von der Straße und so fahren wir weiter. Landschaftlich ist dies im Winter ein besonderes Highlight und wir wünschten, dass wir hier anhalten könnten. Die hügelige Landschaft ist komplett weiß, ab und zu durchbricht ein Baum oder ein Bach die weiße Monotonie. Da auch der Himmel weiß ist und es schneit, sind wir nahe an einem White Out, dass heißt, dass alles um einen herum weiß ist und man nichts mehr unterscheiden kann. Nur die orangen Stangen am Straßenrand durchbrechen diesen Eindruck. Wir erkennen während der Fahrt trotzdem noch alle Plätze wieder, die wir vor 18 Monaten besucht haben. Alum Creek, die Straße, wo der Kojote lief und die kleine Senke, wo hunderte von Bisons standen. Jetzt ist alles weiß. |
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Kurz darauf erreichen wir das Canyon Village. Auch hier ist im Winter geschlossen. Nur die Toiletten und eine Wärmehütte haben geöffnet. Hier essen wir unseren mitgebrachten Lunch. Draußen schneit es wieder heftiger und die Sonne wird immer weniger. Die Weiterfahrt ist kurz. Bald erreichen wir den Grand Canyon of the Yellowstone. Der erste Stopp ist am Artist Point. Auch hier werden Erinnerungen an unseren letzten Aufenthalt wach. Wie anders es doch alles aussieht im Winter. Der Blick zu den Lower Falls ist toll. Eine dicke Eisschicht hat sich um den Wasserfall herum gebildet, dazu der Schnee an den Canyonwänden. Ein schöner Anblick. Der nächste Halt führt uns zum Aussichtspunkt für die Upper Falls. Auch hier gibt es viel Eis auf dem Fluss. Danach machen wir sogar noch einen dritten Stopp mit Blick auf die Lower Falls. Hier sind wir dem Wasserfall schon ziemlich nah und können die dicken Eiszapfen besser sehen. |
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Der Rest der Tour ist kurz erzählt, da es nur noch einen Stopp an der Madison Junction gibt. Hier werden auch warme Getränke angeboten. Wir nehmen einen Kaffee und einen Blaubeermuffin. Dieser wird sogar warm gemacht, lecker. Auf den restlichen 17 Meilen sehen wir noch zwei Wapitikühe und einen Bison und pünktlich um 18:00 Uhr erreichen wir unsere Snow Lodge. Es schneit und wir verbringen den Abend wie gewohnt beim Schreiben von Postkarten, dem Reisebericht, beim Sichern von Fotos, Laden von Akkus und dazu einem Gläschen Wein. Auch heute Abend geht es früh ins Bett, um 21:00 Uhr wird das Licht ausgemacht. |
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Donnerstag, 11.2.2010 Auch heute gehen wir wieder in Richtung Castle Geysir. Es kommt uns nicht so kalt vor und leider sind die Wolken sehr dicht. Das wird wohl heute Morgen nichts mit einem tollen Sonnenaufgang. Macht aber nichts, denn schließlich haben wir schon soviel Schönes gesehen, da können wir auch mal mit einem grauen Tag leben. Relativ schnell kommen wir vorwärts, da wir keine passenden Motive finden. Am Grotto Geysir gibt es einen kurzen Stopp, denn der ist gerade aktiv. Schon kurz vor acht sind wir am Ende des Weges am Morning Glory Pool angekommen. Wie wir auch schon bei anderen, ansonsten sehr farbenfrohen Pools festgestellt haben, scheinen die tiefen Temperaturen auch die Farben des Pools zu beeinflussen. Es ist kein schönes türkis zu sehen, nur ein bißchen rot. Auf einem Wegeplan sehen wir, dass es gar nicht mehr so weit ist zum Biscuit Bassin. Hier haben wir auf einer unserer Snowcoach-Touren Bisons gesehen. Sollen wir es tun? Einfach weitergehen? Es sind noch drei Stunden bis zu unserer Verabredung an der Webcam und ca. sieben Kilometer zu gehen. Wir machen es und entschuldigen uns insgeheim schon einmal bei den Webcam-Guckern, falls wir es nicht schaffen sollten. Der Weg geht bergauf und ist erst einmal unspektakulär. Irgendwann kommen wir an einen schönen türkisfarbenen Pool und plötzlich hüpft ein Eichhörnchen an uns vorbei. Schnell entschwindet es auf einen Baum und betrachtet uns aus sicherer Höhe sehr eingehend. Wir schauen mindestens ebenso interessiert zurück. |
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Mittlerweile sind die Wolken weggezogen und die Sonne kommt hervor. Wie schön. Es sieht doch alles gleich viel freundlicher aus. In der Entfernung können wir schon das Biscuit Bassin sehen und auch ein paar Bisons. Sollten wir wirklich Glück haben? Als wir die Hauptstraße erreichen, ist es noch sehr ruhig. Nur ein einzelner Snowcoach, dessen Fahrer sich wahrscheinlich wundert, wo denn zu dieser frühen Uhrzeit hier Fußgänger herkommen. Wir genießen die Ruhe und freuen uns, heute nicht auf den Zeitplan einer Tour angewiesen zu sein. Die Bisons liegen am Flussufer und rühren sich nicht. Sie sind über und über mit Raureif bedeckt. In der Ferne entdecken wir eine ganze Herde. Auf einem kleinen Weg können wir uns den Tieren recht gut nähern, ohne knietief im Schnee zu versinken. Die Bisons lassen sich auch von einem notwendigen Objektivwechsel nicht stören und so können wir sie in aller Ruhe fotografieren. Allzu dicht gehen wir jedoch nicht heran…man kann ja nie wissen. Nun ist es 9:15 Uhr und wir haben unser Ziel erreicht. Die Sonne hat sich wieder verzogen. Auf der anderen Straßenseite entdecken wir einen Wegweiser zum Daisy Geysir. Das wäre eine Abkürzung für uns und wir gehen los. 1,6 Kilometer sollen es bis zum Geysir und damit auch bis zum Hauptweg am Geyser Hill sein. Der Weg ist eigentlich eine mehr oder weniger gespurte Loipe aber solange wir uns in den Skispuren halten, können wir ganz gut gehen. Durch das diffuse Licht sind die Spuren manchmal gar nicht zu erkennen und wir raten mehr oder weniger, wo wir unsere Füsse hinsetzen können, ohne im Schnee zu versinken. Die Spur wird immer undeutlicher und an manchen Stellen sind nur noch die Eindrücke der Skistöcke zu ahnen. Daneben müssen wir lang. Die 1,6 Kilometer werden lang aber irgendwann sind sie geschafft. Es ist nun 9:45 Uhr und wir nehmen den Weg über den Geyser Hill zurück zum Old Faithful. So kommen wir noch einmal an den ganzen heißen Quellen und Geysiren vorbei aber so ganz ohne Sonne fehlt da was. Pünktlich um 10:45 Uhr erreichen wir nach 9 Kilometern die Webcam vom Old Faithful. Hier stehen sehr viele Leute und ein Ausbruch scheint unmittelbar bevorzustehen. Das wäre ja für unsere Zuschauer in Germany ein ganz besonders gutes Timing. Nun stehen wir hier vor der Webcam und winken. Die anderen Leute schauen etwas irritiert und wir versuchen, es ihnen zu erklären. Eine andere Frau winkt dann gleich auch noch einmal mit. Es ist ein seltsames Gefühl, hier zu stehen und nicht zu wissen, wer einem jetzt gerade zuschaut. |
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Pünktlich um 11:04 Uhr bricht der Old Faithful aus. Mit dem grauen Himmel im Hintergrund und ohne Schnee rings herum, ist der Eindruck am PC sicher nicht der Beste. Aber wir wissen es nun besser und kennen die Zauberwelt des Yellowstone im Winter. Nach dem Ausbruch führt uns unser Weg geradewegs zum Geyser Grill. Zusammen mit Horden von Snowmobil-Fahrern wollen wir heute einmal das Chili probieren. Danach sind wir mehr als satt und schleppen uns zu unserer Hütte. Jacke aus, Schuhe aus, Hose aus und erst einmal fallen lassen. Diese Mittagspause haben wir uns heute verdient. Sie dauert auch etwas länger aber als gegen 15:00 Uhr der Himmel aufklart und die Sonne scheint, gibt es kein Halten mehr. Wieder ziehen wir unsere Wintersachen an und machen uns auf den Weg. Noch einmal wollen wir über den Geyser Hill laufen. Schon bald merken wir, dass die Sonne heute richtig Kraft hat. Das Thermometer am Visitor Center zeigt nur noch -3°C an und uns ist warm. Bei strahlendem Sonnenschein erreichen wir mal wieder den Castle Geysir. Er zeigt etwas Aktivität aber keinen richtigen Ausbruch. Die hellen Dampfwolken gegen den noch dunklen Himmel im Osten wirken richtig dramatisch und im Westen herrscht blauer Himmel und Sonnenschein. Verrückte Welt. Noch einmal gehen wir den nun schon vertrauten Weg und plötzlich beginnt der Sawmill Geysir zu spucken. Er hört gar nicht wieder auf und so haben wir viel Zeit für Fotos und Video. Auch alle anderen Quellen und Pools sehen heute im Sonnenlicht sehr schön aus. Kurz vor 17:00 Uhr erreichen wir wieder mal den Old Faithful, setzen uns auf eine der Bänke und genießen die letzten Strahlen der Sonne, bevor sie hinter den Bergen versinkt. Wann wir sie wohl wiedersehen? Für morgen und übermorgen ist viel Schnee angesagt und wir überlegen schon, wie wir wohl wieder aus dem Park herauskommen. Aber noch genießen wir die Sonne und plötzlich bricht hinter uns noch einmal der Old Faithful aus. Ein passender Abschluss, wie wir finden. |
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Den Abend verbringen wir wie immer, nur das Packen kommt heute noch dazu, denn morgen früh wartet da leider ein Snowcoach auf uns, der uns zurück zur Flagg Ranch bringen wird. Doch vorher nutzen wir die weichen Betten, um uns von unseren 13 Kilometern Fußmarsch im Schnee zu erholen. Um 21:00 Uhr gehen die Lichter aus. Gute Nacht! |
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Freitag, 12.2.2010 Um 5.30 Uhr klingelt der Wecker. Unsere Zeit im Yellowstone geht nun zu Ende. Schade! Es war traumhaft schön. Um 8.30 Uhr soll unser Snowcoach abfahren in Richtung Flagg Ranch. Kurz vor 8.00 Uhr laden wir unsere Reisetaschen auf zwei rote Plasteschlitten, die wir uns gestern Abend besorgt haben. So geht es viel leichter, denn bei unserer Ankunft haben wir die Taschen durch den Schnee gezogen und das war sehr schwer. Vor der Lobby stehen schon einige Snowcoaches und auch schon eine Reihe von Gepäckstücken. Es schneit leicht und ist bewölkt. Wir bekommen den Snowcoach Nr. 703 zugewiesen und auf unsere Frage "Wie viele Personen?" heißt es "neun". Wir erwarten Schlimmes aber es geht. Fast alle haben ihr Gepäck abgegeben, welches bei dieser Fahrt oben auf dem Dach unseres Fahrzeuges transportiert wird. Ein Pärchen kuschelt ganz eng ;-) und der dicke Ami aus Colorado Springs nimmt vorne auf dem Beifahrersitz Platz. So sitzen wir überraschend ganz bequem. Die Fahrt zieht sich. Das alte Gefährt ist laut und auch die Stopps können uns heute nicht begeistern. Selbst am West Thumb, wo wir einen kleinen Toilettenstopp nutzen, um auch hier Abschied zu nehmen, ist es heute anders. Die dick mit Schnee und Eis bedeckten Bäume vom letzten Besuch stehen heute in grün und grau vor uns. Mit Temperaturen knapp unter Null ist es zu warm für das Winterwunderland aus Feuer und Eis. Kein Dampf, kein Raureif, kein Diamantenstaub. So fällt der Abschied leicht und wir begreifen, wieviel Glück wir mit dem kalten sonnigen Wetter gehabt haben. Vollkommen zufrieden mit uns und dem Erlebten geht es weiter in Richtung Flagg Ranch, wo wir gegen 11:00 Uhr ankommen. Hier wartet ein komplett weißes Auto auf uns, welches vom Schnee befreit werden möchte. Zum Glück reicht ein kleiner Handfeger dafür und es macht immer noch Spaß, "im Schnee zu spielen" ;-) |
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Gegen 12.30 Uhr machen wir uns auf den Weg nach Süden. Die Straße ist heute voller Schnee und unser Auto scheint auf dem weißen Untergrund zu schweben. Nach den lauten Geräuschen des Snowcoach ist das jetzt eine richtige Erholung. Wir fahren so langsam vor uns hin. Keine Autos weit und breit und so haben wir Zeit, die wunderbare Schneelandschaft zu genießen. Die Tetons sind im Dunst verschwunden und wenn wir nicht wüssten, dass dort Berge sind, würden wir es nicht glauben. Noch immer sind wir mit unseren Gedanken im Yellowstone, als plötzlich ein lautes "Stopp" ertönt. Etwas dunkles ist dort unweit der Straße. Ein Pferd? Eine Kuh? Nein, ein Elch!!! Völlig ruhig verharrt er dort und wartet geduldig, bis das Stativ aufgebaut und das Objektiv gewechselt ist. Die Schaufeln hat er leider schon abgeworfen aber auch so ist es ein beeindruckendes Erlebnis. Langsam kommt er auf uns zu. Was tun? Mit dem Stativ Platz machen? Das brauchen wir nicht. Rund fünf Meter entfernt von uns überquert er die Straße… und wieder einmal ist das falsche Objektiv auf der Kamera. Mit dem Tele gehen jetzt nur noch Portraitaufnahmen. Langsam zieht er nun davon und wir schauen ihm lange hinterher. Unglaublich. Noch lange ist in unseren Gesichtern ein breites Grinsen zu sehen. |
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Kurz darauf hat uns die Zivilisation zurück und wir starten nach Utah zu weiteren Urlaubstagen voller schöner Erlebnisse… aber das ist eine ganz andere Geschichte ;-) Nachwort Vier Tage verbrachten wir im Winterwunderland aus Feuer und Eis. Kalt war es, aber nicht unangenehm. Die -16 Grad, die wir in Sassnitz erlebten, waren weitaus unangenehmer als die -28 Grad in Wyoming. Wie sehr sich der Park mit zunehmender Kälte verändert, durften wir mit eigenen Augen erleben und in diesem El Nino-Winter mit relativ wenig Schnee und wenig Kälte im Yellowstone war dies keine Selbstverständlichkeit. Wenn man also den Yellowstone im Winter erleben möchte, dann sollte man sich auf die Kälte freuen und nicht auf milde Temperaturen hoffen. Wir haben die Zeit dort sehr genossen und schon am ersten Tag war klar, dass ein erneuter Besuch dieses Parks wohl nur noch im Winter in Frage käme. Yellowstone im Winter bleibt ein Mythos... auch für uns... und vielleicht auch mit einer Fortsetzung ;-) Reisetipps Eine Reise zum Yellowstone National Park im Winter kann man problemlos ohne die Hilfe von Reiseveranstaltern organisieren, wenn man bereit ist, etwas Zeit in die Planung und Vorbereitung zu investieren. Alle Informationen findet man im Internet. Flüge: Es fliegen zum Beispiel American Airlines (ab Chicago und Dallas), United (ab Chicago und Denver) und Delta (ab Salt Lake City) nach Jackson Hole. Alternativ kann man nach Bozeman oder anderen kleinen Orten rings um den Park fliegen und von dort starten. Mietwagen: Direkt am Flughafen in Jackson gibt es u.a. Schalter von Alamo/National, Hertz und Avis. Auch einen Shuttletransfer nach Jackson und zur Flagg Ranch kann man vorab buchen. Der Mietwagen ist allerdings kostengünstiger und bietet mehr Freiraum für Stopps entlang des Weges ;-) Hotels: In Jackson und West Yellowstone sind Hotels in jeder Preiskategorie verfügbar. In Yellowstone selbst gibt es im Winter nur zwei geöffnete Lodges. Das Mammoth Hot Springs Hotel und die Old Faithful Snow Lodge. Beide sind online buchbar und sollten rechtzeitig reserviert werden. Bei den Preisen konnten wir keinen Unterschied zur Sommersaison feststellen. Transfers: Das Shuttle zur Snow Lodge kann nach der Hotelreservierung nur telefonisch gebucht werden. Gleichzeitig kann man auch schon die Ausflüge reservieren und Plätze für das Abendessen. Wieweit man sich im Vorfeld festlegen möchte, muss jeder selbst entscheiden aber ohne Shuttle geht es nicht ;-). Eine Übersicht über das Angebot findet man hier. Straßen: Im Yellowstone National Park sind im Winter die meisten Straßen nicht mit Autos befahrbar. Nur die Strecke im Norden, zwischen Gardiner und Cody, ist ganzjährig geöffnet. Damit ist es möglich, die Gegend zwischen Mammoth Hot Springs und dem Lamar Valley in Eigenregie zu bereisen. Für das Innere des Parks ist man jedoch auf Schneefahrzeuge angewiesen. Es werden Touren mit Snowmobilen und Snowcoaches angeboten. Der Zustand der Zufahrtsstraßen ist stark vom Wetter abhängig. Generell hatten wir den Eindruck, dass man dort sehr gut und sehr schnell auf Wintereinbrüche reagiert. Trotzdem kann das heißen, dass man Bergpässe auf vollkommen weißen Pisten fährt. Mit einem SUV haben wir uns hier wohler gefühlt als mit einem kalifornischen Compact auf Sommerschlappen. Kleidung: Funktionsbekleidung in mehreren Schichten hat sich bei uns bewährt. Thermounterwäsche, Skihose, Fleece, Skijacke, Mütze/Balaclava/Neck Gaiter nach Belieben und ganz wichtig sind die Schuhe. Wir waren mit unseren Kamik Frontrange Stiefeln sehr zufrieden. Ja, beim ersten Tragen wirken sie klobig und schwer aber man gewöhnt sich schnell daran und wir hatten immer warme Füße. Bei den Handschuhen hat sich eine Kombination aus dünnen Handschuhen und dicken Fleecehandschuhen mit abklappbaren Fingerkuppen als brauchbar erwiesen. So blieb die Kamera bedienbar und die Hände waren nicht unmittelbar der Kälte ausgesetzt. Für's Gesicht noch eine Kälteschutzcreme und fertig ist die Packliste! Falls Ihr also dieses Winterwunderland selbst entdecken möchtet, wünsche ich Euch viel Spaß beim Vorbereiten und Erleben und vor allem wünsche ich Euch ganz viel Kälte!!! Weitere Fotos von Yellowstone im Winter findet Ihr in meiner Galerie! Und hier noch ein kleines Video mit ein paar Impressionen (Musik © Armand Amar) |
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