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Gestrandet in Patagonien


Vorwort

Dies ist einer der wenigen Plätze der Welt, die nicht auf unserer Wunschliste stehen und trotzdem sind wir nun auf dem Weg an das südliche Ende von Südamerika. Dort wo sich die chilenischen Anden mit der argentinischen Pampa treffen, wo riesige Gletscher auf leuchtend blaue Seen treffen, wo das Wetter im Stundentakt wechselt und der Wind mit unbändiger Kraft von den Bergen pfeift, da werden wir die nächsten Wochen verbringen.Geplant war ja alles ganz anders. Eine Kreuzfahrt nach Südgeorgien zu den Königspinguinen und in die Antarktis sollte es werden. Seit mehreren Jahren schon war diese Reise geplant und mit der Buchung der Fahrt im März 2010 begann die große Vorfreude und Organisation. Flüge und Hotels buchen, Gummistiefel kaufen… die andere Ausrüstung hatten wir ja schon von unserer Reise in den Yellowstone beisammen. Bis dann im Oktober 2010 der Reiseveranstalter Konkurs anmeldete und alle Reisen abgesagt wurden. Die Enttäuschung war groß aber irgendwann mussten Entscheidungen getroffen werden. Wo fahren wir stattdessen hin? Was tun mit den Flügen? Nach einer genaueren Prüfung stellten wir fest, dass unsere Flugtickets nach Buenos Aires nicht günstig umzubuchen oder gar zu stornieren waren und damit stand auch das Ziel unserer Reise fest… Südamerika wir kommen!!! Der einzige Kontinent, den wir nie allein bereisen wollten… zum Glück hatten wir uns bei der Planung für die Antarktis auch schon etwas mit dem südlichen Zipfel Süd amerikas beschäftigt und schnell herausgefunden, dass die Landschaft Patagoniens sehr schön sein soll, der Tourismus recht gut entwickelt, die Straßen befahrbar und auch die Sicherheit für Hab‘ und Gut gegeben ist :-)

„Patagonien ist immer noch ein Mythos. Die scheinbar endlose Weite zieht all jene magisch an, die der Enge des Alltags entfliehen wollen.“

Also heißt das Ziel unserer Reise nun Patagonien. Jetzt müssen wir nur noch herausfinden, was es dort zu sehen gibt, wie und wo man übernachtet, wo es Straßen gibt und ob die südamerikanische Bürokratie Probleme bereiten könnte.Sieben Wochen für die Planung und Buchung, ein Ziel, von dem wir keine Ahnung haben und spanisch sprechen wir auch nicht… das kann doch nur ein toller Urlaub werden!!!


Dienstag, 4. Januar 2011

Jede Reise beginnt mit einem ersten Schritt und manchmal ist der erste Schritt der schwerste. So geht es uns heute. Lustlos und unmotiviert starten wir um 14:00 Uhr. Die Erwartung der kommenden langen Zeit im Flugzeug macht uns zu schaffen. Aber wenigstens sind alle Flieger pünktlich und wir starten um 18:30 Uhr von Hamburg nach London, nicht ohne vorher von den Sicherheitskontrollen in Hamburg erneut überrascht worden zu sein, denn sie wollten gar nichts von uns sehen. Es hat nichts gepiept und auch der große Kamerarucksack wurde nicht weiter beachtet. Auch in London blieben wir unbehelligt…irgendwie unheimlich nach all den Erfahrungen der letzten Flüge.

Unser Flug mit British Airways über Sao Paulo nach Buenos Aires ist komplett ausgebucht und wir fühlen uns wie Sardinen in der Büchse. Der Bordservice ist sehr gut und wir werden in Massen mit Gin und Tonic versorgt. Das können wir nicht alles trinken. Elf Stunden müssen wir so aushalten bis wir pünktlich in Sao Paulo landen. Hier ist es schon sehr warm und wir warten über eine Stunde im Flugzeug, während die Besatzung wechselt und der Flieger betankt und sauber gemacht wird.

Auch auf dem Weiterflug ist die Maschine voll aber auch die letzten 2 Stunden und 10 Minuten Flugzeit überstehen wir irgendwie. Es ist heiß im Flugzeug. Bei der Landung müssen wir durch dicke Wolken hindurch und unten angekommen regnet es. Aber zuerst einmal besuchen wir die Einreisestempelvergeber, die Taschenausgeber und die Toilette. Dann holen wir an einem Automaten argentinisches Geld. Nun sind wir schon außerhalb des Sicherheitsbereiches und hier stehen dutzende von Herren mit Namensschildern, um jemanden abzuholen. Doch trotz einer Vorbestellung im Hotel ist unser Name nicht dabei. Also nehmen wir bei Manuel Tienda Leon eine Remise, ein ungekennzeichnetes Auto mit Fahrer, welches uns zügig und in argentinischer Fahrweise zum Hotel Madero bringt. Hier dürfen wir sogleich unser Zimmer beziehen. Es ist riesig und richtig gut eingerichtet.

Zimmer im Hotel Madero Blick vom Dach Sonnenuntergang über Buenos Aires

Für ein paar Minuten genießen wir das Gefühl, den langen Flug nun endlich überstanden zu haben und legen die Füße hoch doch lange hält es uns nicht im Zimmer. Nur 24 Stunden haben wir hier in Buenos Aires. Inzwischen scheint auch draußen wieder die Sonne. Der Regen hat die Temperatur auf einen erträglichen Wert herunter gekühlt und trotzdem ist es schwül draußen. Ein erster Gang führt uns in den neunten Stock des Hotels, wo man von einer Terrasse einen schönen Blick auf die Stadt hat. Danach machen wir einen kleinen Gang durch Puerto Madero. Hier ist nicht viel los, am Straßenrand blühen noch die letzten Jacarandabäume. Wir haben schon wieder Hunger. Ist das normal? Schließlich landen wir in einem der beiden Restaurants von unserer Wunschliste. Siga la Vaca heißt es und ist ein All-you-can-eat-Buffet mit Bergen von Fleisch. Es ist ein recht großes Restaurant und gut besucht. Im Preis inklusive ist pro Person eine Flasche Wein oder ein anderes Getränk in der Literkaraffe sowie ein Nachtisch. Das Highlight hier ist die über 10 Meter lange Grillstation, wo anscheinend ganze Kühe im Minutentakt zerlegt werden. Und so kommen wir schon fünf Stunden nach der Landung zu unserem ersten Steak, welches sehr gut schmeckt und in etwa unserem Huftsteak ähnelt. Es heißt Bife de Chorizo. Dazu gibt es Salate und Brot. Als Nachtisch wählen wir einen Cheesecake mit roten Beeren und ein warmes Schokoladentörtchen mit Eis. Alles ist lecker und nun sollten wir erst einmal satt sein. Noch einmal ziehen wir nun durch Puerto Madero, dieses Mal mit einem Fotoapparat, um die Blüten des Jacarandas zu fotografieren. Auch ein Sonnenbad gönnen wir uns auf einer Parkbank. Zum Sonnenuntergang gehen wir noch einmal hinauf zur Terrasse um bequem ein paar Fotos machen zu können. Der Blick ist perfekt für müde Touristen und bei über 20 Grad kann man auch draußen schon mal ein Nickerchen machen. Aber dann reicht es wirklich. Es ist ja bereits der 5. Januar und wir haben 21 Uhr Ortszeit, gute Nacht!


Donnerstag, 6.1.2011 Buenos Aires - Punta Arenas

Kurz vor 7:00 Uhr kitzelt die strahlende Morgensonne uns aus dem Bett. Schnell sind wir fertig, obwohl wir eigentlich viel Zeit haben. Das Frühstücksbüffet ist sehr gut und reichlich und wir genießen den aufmerksamen Service. Um 9:50 Uhr werden wir von einer Remise mit Fahrer zurück zum Flughafen gebracht. Checkin, Sicherheitskontrolle, alles verläuft ganz relaxt, selbst die Wasserflasche ist hier kein Problem. Um 13:10 Uhr soll unser Flieger nach Santiago de Chile starten und alles ist pünktlich. LAN Chile bringt uns sicher und schnell nach Santiago de Chile. Kurz vor der Landung kommt die Ansage „Bitte kehren Sie auf Ihre Plätze zurück und schnallen Sie sich an, wir überqueren in wenigen Minuten die Anden“. Das sagt uns alles über das Wetter, was man hier erwarten kann. Gespannt sehen wir hinaus doch heute gibt es nur große Wolkenberge und dazwischen die schneebedeckten Gipfel. Toll!

Ziemlich schnell ist das Schauspiel vorbei und der Pilot beginnt den Landeanflug. Dabei hat er doch etwas mit dem Wind zu kämpfen aber nicht so sehr wie erwartet. In Santiago müssen wir nun einreisen und unser Gepäck persönlich durch den Zoll bringen. Danach wird es wieder eingecheckt für den Weiterflug. An einem Geldautomaten holen wir dann schon mal chilenische Pesos und das große Rechnen geht los. Ein Euro sind rund 600 Pesos. Wenn wir 200 Euro tauschen möchten sind das nach dieser langen Reise viel zu viele Nullen für uns, einigen uns letztendlich aber doch auf 120.000 Pesos. Die ersten davon werden sogleich wieder ausgegeben denn es ist Kaffeezeit. Wir bestellen dos cafe americano mediano y quadro Donuts por farvor und werden sogar verstanden.

Über die Anden nach Santiago de Chile Nach Süden Zimmer im Dreams del Estrecho

Der Kuchen schmeckt und frisch gestärkt geht es nun auf zum letzten Flug. Dieser soll uns die Anden entlang nach Süden bis nach Punta Arenas bringen. Unterwegs sind riesige Eisfelder und Gletscherzungen zu sehen. Nur die letzten 30 Minuten fliegen wir in dichten Wolken und setzen überpünktlich um 20:55 Uhr auf der Landebahn auf. Der berühmte patagonische Wind ist zum Glück nicht anwesend, so dass die Landung sehr ruhig verläuft. Nachdem unser Gepäck auch erscheint, steigen wir in ein Shuttle, welches uns für 5 Euro pro Person in die Stadt bringt zu unserem Hotel. Unsere Spannung steigt noch einmal an denn erstens fährt der Fahrer wie ein Besengter und zweitens wird sich gleich zeigen, ob das Hotel Dreams del Estrecho unsere Reservierung für 2,50 USD pro Nacht so hinnimmt. Man ist sehr freundlich und professionell an der Rezeption und erzählt uns, was alles inklusive ist. Frühstücksbuffet, Parken, Internet und Casino-Eintritt, kein Wort über die gebuchte Rate. So richtig können wir es noch nicht glauben. Auch das Zimmer im zehnten Stock ist riesig und luxuriös. Mittlerweile ist es 22:30 Uhr und wir bei einem Glas Wein schauen wir in der Dämmerung über die Stadt. Angekommen.


Freitag, 7. Januar 2011 Punta Arenas

Endlich ein Bett! Wir hatten eine kurze aber erholsame Nacht in den tollen Betten des „Dreams“. Heute Morgen lassen wir uns Zeit. Wir gehen zum Frühstück und genießen bei herrlicher Sicht auf die Fluten der Magellanstraße die köstlichen Sachen. Es ist reichlich und schmeckt. Danach machen wir einen ersten Gang durch die Stadt, welche mit rund 120.000 Einwohnern als südlichste „Großstadt“ der Welt gilt.

Nachdem alles gestern Abend doch etwas grau aussah, wirkt die Stadt heute früh viel freundlicher. Wir lassen uns an der Rezeption noch einen Stadtplan geben, denn um 11 Uhr sollen wir bei Hertz unser Auto in Empfang nehmen. Wir gehen die Straße hinauf, kommen zu einem Platz auf dem ein Denkmal von Fernando Magellan zu sehen ist. Außerdem haben Händler hier ihre Verkaufswagen aufgebaut. In einer kleinen Straße finden wir dann die Hertz-Station. Wir werden von einem Mitarbeiter empfangen, der auch englisch spricht. Der Papierkram dauert sehr lange bis wir alle Dokumente zusammen haben, denn wir wollen ja mit dem Auto über die Grenze nach Argentinien fahren. Nun können wir endlich unser Auto, einen weißen Toyota mit chilenischem Kennzeichen CJ CP 79 in Besitz nehmen. Er ist noch ziemlich neu und hat erst 8.740 Kilometer gelaufen. Wir fahren zuerst ans Wasser und schauen uns die sehr gut ausgebaute Promenade des Ortes an. Nein baden möchten wir hier nicht…wäre wohl auch zu kalt. Wir machen einige Fotos und fahren dann in die Zona Franca (Freihandelszone). Hier finden wir am Ende des Geländes einen großen Supermarkt von ABU GOSCH und kaufen unsere ersten Lebensmittel und einige andere Sachen für unsere weitere Reise ein. Ob teuer oder billig, keine Ahnung. Aber wir zahlen mit tausenden von Pesos. Der nächste Stopp ist der Friedhof des Ortes. Man sagt, er sei einer der schönsten von ganz Südamerika. Ob das stimmt, können wir mangels Vergleichsmöglichkeiten nicht einschätzen aber die Kombination aus prunkvollen Marmorgräbern und farbigen Blumen und Bäumen gefällt uns sehr. Dazu scheint die Sonne.

Danach fahren wir zurück zum Hotel und ruhen uns noch etwas aus. Nach einem schönen Kaffee beobachten wir die Ankunft der AIDAcara in Punta Arenas und schon wenig später ist die Stadt voll in Kreuzfahrerhand. Unsere Pläne für morgen haben wir dementsprechend gemacht.

Hotel Dreams del Estrecho Friedhof Am Hafen



Samstag, 8. Januar 2011 Rund um Punta Arenas

Gleich um 7:00 Uhr starten wir, damit wir vor den AIDA Bussen bei den Pinguinen von Seno Otway sind. Die Sonne scheint und unsere erste Fahrt hinaus aus der Stadt beginnt. Am Straßenrand blühende gelbe Büsche, Lupinen in allen Farben und Schafe stehen auf der Weide. Nach 20 km geht es auf einer Schotterpiste weiter und wir merken den Unterschied zwischen SUV und Kleinwagen. Leider war so kurz vor Abreise kein SUV mehr verfügbar für uns und nun müssen wir eben vorsichtig fahren. Am Wegesrand stehen dicke Schafe, die noch ihr Winterfell haben und Nandus. Kaninchen hoppeln auf der Straße. Ein friedliches Bild. Gern hätten wir fotografiert aber im Hinblick auf die AIDA Busse fahren wir weiter und heben uns das für die Rückfahrt auf. Nach 20 km Schotterpiste kommen wir an ein Häuschen und müssen dort eine Wegegebühr von 1500 Pesos pro Person bezahlen. Nach weiteren zehn Kilometern erreichen wir die Pinguinkolonie. Hier sind wir wirklich das erste Auto und wir haben das ganze Areal und seine Tiere für uns allein. Wir kaufen unsere Eintrittskarten für 10.000 Pesos und dann marschieren wir los. Kleine Blumen, gelbe Flechtenteppiche, silbrige Pflanzen, die gelb blühen, zieren unseren Weg. Nach der ersten Kreuzung sehen wir sie vor uns – die Magellanpinguine.

Magellan Pinguin Am Strand Küken

Unten am Wasser gibt es einen Sichtschutz aus Holz, von wo man gut die Tiere beobachten kann. Durch die Ritzen pfeift ein eiskalter Wind und wir sind natürlich ohne Mütze und Handschuhe losgelaufen. Hier am Wasser sind zwei Gruppen mit Pinguinen, die eine träge, die andere aktiv. Lustige Szenen mit Küssen, Rangeleien und Streitereien können wir beobachten. Sehr wichtig scheint die Pflege des Federkleides zu sein. Es ist sehr schön. Nun geht es weiter. Wir finden Pinguine, die schnell laufen und zum Wasser wollen und einige wenige Jungtiere. Auf Holzsteigen durchlaufen wir das Gebiet und treffen überall auf Pinguine. Sie sind nicht scheu, sodass wir bis auf 30 bis 40 cm an die Tiere rangehen können.

In der Ferne sehen wir einen See auf dem Flamingos im Wasser stehen. Leider sind sie für ein Foto zu weit weg. Im Hintergrund erkennen wir die schneebedeckten Gipfel der Berge. Auf dem Rückweg stellen wir fest, dass jetzt schon mehr Besucher hier sind. Auf dem Parkplatz stehen einige Autos, auch schon ein Opfer mit Reifenpanne. Mit einem Mal kommt Bewegung in die Szene. Mit einer riesigen Staubfahne erscheinen sechs große Reisebusse mit AIDA-Passagieren am Horizont. Wir sichern uns noch schnell einen Platz auf der Toilette und dann geht nichts mehr. Der gesamte Parkplatz ist voll in deutscher Hand. Es ist interessant, so etwas einmal aus neutraler Sicht mit zu erleben. Das Gute an der Sache: wir haben ein Auto und können fliehen ;-) Die Straße liegt frei vor uns und nach einem Kaffee machen wir uns auf den Rückweg. Leider treffen wir unterwegs keine Tiere mehr, sie wurden wohl alle von den Bussen verscheucht. Aber einen Stopp gönnen wir uns doch noch. Am Straßenrand, hinter einem Zaun stehen eine Menge Lupinen in unterschiedlichen Farben.

Estancia San Gregorio an der Magellanstraße Sommer in Patagonien

Als wir wieder eine richtige asphaltierte Straße erreichen geht es weiter in Richtung Norden. Wir wollen der verwaisten Estancia San Gregorio einen Besuch abstatten. Die Estancia liegt an der Magellanstraße. Der portugiesische Weltumsegler Fernando Magellan ist im Jahre 1530 als erster Europäer an dieser Küste gelandet. Die Meeresstraße ist 600 km lang und war der Schlüssel für die Umrundung der Erde. Die seit 1881 zum chilenischen Hoheitsgebiet gehörende Verbindung zwischen Atlantik und Pazifik öffnete seinerzeit einen Weg in den Westen, damit das gefährliche Kap Hoorn vermieden werden konnte. Und wie wir hier in San Gregorio sehen, haben es einige auch auf diesem Seeweg nicht geschafft. Die Wracks der beiden gestrandeten Schiffe leuchten im sonnigen Mittagslicht und geben für uns einige schöne Fotomotive. Die Estancia San Gregorio soll 1876 gegründet worden sein. Heute ist sie ein Geisterort. Die Häuser der Estancia sind leer und verwahrlost. Einige Möbel stehen noch in den Räumen. Aber der eigentliche Grund unseres Besuches sind die zwei gestrandeten Schiffe. Dampfschiff „Amadeo“, gebaut 1873 und nach 59 Jahren hier an der Magellanstraße im Jahre 1932 gestrandet. Auch das Segelschiff „Ambassador“ ist in den dreißiger Jahren hier gestrandet.

Inzwischen ist es 16.00 Uhr geworden und wir machen uns auf den Rückweg. Am Straßenrand sehen wir Nandus, Schafe und Guanakos. In Punta Arenas angekommen fahren wir noch schnell zum Supermarkt und holen noch einige Lebensmittel und Kuchen zum Kaffee. Wir lernen ein neues und für die nächsten Wochen hilfreiches Wort: Facturas sind kleine leckere Kuchenstücke mit Marmelade oder süßer Karamellcreme gefüllt. Nach einer Ruhepause machen wir uns auf den Weg zum Hafentor. Wir wollen nach der Abfahrtszeit der AIDAcara fragen… gar nicht so leicht für Nichtspanischsprecher. Nach ein paar Versuchen erfahren wir, dass um 20.00 Uhr das Schiff ablegen soll. Wir schauen uns noch das andere Ende des Ortes an. Das Wetter zeigt sich von der dramatischen Seite.


Sonntag, 9. Januar 2011 Punta Arenas - Puerto Natales

Heute geht unsere Rundreise endlich richtig los. Nach einem bewusst langsamen Start der Reise sind wir nun bereit für die Landstraße. Um 8.00 Uhr gibt es Frühstück, danach packen wir den Rest und machen uns auf den Weg zur Rezeption, um unsere große Rechnung zu bezahlen. Entgegen unseren Vermutungen wussten auch die Mitarbeiter des Hotels nichts von unserem „Sonderpreis“ und präsentieren uns eine Rechnung über 670 US Dollar. Als sie unsere Buchungsbestätigung mit 2,50 USD pro Nacht sehen, reagieren sie aber sehr professionell und freundlich. Nach langem Warten, einigen Telefonaten und Diskussionen müssen wir dann endlich doch nur 8 USD bezahlen. Wir können es lange Zeit nicht fassen, sitzen schon einige Zeit im Auto und haben die Stadt Punta Arenas fast verlassen und schütteln immer noch mit dem Kopf. Kaum zu glauben, dass das geklappt hat!

Nach einem Tankstopp am Rande von Punta Arenas und einem letzten Fotostopp verlassen wir den Ort und machen uns auf den Weg in Richtung Norden nach Puerto Natales. Die Strecke ist 250 km lang und die Straße sehr schön. Die Sonne scheint und der Himmel ist so voller interessanter Wolken, dass wir immer mal zum Fotografieren anhalten müssen. Auch einen See voller Flamingos entdecken wir in der Ferne. Durch den starken Wind können wir kaum die Kamera halten.

Flamingos Wolkenmeer Lupinen

Viele Autos sind nicht auf der Straße unterwegs und wir kommen gut voran. Überall gibt es riesige Flächen mit blühenden Lupinen und auch diese möchten natürlich fotografiert werden. Am frühen Nachmittag erreichen wir Puerto Natales, mit 17.000 Einwohnern, direkt am Fjord der letzten Hoffnung gelegen und von hohen Bergen mit Eis und Schnee umgeben. Da die Sonne immer noch scheint, sieht alles sehr freundlich aus und wir bummeln durch die Straßen.


Montag, 10. Januar 2011 Puerto Natales - El Calafate

Um 5.00 Uhr geht es los zum Sonnenaufgang. Der Weg zum Wasser ist nicht weit. Es stürmt mächtig, selbst das Stativ reicht kaum, um die Kamera zu fixieren. Nach jeder Aufnahme muss das Objektiv von Wassertropfen gereinigt werden. Am Himmel sind viele Wolken und als um 5.48 Uhr die Sonne aufgeht wird es dramatisch. Rötliche Wolken, stürmisches Wasser, angestrahlte Berge und dazu noch ein Regenschauer mit Regenbogen. Danach geht es schnell zurück zu unserem Guesthouse denn wir haben noch viel vor heute. Es soll über die Grenze nach Argentinien gehen. Wie das wohl wird?

Wir fahren auf einer asphaltierten Straße und sehen viele frische Kuhfladen und fragen uns, wo das wohl herkommt. So eine richtige Erklärung für die Menge Kuhscheiße haben wir nicht – aber wir finden sie nach der nächsten Ecke. Vor uns bewegt eine riesige Kuhherde mit einigen Gauchos und wir stehen mit unserem Auto bald mittendrin. Die nächsten 15 Minuten üben wir Kuhslalom. Die Tiere sind zum Glück nicht aggressiv und irgendwann ist der Spuk vorbei. Nun haben wir wieder eine saubere Straße vor uns. Wir fahren bis Cerro Castillo, hier wollen wir über die Grenze gehen. Wir suchen den Grenzübergang. Es stehen zwar viele Busse und auch einige Autos vor einem Restaurant – Shop aber wo ist hier die Grenze? Kein Schlagbaum, keine Polizei und Schilder finden wir nur zwei, auf denen wir mit unseren Spanischkenntnissen nicht viel deuten können. Nach einigen Beobachtungen gehen wir mit unseren Pässen und den Papieren unseres Autos in das letzte Haus des Ortes und sind richtig. Stempel für uns beide in den Reisepass, Stempel in die Auto-Papiere. Nun dürfen wir Chile verlassen aber wo ist die Straße?

Puerto Natales Puerto Natales Sunrise Grenzhäuschen

Wir meinen gelesen zu haben, dass die Grenzstraße asphaltiert ist aber sowas gibt es hier nicht. Diese, die wir uns ausgesucht haben ist eine Schotterpiste. Wir fahren los. Keiner hindert uns – keiner folgt uns und keiner kommt uns entgegen. Es ist zwar erst 8.38 Uhr aber komisch kommt es uns schon vor. Keine Wegschilder. Nichts! Nach 10 km tauchen vor uns ein Haus, Schilder und die argentinische Flagge auf. Ein Bus und ein Pkw stehen auf der Gegenfahrbahn. Der Wind weht so stark, dass wir die Tür unseres Autos nicht halten können. Als wir mit unseren Papieren das Haus betreten, stehen dort einige Leute und wir müssen warten. Es sieht alles sehr einfach und primitiv aus. Zuerst kommen die Papiere des Autos dran. Sie erhalten zwei Stempel auf einem Extrablatt, welches uns von der Autovermietung Hertz mitgegeben wurde. Danach müssen wir zum zweiten Schalter. Hier stehen vier Beamte und keiner hat so richtig Lust zur Arbeit. Einer sucht den passenden Stempel und der zweite schreibt unsere Namen auf einen kleinen Zettel. Es ist Wahnsinn! Im Raum stehen drei PC und keiner kann damit umgehen oder alle sind defekt. Vielleicht kommt ja später einer, der dann die Zettel alle in den Computer schreibt. Alle hatten uns vor dem Grenzübergang gewarnt = lange Wartezeiten, Kontrolle bzgl. Mitnahme von Lebensmittel usw. Unsere gesamte Aus- und Einreise von Chile nach Argentinien einschließlich Fahrt auf der Schotterpiste im Niemandsland dauerte ca. 60 Minuten und nach einigen weiteren Pistenkilometern erreichen wir eine asphaltierte Straße.

Die Sonne lacht aber es weht ein starker Wind und es ist schwer, bei den Böen das Auto auf der Straße zu halten. Als wir an einem See mit Flamingos anhalten, kommt uns endlich mal ein einzelner Lkw-Fahrer entgegen, der uns auch noch freundlich zuhupt und winkt. Durch den Wind bewegen wir uns im 45-Grad-Anstellwinkel und das Anziehen der Jacken funktioniert nur durch eine geschickte Drehung mit dem Wind. Als Küstenbewohner sind wir ja einiges gewöhnt aber das hier ist „ganz schön pustig“. Der nächste Ort Esperanza wird von uns für einen Mittagsstopp genutzt. Um 14:00 Uhr erreichen wir EL Calafate. Der Ort mit seinen 10.000 Einwohnern ist um diese Zeit sehr voll. Viele Urlauber laufen durch die Hauptstraße. Es gibt viele Geschäfte und Hotels. Alles erinnert uns ein bißchen an amerikanische Orte. Ganz groß leuchtet uns das Schild „CASINO“ entgegen. Nur unser Guesthouse „Lindavista“ ist nicht zu finden. Wir kurven durch den Ort, kommen an die Uferpromenade und entdecken dort viele Flamingos. Vor lauter Sturm können wir wieder mal unsere Kameras nicht halten. Nach einem zufälligen Stopp sehen wir einen Stadtplan und daneben ein Gebäude für Busfahrten in die nächsten Touristenorte. Dort gibt es eine Information und wir können nach unserer Unterkunft fragen. So nun wissen wir den Weg. Das hätten wir nie gefunden. An der Rezeption des Guesthouses „Lindavista“ werden wir von einer jungen koreanischen Frau nett empfangen. Sie zeigt uns unsere Wohnung mit zwei Schlafzimmern, Bad, kombinierter Wohnraum mit Küche. Alles sieht sehr sauber aus. Wir packen schnell unsere Sachen aus, kochen Kaffee und inspizieren anschließend den Supermarkt hier im Ort. Das Angebot ist nicht so toll aber ausreichend. Danach zieht es uns zum Gletscher Perito Moreno, der 80 km entfernt von El Calafate liegt. Am Eingangstor erkundigen wir uns nach den Öffnungszeiten und Eintrittspreisen. Je Person soll der Eintritt 100 Pesos kosten (das sind ca. 20 €) Der Park ist von 8.00 bis 20.30 Uhr jeden Tag geöffnet. 20 € pro Person finden wir ganz schön teuer aber das tolle Wetter überzeugt uns schließlich doch, schon heute zum Gletscher zu fahren. Wer weiß, wie das Wetter die kommenden Tage wird.

Unser Auto Perito Moreno in Sicht Blick aufs Eis

Die Fahrt im Park ist fantastisch. Immer wieder haben wir wunderschöne Blicke auf den Lago Argentino mit seinem türkisblauen Wasser. Ab und zu schwimmen Eisberge neben uns. Gespannt warten wir, dass der Gletscher in Sicht kommt aber die letzten 40 km ziehen sich hin. Endlich stellen wir unser Auto auf einem Parkplatz ab und dann sehen wir schon die ganze Pracht vor uns. Die Abbruchkanten des Gletschers sind 30 bis 60 Meter hoch. Der Anblick ist einmalig. Wir gehen die einzelnen gebauten Stege bergab letztendlich sind wir auf einer Terrasse in gleicher Höhe mit dem Gletscher. Hier stehen viele Leute und alle warten gespannt, dass etwas vom Gletscher abbricht. Die Sonne scheint stark. Ab und zu knackt es im Eis. Argentinier sitzen neben uns auf der Bank und trinken ihren Mate – Tee. Lange genießen wir den Blick.

Gegen 21.30 Uhr kommen wir wieder in El Calafate an und wollen aus einem Automaten Geld holen. Der Automat ist jedoch leer, es gibt also kein Geld. Na so etwas ist uns ja noch nie passiert. Was machen wir jetzt? Wir wollen doch morgen die Bootsfahrt zu den Gletschern machen. An der Rezeption unseres Hotels wird uns freundlicherweise geholfen. Hier können wir zwei Karten bestellen und die Mutter der koreanischen Familie verspricht, dass sie die Karten holt und auch bezahlt. Nun haben wir Schulden in Argentinien.

Eis Eis Eis



Dienstag, 11. Januar 2011 El Calafate

Als um 5.30 Uhr der Wecker klingelt, ist es noch fast dunkel. Was tut man nicht alles im Urlaub, um etwas zu sehen. Um 6.45 Uhr gibt es Frühstück und mit uns kommen noch einige weitere Gäste. Die Mutter des Hauses ist noch nicht ganz fertig mit ihren Vorbereitungen und so gibt es zuerst Toast mit Marmelade bis dann irgendwann auch noch Käse und ofenwarme Croissants aufgetischt werden. Lecker. Mittlerweile ist auch der koreanische Papa mit unseren Ausflugstickets angekommen und wir können starten. Die Sonne scheint und der Wind hat sich gelegt. Es sind rund 50 Kilometer bis nach Punta Bandera, wo unser Boot ablegen soll. Als wir ankommen, wimmelt es dort von Menschen, die lange Schlangen bilden, um den Eintritt für den Nationalpark entrichten zu dürfen. Die können unmöglich alle auf ein Boot passen… Und das stimmt auch. Vier Katamarane werden mit den Touristen gefüllt. Wir entern die Upsala Connection, mit 150 Passagieren eines der kleineren Schiffe. Leider verzieht sich die Sonne nun hinter die Wolken und so leuchtet der Lago Argentino nicht in seiner tollen Farbe als wir ablegen.

Bereits nach kurzer Fahrt sehen wir die ersten Eisberge. Sie sind unglaublich blau, viel blauer als wir es von Grönland und Island her kennen. Zwischendurch schaut doch immer mal wieder die Sonne hervor. Leider wird der erste Punkt des Programms nicht durchgeführt. Der Stopp an der Bahia Onelli entfällt wegen zu vieler Eisberge im Wasser und auch der Upsala Gletscher wird nur aus der Ferne gezeigt. Mittlerweile ist es richtig grau geworden und fängt an zu regnen als wir in den Brazo Spegazzini einfahren. Das ist unangenehm aber als wir den Gletscher erreichen, hält es trotzdem niemanden im Inneren des Schiffes und das Gedränge um die besten Plätze an der Reling beginnt. Zum Glück bleibt der Kapitän sehr lange vor Ort, so dass jeder die Chance auf einen freien Blick und ein Foto erhält. Und es hört sogar auf zu regnen.

Linda Vista Apartments Bootsfahrt Blaues Eis

Der nächste Punkt des Programms ist nun der bekannteste Gletscher des Parks Perito Moreno, den wir gestern schon von Land aus bewundert haben. Davor liegt eine lange Fahrstrecke über den Lago Argentino im Sonnenschein. Nun leuchtet der See im schönsten Türkis und große Linsenwolken hängen am Himmel. Dass diese normalerweise schlechtes Wetter ankündigen, ignorieren wir vorerst. Es ist so windig, dass man sich fast gar nicht halten kann. Je näher wir dem Perito Moreno kommen, umso dunkler wird es und dann fängt es wieder an zu regnen. Gleich nachdem wir die Abbruchkante erreicht haben, bricht ein riesiges Stück ab und die Flutwelle bringt das Boot zum Schaukeln. Trotz Regen sind alle an Deck und baden ihre Kameras.

Gegen 16.10 Uhr erreichen wir den Hafen von Punta Bandera und hier scheint wieder die Sonne. Auch in El Calafate scheint es den ganzen Tag warm und sonnig gewesen zu sein. Unser erster Halt hier ist die Bank und heute gibt es Geld. So können wir unsere Ausflugstickets jetzt bei unseren Wirtsleuten bezahlen. Wir nutzen den restlichen Abend zum Shopping. Hier gibt es viele Touristenläden und irgendetwas müssen wir ja schließlich zur Erinnerung mitnehmen. Nach einer leckeren Pizza verbringen wir den Abend in unserem Apartment bei einer Flasche Rotwein, dem Schreiben von Postkarten und dem Reisebericht.

Die Flagge Volle Fahrt voraus Sonne über dem Lago Argentino



Mittwoch, 12. Januar 2011 El Calafate

Um 4.30 Uhr klingelt der Wecker und um 5.00 Uhr fahren wir los zum Sonnenaufgang in Richtung Punta Bandera. Es ist mild und klar und wir sind ganz allein unterwegs. Alle anderen schlafen wohl noch. Nur die argentinischen Hasen beweisen ihre Dummheit, indem sie auf das Auto zu laufen anstatt weg. Trotz vieler Bremsmanöver schafft es einer dann doch, unser Auto zu treffen. Als die Berge in Sichtweite kommen, halten wir am Straßenrand. Es weht natürlich wieder ein kalter Wind und wir frieren. Vor uns das Wasser des Lago Argentino und dahinter die schneebedeckten Berge. Direkt am Straßenrand blühen gelbe Blumen. Trotzdem es noch dunkel ist, sind alle schon geöffnet. Nach mehreren Fotos vom Sonnenaufgang fahren wir weiter in Richtung Punta Bandera. Hier haben sich einige Flamingos an den Rand des Sees gesetzt. Als wir anhalten und aussteigen, laufen sie eilig davon. Wir sind enttäuscht und machen uns auf den Rückweg, unser Frühstück im „Lindavista“ winkt.

In unserem Guesthouse erwartet uns ein schmackhaftes Frühstück mit Croissants, Brötchen, Toast, Butter, Käse, Wurst und Marmelade. Die koreanische Familie gibt sich wirklich alle Mühe, uns den Aufenthalt hier angenehm zu machen. Da es noch früh ist, werden die letzten Postkarten geschrieben. Gegen 10.00 Uhr machen wir uns auf den Weg zum Ufer des Lago Argentino, um Flamingos zu beobachten. Wir haben Glück und es stehen welche nahe zum Ufer. Der Wind bläst so stark, dass wir die Kameras wieder einmal nicht halten können. Als uns der Wind so richtig durchgepustet hat, fahren wir in den Ort. Hier gehen wir noch einmal durch einige Geschäfte, geben die Postkarten bei der Post ab und gönnen uns dann das erste argentinische Eis im Sonnenschein. Nahe bei unserem geparkten Auto entdecken wir eine Bäckerei, hier kaufen wir noch einige Facturas für später. Da den gesamten Vormittag im Gebiet der Gletscher dicke Wolken und Dunst gelegen haben, wollen wir nicht noch einmal 200 Pesos für den Eintritt in den Nationalpark ausgeben und fahren so noch ein bißchen in der Gegend herum bis es anfängt zu regnen.

Morgenlicht Morgenlicht Morgenlicht

Danach machen wir uns stadtfein. Wir wollen doch mal sehen, wie es in einem argentinischen Casino zu geht. Vorher holen wir noch schnell Geld von der Bank für die nächsten Tage, bevor der Automat wieder leer ist. Im Casino ist es nicht voll. Störend wirkt sich aus, dass die Automaten weder Geld noch einen Voucher rausgeben. Man muss jedes Mal wenn man die Maschine wechseln will jemanden vom Casino warten. Es läuft aus diesem Grunde auch eine Menge Personal mit dicken Brieftaschen und Schreibblocks durch die Gegend. Das Casino sieht von außen fast neu aus aber innen wird nach alten Methoden gearbeitet. Es hat uns trotzdem Spaß gemacht. Die Zeit verging wie im Fluge und als wir gegen 19.00 Uhr wieder rauskommen, scheint überall die Sonne. Na das ist ja komisch. Also laufen wir noch einmal zum Seeufer und schauen auf die Berge.

Patagonische Straße Flamingos Abends



Donnerstag, 13. Januar 2011 El Calafate - El Chalten

Heute wird „ausgeschlafen“ Um 7.00 Uhr klingelt der Wecker. Es muss mal wieder alles eingepackt werden, denn wir verlassen El Calafate und fahren weiter Richtung Norden nach El Chalten. Bevor wir losfahren genießen wir noch einmal das Frühstück im „Lindavista“. Die koreanische Familie ist so etwas von nett und herzlich. Jeder hat ein paar liebe Worte für uns. Gerade sind wir beim Einsteigen, da kommt auch der Papa noch angelaufen, gibt uns die Hand und wünscht uns alles Gute. Unser erster Stopp gilt dem Supermarkt, denn in El Chalten soll es wenige Möglichkeiten zum Einkaufen geben. Wir brauchen einen Vorrat für zwei Tage, denn in dieser Zeit sind wir Selbstversorger. Mit all unseren Einkäufen ist unser Auto schön vollgepackt. Um 9.45 Uhr machen wir uns auf den Weg. Kurz hinter dem Ort gibt es eine Polizeikontrolle, die nur spanisch spricht und wir wieder nichts verstehen. Als wir El Chalten sagen, dürfen wir weiter fahren. Jetzt erobern wir ein neues Stück Straße. Vor nicht langer Zeit musste man die 220 km von El Calafate bis El Chalten noch auf einer Schotterpiste fahren. Nun gibt es hier eine asphaltierte Straße, sogar mit Haltebuchten zum Fotografieren. Wir überqueren den Rio Santa Cruz und sehen am Ufer ein Guanako stehen. Links von uns ist immer noch das türkisblaue Wasser des Lago Argentino.

Auf halber Strecke stoßen wir auf die Gastwirtschaft und Landherberge La Leona. Hier ist der Treffpunkt aller Reisenden. Seit 1894 diente das Gasthaus für Ansiedler mit ihren Schafherden, für Bergsteiger und anderen Reisenden als Unterkunft. Im Jahre 1905 hatten sich auf dem Weg zur chilenischen Grenze hier einen Monat lang Butch Cassidy, Sundance Kid und seine Frau Ethel Place unter fremden Namen niedergelassen nachdem sie in Rio Gallegos eine Bank ausgeraubt hatten.

La Leona Lago Viedma On the Road

Der Ort El Chalten ist ein kleines Dorf in Patagonien im Süden Argentiniens. Der Ort wurde am 12. Oktober 1985 gegründet und bietet den direktesten Zugang zu den Bergmassiven. Im Winter wohnen hier nur 100 Einwohner. Durch den zunehmenden Tourismus rund um die ausgedehnten Trekking- und Bergsteiggebiete erfährt der Ort einen starken wirtschaftlichen Aufschwung. Überall wird gebaut.

Wir fahren zuerst zur Rezeption unserer Wohnungsvermietung. Hier erhalten wir die Schlüssel, nähere Angaben zur Wohnung und Vorschläge zu Wanderungen. Dann machen wir uns auf die Suche nach dem Apartment. Trotz Beschreibung ist es gar nicht so einfach. Dreimal fahren wir durch die Straße, leider gibt es keine Hausnummern o.ä. Endlich finden wir es etwas zurückversetzt und können das Auto entladen. Dann geht es gleich weiter, denn bei dem schönen Wetter wollen wir unterwegs sein. Gleich hinter dem Ort beginnt eine Schotterpiste durch die herrliche Landschaft. Die Straße ist eine ziemliche Aufgabe für unser kleines Auto. Große Steine, grobes Wellblech. Wir quälen uns 17 km voran und stellen dann das Auto einfach ab. Wir beschließen erst einmal zu dem Fluss zu gehen, der uns an der Straße die ganze Zeit begleitet hat. Die Aussicht ist sehr schön, das hellblaue Wasser rauscht dahin, es gibt kleine Blümchen und die hohen Berge mit Schnee. Wir beschließen hier unseren Kaffee zu trinken. Schnell wird der Gaskocher angeschmissen. So sitzen wir auf den Steinen des Flusses und genießen unseren Kaffee.

Beim letzten Schluck kommen der ersten Regentropfen auf plötzlich herangezogenen Wolken. Nun aber schnell alles einpacken, Fotoausrüstung sichern, Regenjacken anziehen und zurück zum Auto. Bei dem Wetter lohnt es sich nicht, weiterzufahren. Wir quälen uns langsam zurück auf der Schotterstraße und bald lässt der Regen wieder nach. Also machen wir Halt am Wasserfall „Chorillo del Salto“. Und nehmen uns Zeit hier für ein Sonnenbad, schließlich ist ja Urlaub. :-) Gleich beim Erreichen des Ortes beschließen wir noch einmal zum Aussichtspunkt am Beginn des Ortes zu fahren, da sich die Wolken um den Fitz Roy verzogen haben. Dort stehen schon mehrere Autos, die alle den schönen Ausblick bewundern. Der Wind tobt wieder so sehr, dass wir die Kameras nicht halten können. Nur mit Winterjacke, Mütze und Handschuhen ist es jetzt auszuhalten. Dann geht es ins Warme. Zum Abendessen kochen wir gefüllte Tortellini mit Rotwein-Tomatensoße.

Landschaft um El Chalten Landschaft um El Chalten Landschaft um El Chalten



Freitag, 14. Januar 2011 El Chalten

Um kurz nach 4.00 Uhr klingelt der Wecker, wieder mal viel zu früh. Ein erster Blick aus dem Fenster in Richtung Fitz Roy zeigt ein paar Wolken um den Gipfel aber ansonsten gutes Wetter. In die andere Richtung, wo die Sonne aufgehen soll, sieht es nicht ganz so gut aus. Es gibt viele Wolken und nur einen schmalen hellen Streifen am Horizont. Wir versuchen unser Glück. Aufgrund der geringen Chancen, die wir uns für das Gipfelleuchten ausrechnen, belassen wir es bei dem Aussichtspunkt neben der Straße kurz vor der Einfahrt nach El Chalten. Zum Glück haben wir warme Sachen an, denn es ist lausig kalt. Wie schon befürchtet findet die Sonne ihren Weg nicht auf die Gipfel, dafür ist der Himmel in Richtung Südosten ein rotes Flammenmeer… nur schade, dass dort der Fitz Roy nicht steht.

Durchgefroren fahren wir um 6.45 Uhr zurück in unser Apartment und bereiten ein schönes Frühstück vor. Nebenbei werden die Emails aus der Heimat gelesen und neue verschickt. Erst 9.30 Uhr machen wir uns wieder auf den Weg. Da der Wind immer noch um die Häuser pfeift, fahren wir erst einmal aus dem Ort hinaus an den Lago Viedma. Dorthin führt eine 8 Kilometer lange Schotterpiste, auf der wir immer wieder schöne Ausblicke auf die Berge und den See sowie ein paar Greifvögel haben. In Bahia Tunel erreichen wir den See im schönsten Sonnenschein. So kommt die milchig türkise Farbe des Wassers besonders gut zur Geltung. Wir sind alleine hier. Nur ein paar Autos stehen herum, deren Insassen bestimmt auf der Bootstour zum Viedma Gletscher sind und ein Hase hoppelt am Strand entlang. Der Himmel ist wieder voller wunderschöner Wolken.

Sonnenaufgang Straße nach Bahia Tunel Lago Viedma

Zurück in El Chalten weht der Wind immer noch ziemlich stark und die Sonne versteckt sich. Wir starten trotzdem. Da der Cerro Torre komplett in Wolken verhüllt ist, entscheiden wir uns für den Weg hoch zum Fitz Roy. Unser Ziel liegt 350 Höhenmeter und sechs Kilometer entfernt und heißt Mirador Fitz Roy. Gleich zu Beginn geht es steil bergan durch einen Wald mit vielen knorrigen Bäumen, die schon mit Moos bewachsen sind. Als wir höher kommen, haben wir schöne Blicke in das Tal. Auch die Bäume verschwinden so langsam und wir wandern nun über blühende Bergwiesen. Sogar die Sonne kommt heraus und am Berghang sehen wir zwei Bergsteiger klettern. Immer höher hinauf geht es, jetzt wieder durch einen knorrigen Wald. Viele Leute sind unterwegs. Fast alle grüßen auf spanisch, englisch oder schweizerdeutsch. Endlich kommen wir an eine Tafel und nun sind es nur noch 10 Minuten. Es ist so warm geworden, dass wir nur noch das T-Shirt anhaben, wer hätte das gedacht. Und dann sind wir da. Da liegt er nun vor uns, der Fitz Roy und um seine Spitze wehen ein paar weiße Wolken. Hier oben pfeift es nun wieder mächtig und schnell ziehen wir die Jacken über. Wir genießen den Ausblick und schaffen es sogar, mit unserem Kocher einen Schokoladenpudding zu zaubern. Der schmeckt hier oben besonders gut.

Nach einem letzten Blick geht es dann zurück ins Tal. Nach zwei Drittel der Strecke hören wir vor uns Vögel und ein paar Menschen stehen auf dem Weg. Leise gehen wir näher heran und sehen einen großen schwarzen Specht mit rotem Kopf. Eifrig klopft er am Baum herum und scheint nicht der einzige Vertreter seiner Art hier zu sein. Um uns herum sind die Vogelstimmen überall zu hören. Ein Weibchen, welches eine andere Kopffarbe hat, bearbeitet einen Baumstamm dicht am Weg und lässt sich von den Wanderern überhaupt nicht stören. Die Sägespäne fliegen in alle Richtungen, während sie mit voller Wucht auf das Holz hämmert. Als sie eine dicke Larve findet, schaut sie noch einmal stolz in die Runde und fliegt davon.

Auch wir sind nun fast wieder am Auto und freuen uns über diese schöne Wanderung. Zur Feier des Tages und da heute Bergfest ist, beschließen wir, heute Abend essen zu gehen. Wir haben uns für ein kleines Restaurant mit dem Namen La Tapera entschieden, welches sehr empfohlen wird und nicht weit von unserem Apartment entfernt ist. Als wir um 19:00 Uhr dort ankommen sind wir die Ersten. Alles wirkt sehr gemütlich und die Karte liest sich gut. Wir bestellen eine Flasche Rotwein, Kürbissuppe, Pasta, gefüllt mit Kürbis in einer Zwiebelsahnesauce und ein Bife de Chorizo mit Kartoffelgratin. Das Steak ist wirklich riesig und butterzart und die Pasta sehr gut. Wir sind sehr zufrieden mit unserer Wahl und genießen das gute Essen.

Sendero al Fitz Roy Blick auf den Fitz Roy Specht



Samstag, 15. Januar 2011 El Chalten - El Calafate

Um 4.30 Uhr klingelt der Wecker. Es regnet und die Bergzinnen des Fitz Roy sind nicht zu sehen, also dürfen wir uns noch einmal umdrehen für einen urlaubsgerechten Start in den Tag. Um 9.30 Uhr ist dann alles gepackt und wir verlassen unser tolles Apartment. Ein Besuch in den Souvenirshops von El Chalten entfällt, denn die Geschäfte öffnen alle erst um 10.00 Uhr. Bye bye El Chalten. Es war schön aber hier werden wir wohl nicht wieder her kommen. An dem Aussichtspunkt vor dem Ort steht nur ein Auto. Es lohnt auch nicht, denn alle Berge sind in den Wolken verschwunden. Es ist nicht viel los auf der Straße und wir fahren recht gemütlich dahin. Um 12.00 Uhr in La Leona machen wir eine Pause. Die Sonne scheint. Es ist viel los hier. Ein Reisebus und fünf andere Autos haben gerade eine Pause gemacht. Als der Bus weg ist, kehrt Ruhe ein. Ausnahmsweise weht auch kein Wind und wir sitzen draußen vor dem Gasthaus auf der Bank in der Sonne. Herrlich! Wir mögen gar nicht mehr aufstehen. Die Sonne brennt auf unser Fell und wir haben wieder mal die Sonnencreme vergessen. Die Ruhe währt jedoch nicht lange. Es kommt schon wieder ein Bus und wir fahren weiter. Unterwegs sehen wir zwei Nandus. Sie sind jedoch sehr scheu. Nun taucht schon an der Seite das immertürkise Wasser des Lago Argentino auf. Dazu der schöne blaue Himmel und die weißen Wolken. Es ist einmalig schön. Noch auf keiner Reise haben wir so schöne Himmel und Wolken für so lange Zeit gehabt.

Mit einigen Stopps geht es weiter. Wir hatten auf der Hinfahrt nach El Chalten in einem Zaun etwas hängen sehen was aussah wie ein Nandu. Nun bei der Rückfahrt schauen wir immer mal danach und finden auch tatsächlich die Stelle. Ja dort hängt ein Tier aber es ist ein Guanako. Es hat sich mit den Beinen im Zaundraht verfangen. Auf unserem weiteren Weg sehen wir ein Schaf und eine Kuh, die sich ebenfalls im Zaundraht verfangen haben und dadurch elendig sterben mussten.

Lago Argentino Ausblicke Tod am Straßenrand

Gegen 14.00 Uhr erreichen wir wieder El Calafate. Da wir mal wieder unsere Betten in der Hosteria „Cauquenes de Nimez“ nicht finden können, wir tanken müssen aber das Benzin an der Tankstelle alle ist und unser Auto so komische Geräusche von sich gibt, sind wir beide etwas genervt. An der ersten Tankstelle steht gerade der Tankwagen, die zweite Tankstelle ist bereits geschlossen. Während der Suche besichtigen wir ganz Calafate inkl. Müllkippe und altem Flugplatz. Es folgt ein zweiter Versuch um unser Hotel zu finden. Auf dem Weg fahren wir bei der Bank vorbei. Eine lange Schlange hat sich gebildet. Wir wissen nun, dass an der anderen Bank das Geld alle ist. Ja das ist Argentinien. Endlich finden wir eine Schotterstraße mit unzähligen Schlaglöchern - die Calle 303. Wir sehen ein schönes rotes Haus, in dem wir ein Zimmer beziehen. Das ganze Haus wurde wohl gerade frisch gebohnert. Es riecht oder stinkt jedenfalls danach. In unserem Zimmer müssen wir erst einmal lüften. Es ist nicht sehr groß und wir müssen improvisieren. Den Nachmittag nutzen wir für einen Besuch der Laguna Nimez. Als Eintritt zahlen wir 30,00 Pesos Gebühr und dürfen dafür den Rundweg über 2,5 km laufen.

Wir sehen viele Vögel, eine große Gruppe Flamingos und viele Kamille- oder Margaritenblüten. Dazwischen wachsen zarte rote Gräser, wie immer blauer Himmel und weiße Wolken, die sich im See spiegeln. Es ist so warm, dass wir nur im T-Shirt gehen. Herrlich!

Mit vielen Fotostopps brauchen wir lange bis wir wieder am Eingang sind. Von diesem schönen Fleckchen Erde können wir uns gar nicht trennen. Unser nächster Weg führt uns zur Tankstelle. Da der Tankwagen eine neue Lieferung gebracht hat, rechnen wir mit langen Schlangen an der Tankstelle, sind aber angenehm überrascht. Schnell bekommen wir Futter für’s Auto.

Laguna Nimez Wildpferde Farben
Natur an der Laguna Nimez Natur an der Laguna Nimez Natur an der Laguna Nimez



Sonntag, 16. Januar 2011 El Calafate

4.30 Uhr klingelt der Wecker. Für um 5.15 Uhr haben wir den Türöffner bestellt da wir hier keinen Haustürschlüssel bekommen. Also müssen wir warten, bis man uns die Tür aufschließt. Wir fahren wieder in Richtung Punta Bandera. Die Hasen machen es uns schwer. Sie haben heute Morgen wohl alle Ausgang. Für die Aufnahmen zum Sonnenaufgang wählen wir den kleinen See vor der Hafeneinfahrt in Punta Bandera. Vorne die Flamingos und Schwarzhalsschwäne und im Hintergrund die Berge. So richtig spielt das Wetter nicht mit aber irgendwann zeigt sich dann doch die Sonne und nun werden auch die vor uns liegenden Berge angestrahlt. Zwischendurch kommt eine Gruppe Flamingos angeflogen und landet graziös auf dem See. Nun verschwinden die schneebedeckten Berge in den Wolken und vor uns liegt alles in der Sonne. Wie schnell sich hier doch das Wetter ändert.

Wir fahren zurück zum Frühstück in die Hosteria. Auf den Tischen stehen die Zimmernummern und je Person eine dünne Scheibe Butter und Orangen-Marmelade. Auf einem anderen Tisch steht etwas Kuchen, Kaffee und Milch. Nach einiger Zeit bringt uns die Bedienung Toastbrot, für jeden einen Muffin, Orangensaft und je eine Scheibe Käse und Wurst. Es hat trotzdem geschmeckt. Danach machen wir uns auf den Weg ins Zentrum. Zuerst wollen wir zur argentinischen Autovermietung von Hertz wegen der Geräusche an unserem Auto. Dort ist jedoch geschlossen. So fahren wir erst einmal zum Supermarkt und holen uns Brot für unser Abendbrot und im Souvenirladen ein paar Andenken von Patagonien. Hier gibt es auch Calafate Marmelade. Die Calafatebeeren sind ähnlich wie unsere Heidelbeeren und wachsen hier an großen Büschen am Straßenrand. Auf unseren Fahrten zum Perito Moreno oder nach Punta Bandera haben wir Menschen gesehen, die diese Früchte in großen Kannen gepflückt haben und da es heisst, dass jeder, der einmal eine Calafatebeere gegessen hat garantiert nach El Calafate zurückkehrt, haben wir vorsichtshalber auch mal eine probiert ;-)

Morgenlicht Morgenlicht Hosteria „Cauquenes de Nimez“

Nach dem Mittag machen wir uns auf den Weg zum Perito Moreno Gletscher. Die Sonne scheint mal wieder. Nachdem wir unseren Eintritt für den Nationalpark gezahlt haben, geht es auf die letzten 40 km zum Gletscher. Als wir am Gletscher ankommen, werden wir gleich auf den unteren Parkplatz verwiesen. Heute ist ja Sonntag und es sind viele Menschen hier. Für unseren Plan - Gin Tonic mit Gletschereis - passt das ganz gut. Als wir unten am Strand ankommen sehen wir mehrere gestrandete Eisstücke und einige große Teile schwimmen in der Nähe am Ufer. Wir suchen uns einen glatten Stein zum Sitzen und beginnen das „Eisangeln“. Das ist gar nicht so einfach. Das Eis ist kalt und schwer. Mit Hilfe eines Brettes fangen wir uns ein ordentliches Stück, welches nun kaputt geklopft wird und auch von der Größe in unsere Tassen passt. Nun den Gin (danke British Airways) und Tonic Water dazu und dann Prost! Als wir uns umschauen, sehen wir, dass viele Leute mit Gläsern und kleinen Flaschen dabei sind. Einige andere lutschen an dem Eis, welche füllen es sich in Flaschen und ein junger Mann kommt sogar mit einer großen Kühlbox. Beim an Land ziehen eines großen Stückes rutscht er ab und steht im Wasser. Oh, das muss aber kalt sein. Wir lassen uns derweil unseren Gin Tonic schmecken, sitzen auf unseren Steinen in der Sonne und fotografieren und filmen. Ach ist das schön!

Gegen 16 Uhr wird es kalt. Die Sonne ist im Moment hinter den Wolken verschwunden. Wir packen unsere Sachen zusammen, gehen zum Auto und versuchen, den oberen Parkplatz zu erreichen. Es stehen tatsächlich keine Parkplatzeinweiser mehr an der Kreuzung. Wir sind oben die ersten, die dort empfangen werden und dürfen dort parken. Die Sonne ist immer noch hinter den Wolken und der Wind ist auch wieder da, so merken wir bald wie kalt es ist… selbst mit dicken Jacken. Der gesamte Gletscher wirkt heute blauer. Die eisige Kälte lässt ihn wahrscheinlich auch nicht kalben. Das knackende und polternde Geräusch bleibt aus. Die Menschen kommen von der unteren Plattform nach oben, die Kinder weinen, sie fliehen vor der Kälte. Über uns drehen drei Kondore ihre Runden. Die Größe der Vögel können wir hier am Perito Moreno nur erahnen. Es ist ein schöner Anblick, wie dieses Tier, das übrigens zu den größten flugfähigen Vögeln der Erde gehört, über uns seine Runden dreht.

Auch wir verkneifen uns bei diesen frostigen Temperaturen einen langen Aufenthalt hier und treten nach einem letzten Blick auf den Gletscher die Heimfahrt an und erleben noch einen schönen Sonnenuntergang. Morgen geht es zurück nach Chile über die Grenze. Wegen der Schotterpiste und den komischen Geräuschen an unserem Auto wollen wir einen anderen Grenzübergang wählen als bei der Hinfahrt. ...little did we know...

Wetter über dem Perito Moreno Wolkenmeer Sonnenuntergang



Montag, 17. Januar 2011 El Calafate - ???

Wir erwachen bei einem wunderschönen Sonnenaufgang, doch dafür haben wir heute keine Zeit. Der lange Weg zur Grenze nach Chile, unser Autoproblem bei Hertz in Puerto Natales, Einkaufen und dann noch 160 Kilometer teils Schotter in den Torres del Paine Nationalpark. Ein langer Tag wird das werden aber es ist ja lange hell. Gleich um 6.30 Uhr gehen wir zum Frühstück und beladen das Auto.

Beim Auschecken fragt das junge Mädchen hinter dem Tresen ganz zaghaft, ob wir denn von dem Streik in Chile wüssten. Verwirrung… welcher Streik? Sie erklärt uns, dass im südlichen Chile die Bevölkerung einen Generalstreik ausgerufen hat, seit sechs Tagen alle Grenzen geschlossen seien und die Straßen blockiert. Das ist wie ein Schlag in die Magengrube und wir müssen nun erst einmal unsere Gedanken sortieren. Ist das wirklich wahr? Ist es nicht doch möglich, über die Grenze zu fahren? Was wird aus unserer Reservierung im Torres del Paine? Etwas später, nachdem wir im Internet ein paar weitere Informationen gefunden haben, kommen dann die wirklich wichtigen Fragen. Was ist, wenn der Streik nicht endet und wir nicht nach Chile zurück können? Dort müssen wir das Auto abgeben und auch unser Rückflug startet von dort. Die Gedanken überschlagen sich. Es ist ziemlich klar, dass es keinen Sinn macht, heute in Richtung Chile zu starten und dann am Grenzübergang abgestellt zu sein ohne Bett und Essen und laut Internet ist die Straße zum Torres del Paine auch blockiert. Also planen wir spontan um und streichen schweren Herzens den Torres del Paine aus unserem Programm. Wir könnten heulen, denn darauf haben wir uns sehr gefreut. :-(

Stattdessen werden wir die nächsten drei Tage noch in Argentinien verbringen und hoffen, dass sich die Lage bis dahin entspannt. Da wir nicht die ganze Zeit in El Calafate hocken wollen, reservieren wir mit Hilfe der Hosteria ein Zimmer in El Chalten für zwei weitere Nächte und für die dritte Nacht noch einmal in El Calafate. Wählerisch können wir nicht sein bei dieser Kurzfristigkeit und so finden wir nur ein Zimmer ohne eigenes Bad im Nothofagus. Wir schreiben noch eine Mail an die Lodge im Torres del Paine mit der Bitte um Bestätigung, dass wir nicht kommen können und an unser Reisebüro in Rostock mit der Bitte, unser Problem mit der Rückgabe des Mietwagens zu klären. Dann holen wir noch etwas Bargeld, was wieder einmal mit Schlange stehen verbunden ist und tanken das Auto voll. Noch immer verwirrt machen wir uns wieder auf den Weg nach El Chalten, wo wir doch vor zwei Tagen erst hergekommen sind. Das Wetter ist bedeckt und passt zu unserer Stimmung. Auf dem Weg sehen wir heute erstaunlich viele Guanakos auch ganz dicht an der Straße. Als wir uns La Leona nähern, müssen wir nun doch lachen, denn keiner von uns hatte erwartet, hier jemals wieder her zu kommen und nun ist es schon zwei Tage später soweit. Gegen unsere gedrückte Stimmung hilft vielleicht ein Stück Apfelkuchen? Leider auch nicht.

In El Chalten stehen große Pfützen auf den Straßen also muss es hier ziemlich geregnet haben. Jetzt ist es nur grau und wenn wir nicht wüssten, wo die Berge sind, würde man meinen, es sind keine da. Ob das wohl noch besser wird? Oder ist mit unseren geordneten Reiseplänen nun auch das gute Wetter vorbei? Auf jeden Fall gibt es einen Grund, dass wir wieder nach El Chalten wollten, denn hier haben wir gesehen, dass es einen sehr interessanten Ausflug zum Viedma Gletscher gibt. Dieser hatte uns schon bei unserem ersten Aufenthalt interessiert aber leider fehlte die Zeit. Diese haben wir jetzt und buchen sofort unsere Tickets für morgen. Viedma Icetrek. Die Wetteraussichten sind nicht überwältigend aber das ist uns jetzt egal. Unser Zimmer im Nothofagus ist einfach aber sauber und es gibt zwei Badezimmer für vier Zimmer.

Beim Check der Emails ist die Antwort von unserem Reisebüro da mit einer Telefonnummer in Santiago de Chile. Dort, beim Partner von Dertour sollen wir anrufen. Also besuchen wir einen Telefonladen und warten. Es gibt vier Telefonzellen und alle sind besetzt. Davor warten noch vier andere Leute. Eigentlich ist es sehr interessant, die Szene zu beobachten und so vergeht die Zeit bis wir dann endlich dran sind. Nach einigen Versuchen geht wirklich jemand an das Telefon am anderen Ende der Leitung. Es dauert etwas, verständlich zu machen, dass man vom deutschen Partner Dertour dorthin verwiesen wurde und unseren Nachnamen zu buchstabieren ist auch lustig. Aber dann sagt die Frau am anderen Ende plötzlich…aaahh Sandra? Siii Siii und verbindet zu einem anderen Mitarbeiter. Dieser hat bereits mit Hertz in Punta Arenas gesprochen und hat für uns die Nachricht, dass es kein Problem sei, die Grenze zu überqueren und das Auto nach Punta Arenas zu bringen. Das kommt uns etwas merkwürdig vor, denn alle um uns herum sagen, dass man nicht über die Grenze kann und nun erhalten wir eine solche Auskunft, die wir jedoch erst einmal so hinnehmen müssen. Auf jeden Fall entbindet es uns vorerst von allen weiteren Bemühungen, Flüge und Unterkünfte umbuchen zu müssen. Wir können nichts weiter tun als abwarten und verabreden ein weiteres Telefonat für den nächsten Nachmittag.

Als Trost gehen wir abends noch einmal im La Tapera essen. Man erkennt uns sogar wieder und wir bekommen den gleichen Tisch wie beim ersten Besuch. Dieses Mal bestellen wir einen Salat und marinierte Auberginen als Vorspeise und für beide die Sorrentinos mit Kürbis gefüllt als Hauptgericht. Dazu eine Flasche Wein und schon ist das Leben wieder halbwegs schön. Dann prüfen wir nochmals die Emails, wo inzwischen vom Torres del Paine die Bestätigung eingetroffen ist, dass eine Anreise nicht möglich ist. Damit hat sich dann hoffentlich auch die drohende Stornogebühr für die Übernachtungen erledigt. Wir werden sehen… doch erst einmal fallen wir ins Bett und sehen gespannt dem morgigen Tag entgegen.

PS: irgendwie gibt es von diesem Tag keine Bilder...


Dienstag, 18. Januar 2011 El Chalten (schon wieder)

Um 4.30 Uhr klingelt der Wecker im Hostal „Nothofagus“ in El Chalten. Ein Blick aus dem Fenster zeigt, es regnet. Beim zweiten Anlauf um 6 Uhr ist das Wetter schon viel besser. Gleich gehen wir ins Internet, um die Lage zu checken. Als aktuellste Quelle erweisen sich hierbei Reiseblogs von in Chile Gestrandeten. Oh Mann, wir haben es hier wirklich besser. Die Situation ist aber unverändert, die Verhandlungen laufen noch. Wir erhalten eine Email von Jürgen, der uns gleich noch eine Stellungnahme des Auswärtigen Amtes mitschickt. Er schreibt, dass in Deutschland nicht über den Generalstreik berichtet wird. Naja wir sind ja hier in Sicherheit und genießen die zwei Tage unter Argentiniens Sonne. Heute wollen wir zum Viedma Gletscher. Nach dem etwas kargen Frühstück machen wir uns auf den Weg nach Bahia Tunel. Dort soll um 8:45 Uhr die Tour starten. Es ist so warm geworden, dass wir noch schnell die Winterjacke gegen eine Wetterjacke tauschen.

Die Tour beginnt mit einer 50-minütigen Fahrt über den türkisblauen Lago Viedma zur Abbruchkante des Viedma Gletschers. Im Sonnenschein ist schon diese Fahrt ein Erlebnis. Am Gletscher sind fast keine Eisberge zu sehen und an der Abbruchkante ist am rechten und linken Rand sehr viel klares dunkelblaues Eis zu sehen, welches schon aus der Distanz wahnsinnig gut aussieht. Doch wie es scheint, hat der Kapitän vor die Gletscherkantenfahrt unsere körperliche Aktivität gesetzt, denn wir landen auf den Felsen links neben dem Gletscher. Das Gestein ist rötlich und erinnert uns an den Sandstein im Südwesten der USA. Es ist auch genauso griffig und so macht das Laufen darauf Spaß. Rund 20 Minuten steigen wir immer höher. Noch vor zwanzig Jahren sollen diese Felsen mit Eis bedeckt gewesen sein und heute ist der Gletscher von hier aus nicht einmal zu sehen. Unglaublich. Dafür sieht man im Fels die Spuren des Eises. Lange Rinnen wurden durch das Eis und seine Verschiebungen in den Stein gekerbt.

Nothofagus Bootsfahrt Blick auf den Gletscher

Dann endlich erreichen wir den Rand des Gletschers. Jeder bekommt Crampons in der passenden Größe und die Guides befestigen sie an unseren Füßen. Am Übergang von Fels zu Eis haben sich unter dem Eis kleine blauschimmernde Höhlen gebildet. Das sieht toll aus. Dann geht es los. Die ersten Schritte mit dem ungewohnten Fußwerk sind die schwierigsten, denn sie sind noch auf Stein. Nach ein paar Metern auf dem Eis erhalten wir eine genaue Einweisung, wie wir zu gehen haben. Breitbeinig, damit sich die Spikes nicht mit den Hosenbeinen verhaken, kurze feste Schritte, Gleichgewichtsverlagerung beim Bergauf- und bergabgehen. Gleich das erste Stück ist recht steil und wir alle müssen erst lernen, zu den Spikes das gleiche Zutrauen zu entwickeln wie für unsere Vibramsohlen auf Sandstein. Nein, wir rutschen nicht, die Spikes halten uns zuverlässig auch bei steileren Abschnitten.

Während die erste Wegstrecke noch auf einer schmutzigen, fast schwarzen Gletscheroberfläche verläuft, wird die Umgebung immer heller. Kleine blaue Spalten sind zu sehen und die Sonne scheint wie verrückt. Nach der Enttäuschung mit Torres del Paine gestern ist nun schon alles halb so schlimm. Wir sind auf einem Gletscher. :-) Die Guides sind sehr aufmerksam und sichern uns an steileren Stücken gut ab. Es gibt viele Fotostopps und meine Kamera läuft heiß. Es ist wunderschön. Rund 90 Minuten verbringen wir hier im Eisskulpturenwunderland und zum Abschluss gibt es einen Baileys auf Gletschereis, bevor wir den Abstieg über Eis und Fels zum Boot beginnen.

Nach einer Lunchpause im Sonnenschein wollen wir uns nun die Abbruchkante vom Wasser her genauer ansehen. Schon während unserer Wanderung hörten wir es mehrfach laut krachen und einmal flogen sogar Eisbrocken in hohem Bogen durch die Luft. Wir sind gespannt. Während die meisten Ausflügler erst einmal unter Deck gehen, um die Fotos der zur Tour gehörenden Fotografin anzusehen, bleiben wir mit einem amerikanischen Pärchen an Deck und erzählen ihnen gerade über die Naturschönheiten ihres Landes ;-) als es plötzlich wieder laut knallt. So schnell können wir gar nicht gucken, wie nun Eisberg für Eisberg von der schönen dunkelblauen rechten Seite des Gletschers mit hohen Wasserfontänen in den See stürzt.

Crampons Der Weg zum Gletscher Eishöhle am Fuß des Gletschers

DAS ist nun wirklich beeindruckend und nur wir vier haben es wirklich gesehen. Schon Sekunden später hält das Boot mit gebührender Vorsicht auf dieses Spektakel zu und plötzlich sind auch alle anderen wieder auf dem Oberdeck. Auf dem Wasser schwimmen unzählige riesige dunkelblaue Eisberge. Der Anblick ist überwältigend und langsam kreuzen wir vor dem Gletscher. Immer dichter und dichter geht es, bis plötzlich einer dieser blauen Riesen vor uns ins Schwanken gerät. Er schwankt und schaukelt und plötzlich beginnt er, sich zu drehen. Unser Boot gibt Vollgas im Rückwärtsgang, denn wir sind sehr dicht dran und niemand weiß, wie sich diese Bewegung weiter entwickelt.

Das Boot schaukelt, der Eisberg rollt und wir starren gebannt auf das, was da zum Vorschein kommt. Ein völlig anderes Gebilde aber genauso schön blau wie die nun unter Wasser liegende Seite. Wir schauen uns nur an, strahlen und schütteln mit dem Kopf. Unglaublich, dass wir so etwas erleben durften und das Timing für uns so perfekt war. Irgendwann ist dann Schluss und das Boot macht sich auf den Rückweg. Mittlerweile haben die Wolken zugenommen und im Schatten wird es kühl. Also verbringen wir den Rest der Fahrt mit dem Betrachten der geschossenen Fotos und dem Staunen über das, was wir erlebt haben.

Nachdem sich die Massen etwas verzogen haben machen wir uns auch auf den Rückweg. Die Schotterpiste ist sehr schotterig und wir fahren langsam, um das Auto zu schonen. Bei jeder Bodenwelle macht es „plong“… wahrscheinlich die Stoßdämpfer? Tiere gibt es heute nicht an der Straße, dafür aber wunderschöne Wolken, die uns zu weiteren Fotos verleiten. In El Chalten steuern wir zuerst die Wafeleria an. Wir haben Kaffeedurst und wollen auch eine Waffel mit Calafate Marmelade probieren.

Danach fahren wir wieder zum Telefonladen, immer noch bestens gelaunt. Heute ist es nicht so voll und wir kommen bald dran. Wenige Minuten später verlassen wir strahlend den Laden. Der Generalstreik ist seit heute Morgen zu Ende. Wir können also am 20. Januar aus Argentinien ausreisen. Wie schön! Nun ist die Welt wieder in Ordnung. Leider haben dadurch den chilenischen Nationalpark „Torres del Paine“ nicht besuchen können. Schnell holen wir uns noch ein Stück Brot aus dem Supermarkt, dann geht es zur Lodge, wo wir den Abend im Aufenthaltsraum verbringen, eine Flasche Rotwein trinken und am Reisebericht schreiben.

Auf dem Gletscher Der Gletscher kalbt Blaues Eis



Mittwoch, 19. Januar 2011 El Chalten - El Calafate

Um 4.30 Uhr klingelt wieder der Wecker. Der Himmel sieht ganz gut aus, also schleichen wir gegen 5.00 Uhr die Treppen hinunter und fahren in Richtung Bahia Tunel. Auf einer Bergkuppe bleiben wir und hoffen, dass die Sonne heute ihr erstes Licht auf den Fitz Roy wirft. Der Wind pfeift mörderisch. Man kann die Autotür gar nicht aufbekommen. Am Horizont zeigt sich bereits ein heller Streifen und die Wolken färben sich knallrot. Aber weiter passiert erst einmal nichts. Frierend stehen wir vor dieser Kulisse, bis sich dann doch endlich das ersehnte Loch in den Wolken auftut. Zwar ist der Gipfel des Fitz Roy auch weiterhin in Wolken gehüllt aber das rote Licht auf den Bergen ist toll.

Das Schauspiel dauert leider nur einige Minuten, dann ist alles vorbei. Nun fahren wir zurück und erwischen am Ortseingang noch den Ansatz eines Regenbogens. Im Hostal ist schon der Frühstückstisch gedeckt. Danach packen wir schnell unsere restlichen Sachen ein und gegen 9.00 Uhr fahren wir los. Nun sagen wir aber wirklich bye bye. Nachdem nun die Grenzen wieder offen sind, gibt es kein Zurück mehr. Unterwegs sehen wir einen Kondor, der über uns seine Runden dreht und halten an. Er fliegt sehr tief über uns hinweg und scheint zu uns hinunter zu schauen. Etwas später sehen wir etwas Hellbraunes auf der linken Straßenseite. Guanakos. Eigentlich heißt es, dass die Tiere im Nationalpark „Torres del Paine“ vielfach anzutreffen sind und sie sollen auch nicht scheu sein. Da ja unser Aufenthalt im Nationalpark nun leider ausfallen muss, wollen wir unbedingt von diesen Tieren ein Foto. Der Straßengraben ist sehr tief. Vorsichtig kraxeln wir hindurch, immer in Deckung hinter den Büschen, damit die Tiere nicht gleich weglaufen. Es klappt.

Der Himmel brennt Mount Fitz Roy in Rot Guanakos

Nun geht es weiter. In La Leona halten wir heute ausnahmsweise mal nicht an. Wir haben Hunger auf ein richtiges Mittagessen und nicht immer Kaffee und Kuchen. Für das Mittagessen haben wir uns die Pizzeria neben der Bank in El Calafate ausgesucht. Gegen 12.30 Uhr erreichen wir den Ort und steuern vorher erst einmal die Bank an, denn wer weiß, ob es nachher noch Geld gibt. Zu essen gibt es dann Tortellini mit unterschiedlichen Soßen. Nachdem wir satt und zufrieden sind und die Sonne scheint, machen wir uns auf den Weg zu unserem Hotel. Da wir ja vor zwei Nächten schon einmal hier waren, ist es heute leicht für uns, den richtigen Weg zu finden. Hier werden wir freundlich empfangen, denn Florenzia, die Dame an der Rezeption hat uns vor zwei Tagen mit Informationen und Telefongesprächen sehr geholfen. Diese Nacht verbringen wir noch einmal hier und morgen soll es dann endlich über die Grenze nach Chile gehen. Wir bekommen im Anbau ein Zimmer mit Blick auf den See. Es ist moderner eingerichtet und auch etwas größer. Es gefällt uns gut, zumal man vom Fenster aus die Flamingos am See sehen kann.

Zum Gletscher Perito Moreno wollen wir nicht mehr, nachdem wir einen Blick auf die vielen Wolken über den Bergen geworfen haben. Außerdem haben wir den Viedma Gletscher von gestern noch in so guter Erinnerung. Wir beschließen noch einmal den Gang entlang der Laguna Niemez zu machen. Evtl. kommen wir ja ganz dicht an die Vögel heran. Der Himmel hat sich nun auch in El Calafate zugezogen und wir ziehen mal vorsichtshalber unsere Regenjacken an, die uns auch gleichzeitig vor dem wieder stärker gewordenen Wind schützen. Heute sehen wir nicht so viele Vögel. Ein kleinerer Raubvogel fühlt sich von uns gestört und dreht über uns seine Runden. Die Flamingos stehen dicht gedrängt in einer Gruppe zusammen im Wasser. Um die Berge weht es kräftig mit Sand. Hinter einem Busch sitzen wir windgeschützt auf Baumstämmen und beobachten die Flamingos. Der Wind wird immer stärker und wir flüchten. Als wir beim Auto sind, setzt ein richtiger Sandsturm ein. Das ist nun aber sehr ungemütlich und wir machen schnell, dass wir nach Hause kommen. In unserem Zimmer hören wir mit welcher Wucht der Wind die Bäume und Häuser bewegt. Die eine Wand unseres Zimmers ist eine Außenwand und dem Wind zugerichtet und wackelt richtig.

Als der Sturm nachlässt, wollen wir noch tanken, damit wir morgen früh die Zeit einsparen. Schon von weitem sehen wir lange Schlangen an der Tankstelle. Aha – es gibt mal wieder kein Benzin. Na dann müssen wir das doch morgen früh machen. Danach erfolgt noch eine Abschiedsrunde in die Pampa aus dem Ort heraus. Herrliche Wolken haben sich hier gebildet und liefern mit der Sonne schöne Lichtspiele. Wir können uns mal wieder vor Begeisterung nicht halten. Der Himmel über Argentinien ist einmalig. Gegen 21.30 Uhr sind wir zurück und stoßen noch mit einem Glas Rotwein auf unseren letzten Tag in der Natur Argentiniens an.

Lago Argentino Linsenwolken Pferde



Donnerstag, 20. Januar 2011 El Calafate - Punta Arenas

Um 5 Uhr klingelt mal wieder der Wecker in der Hosteria Cauquenes de Nimez. Wir machen uns fertig und genehmigen uns noch einen letzten Sonnenaufgang an der Lagune. Dieser ist heute besonders schön, denn neben dramatischen Wolken gibt es auch noch einen Vollmond als Fotoobjekt. Um 6.40 Uhr gehen wir zum Frühstück und stärken uns für die lange Reise, die vor uns liegt. Etwa 600 km sind es bis Punta Arenas. Von den Kilometern her kein Problem. Es ist alles Asphaltstraße aber wir wissen nicht, was sich an der Grenze tut. Hier in El Calafate müssen wir noch tanken. Nachdem gestern Abend der Tankwagen neues Benzin gebracht hat, sollte sich die lange Schlange aufgelöst haben und wir bekommen hoffentlich noch etwas ab. Ansonsten ist es Sch…

Ja wir haben Glück. Es gibt noch Benzin. Wir tanken unser Auto voll. Beide sind wir aufgeregt. Was ist, wenn die Grenze wieder zu ist und wir davor stehen? Jedes entgegenkommendes Fahrzeug wird gemustert. Wir sind wahrscheinlich das einzige chilenische Auto auf argentinischem Boden. Gleich hinter dem Abzweig nach El Chalten sehen wir auf der linken Seite eine große Grube, an deren Rand sich viele Guanakos (über 20 Stück) aufhalten. Ein Pärchen war gerade bei der Liebe. Wie aufregend, Sex am Straßenrand! Das Umschlingen der Köpfe und Hälse erinnerte uns an die Giraffen im Etosha Nationalpark.

Mondpferde Laguna Nimez Guanakos

Dann geht es weiter. Einen letzten Blick können wir noch auf den Lago Argentino werfen. In La Esperanza machen wir Toilettenstopp. Hier ist eine Busgruppe aus den USA unterwegs. Sie wollen zum Nationalpark „Torres del Paine“. Die haben es gut! Wir unterhalten uns mit dem Busfahrer und der Reiseleiterin bzgl. des besten Grenzüberganges nach Chile. Sie geben uns einige Ratschläge und damit kommen wir nach 180 km asphaltierter Straße der Grenze näher. Nun wird es spannend. Es tauchen Schilder mit dem Namen „Rio Turbio“ auf. Das soll der Grenzort sein. Die Reiseleiterin des Busses hatte noch „Mina 1“ gesagt. Wir sehen schon einige Industrieanlagen. Längst des Weges stehen farbige Loren, wie man sie im Bergwerk benötigt. Wir tasten uns langsam vorwärts, denn Schilder gibt es wieder mal nicht. An einer Tankstelle tanken wir noch schnell unser Auto mit dem billigen Benzin voll, dann fragen wir nach dem Weg. Während unsere Frage auf spanisch gut verstanden wird und wir auch den ersten Satz der Antwort verstehen können, folgt danach eine lange Erklärung, aha… dankeschön. In dem Moment fährt auf der Straße ein umgebauter Truck vorbei, der sehr nach Reisegruppe aussieht. Die wollen bestimmt auch zur Grenze und wir fahren einfach hinterher. Den Weg hätten wir allein nie gefunden. An der Grenze steigen wir schnell aus, denn wir wollen vor den vielen Touristen des großen Trucks am Schalter sein. Es klappt. Wir bekommen einen Stempel in unseren Reisepass und die Papiere des Autos werden ebenfalls abgestempelt, dann fahren wir über die Grenze und befinden uns nun im Niemandsland.

Nach einigen Kilometern werden wir am Grenzpunkt von Chile empfangen. Hier geht es anders zu. Große Schilder am Straßenrand weisen darauf hin, dass keine Lebensmittel nach Chile eingeführt werden dürfen. Zuerst kommen wir als Personen dran, dann die Papiere des Autos und dann müssen wir eine Zollerklärung ausfüllen. Nachdem das alles fertig ist, kommt ein Mitarbeiter, der das Auto überprüft, ob wir uns an das Einfuhrverbot von Lebensmittel gehalten haben. Als alles geprüft ist, können wir alles wieder einpacken und weiterfahren. Wir sind erleichtert, die Grenze ist geschafft. Chile hat uns mit drei Tagen Verspätung wieder.

Es ist 13.15 Uhr. Die Sonne scheint und wir werden gleich mit Lupinen am Straßenrand begrüßt. Etwas weiter kommen zwei Gauchos mit Kühen auf der Straße uns entgegen. Die Kühe laufen „muhend“ an uns vorbei, die beiden Gauchos und drei Hunde bleiben auf der Straße neben dem nachfolgenden Auto stehen und machen einen Schwatz. Ein lustiges Bild! Etwas weiter kommt die nächste Kuhherde, die aber viel größer ist. Die beiden Gauchos winken uns zu. Einer trägt sogar einen gestrickten oder gehäkelten Poncho. Auf der Hinfahrt hatten wir ein ganzes Dorf voller Lupinen gesehen, leider hatte es da geregnet. Nun nutzen wir den Sonnenschein und suchen uns die schönsten Blumen zum Fotografieren aus. Die Farben sind einmalig schön.

Danach geht es weiter. Wir haben noch einen langen Weg vor uns. Es ist fast 18 Uhr bis wir Punta Arenas erreichen und als erstes sehen wir ein großes Kreuzfahrtschiff auf Reede liegen. Wir sehen auf den Straßen aber auch die Reste der Barrikaden vom Generalstreik. An den Laternenpfählen sind schwarze Flaggen gebunden und auf dem Asphalt sind schwarze Brandstellen zu sehen. Hier soll es während des Streiks ja auch zwei Tote gegeben haben. Im Hotel erhalten wir ein Zimmer im 7. Stock mit Blick aufs Meer. Im Zimmer angekommen, stürzen wir beide zum Fenster und ziehen die Gardinen ganz weit zurück. Wo hat man so etwas schon mal. Wir sitzen mit Kaffee und Kuchen im Zimmer und vor uns liegt riesengroß ein Kreuzfahrtschiff. Den Abend verbringen wir im Casino und danach genießen wir noch einmal den Blick aus unserem Zimmerfenster bei einem Glas Rotwein.

Strassenschild Gauchos Gauchos



Freitag, 21. Januar 2011 Punta Arenas - Flugzeug

Und schon wieder klingelt um 5 Uhr der Wecker, warum müssen die Sonnenaufgänge hier nur so früh sein? Wir möchten noch die alte Pier von Punta Arenas fotografieren, die gleich neben dem Hotel ist. Draußen ist es fast windstill, die Straßen sind nass und am Himmel steht hell der Vollmond. Gerade nähert sich ein großes Kreuzfahrtschiff der Reederei Celebrity der Stadt und am Himmel sind viele Wolken, dort wo die Sonne aufgehen soll.

Um 6.30 Uhr sind wir fertig und kriechen noch einmal ins Bett zum langmachen, denn die nächste Nacht werden wir in Flugzeugen und am Airport verbringen. So gegen 7.30 Uhr kommt dann die Sonne hinter den Wolken hervor und scheint voll in unser Zimmer. Das ist wirklich unreal mit diesen großen Panoramafenstern, dem Schiff im Blick, dem hellen Licht. Um 9.00 Uhr müssen wir dann aber raus, denn es ist noch nichts gepackt. Erst einmal geht es zum Frühstück und wir langen kräftig zu bei dieser großen Auswahl, die wir in den letzten Tagen etwas vermisst haben. Und dann wird gepackt, was ganz gut geht. Gegen 11.30 Uhr sind wir fertig und checken aus. Es sind die gleichen Mitarbeiter wie beim ersten Mal und wir werden lachend begrüßt. Diesmal läuft die Bezahlung ohne Probleme, klar, der Betrag ist ja auch etwas höher. Das Auto können wir den ganzen Tag in der Garage lassen und wir wollen jetzt noch einen Rundgang durch den Ort machen. Mittlerweile ist die Sonne wieder verschwunden und gerade als wir zehn Minuten unterwegs sind, fängt es an zu regnen. Und es hört auch leider nicht mehr auf. Im strömenden Regen gehen wir durch die Stadt. Ja, so hatten wir uns Punta Arenas vorgestellt, waren aber bisher ganz froh, dass diese Vorstellungen nicht der Wahrheit entsprachen. Nun haben wir also unseren ersten echten Regentag und laufen trotzdem hoch zum Aussichtspunkt über die Stadt.

Magellanstrasse Magellanstrasse Punta Arenas im Regen

Es ist kalt und irgendwann halten unsere Jacken der Nässe auch nicht mehr stand. Also flüchten wir zum Aufwärmen in ein Restaurant. Im Lomit’s gibt es riesige Hamburger mit Belag nach Wahl. Es schmeckt aber danach sind wir mehr als satt und der Regen hat auch noch nicht aufgehört. Also ziehen wir unsere durchnässten Jacken wieder an und gehen zurück zum Hotel. Hier gibt es einen schönen warmen Kaffee und dann versuchen wir, die verbleibenden drei Stunden im Casino totzuschlagen. Aber was soll man tun, wenn immer bloß die Spieler an den Nebenautomaten die großen Gewinne haben und man selbst grundsätzlich die Automaten ansteuert, die heute nicht in Geberlaune sind? Um 19 Uhr geben wir es auf und fahren los zum Flughafen. Draußen ist viel Verkehr, das hatten wir bisher in Punta Arenas noch gar nicht. Auch der Regen ist nun weniger geworden und in der Ferne können wir ein erstes Stück blauen Himmel sehen. Beim vertun wir uns heute mal um eine Dezimalstelle und geben dem Tankwart ein großzügiges Trinkgeld. Statt 140 Pesos sind es in Wirklichkeit über 500 Pesos, was aber in Deutschland auch nur 80 Cent sind. Er schaut etwas überrascht und als wir den Fehler bemerken, schauen wir genauso. Aber dann lachen wir, was soll’s, er freut sich.

Noch einmal fahren wir an den Lupinen am Straßenrand vorbei, die uns vor 14 Tagen als erstes bei der Einfahrt in den Ort gegrüßt haben. Am Flughafen suchen wir vergeblich nach einem Hinweis zur Mietwagenrückgabe, also halten wir einfach mal im Taxibereich und fragen im Terminal. Dort erfahren wir, dass der Stand von Hertz geschlossen ist und wir das Auto doch einfach auf den Parkplatz stellen sollen, Fotos machen, um den Zustand des Wagens zu dokumentieren und die Schlüssel mit den Papieren in eine Box am Schalter zu werfen. Also machen wir das so und haben nun noch vier Stunden bis zum Abflug. Diese verbringen wir mit Lesen, Reisebericht schreiben und Internetrecherchen über die Stadtrundfahrt in Buenos Aires, die wir morgen machen wollen. Mittlerweile ist sogar die Sonne noch einmal hervorgekommen und schickt ihren letzten Gruß.

Halbwegs pünktlich starten wir im Dunkel der Nacht. Wieder einmal hat der patagonische Wind ein Einsehen mit uns und hält sich zurück. Dafür gibt der hell scheinende Vollmond sein Bestes und taucht die Magellanstraße in ein silbernes Licht. Bye Bye Patagonia!


Samstag, 22. Januar 2011 Flugzeug - Buenos Aires

Der Flug von Punta Arenas nach Santiago de Chile dauert ca. zwei Stunden und vergeht viel zu schnell. Wir sind müde. Um 2.40 Uhr landen wir in Santiago. Da unser Gepäck bis Buenos Aires durchgeschickt wird, gehen wir gleich zur Passkontrolle. Der junge Mann hat heute früh auch noch keine Lust. Singend drückt er uns die notwendigen Stempel in den Reisepass. Danach geht es zur Sicherheitskontrolle, die hier wieder sehr lax ist. Unsere große Wasserflasche aus Punta Arenas geht ohne Probleme mit durch. Und die Fotoausrüstung bleibt auch unkontrolliert. Inzwischen ist es 4 Uhr geworden. Irgendwo, wo es viele Bänke gibt und sich nur einige Menschen niedergelassen haben, bleiben auch wir und warten auf unseren nächsten Flug, der um 7 Uhr nach Buenos Aires gehen soll. Wir schreiben am Reisebericht, lesen etwas und haben unsere Füße hochgelegt. Um 5.30 Uhr machen wir uns auf den Weg zum Gate und kommen an einem Donuts – Stand vorbei. Wir können nicht widerstehen, denn Hunger haben wir auch schon wieder und ein Kaffee wäre auch nicht schlecht. Das letzte chilenische Geld wechselt den Besitzer. Nachdem wir uns gestärkt haben, begeben wir uns zum Gate 16 und verbringen den Rest der Wartezeit in den Shops. Nach den Tagen in Patagonien erschlägt uns das Angebot jetzt förmlich. Zivilisationsschock?

Um 7.15 Uhr starten wir dann über die Anden. Die Flugzeit bis Buenos Aires soll eine Stunde und 40 Minuten betragen. Um 9.45 Uhr landen wir in Buenos Aires. Hier erwarten uns heiße 30°C und mehr aber kein Wind. Das Flugzeug muss auf dem Rollfeld parken und wir werden mit Bussen zum Terminal gebracht. Hier stehen wir nun und warten auf die Passkontrolle. Von 12 Schaltern sind nur vier besetzt, davon einer für die Argentinier. Drei Beamte mühen sich also redlich, die gesamten „Nicht-Argentinier“ abzufertigen. Gleich nach uns kommt noch eine Maschine und später noch eine. Zuerst stehen wir draußen in der Hitze und unsere Arme schmelzen dahin unter der Last unserer Winterjacken. Als wir endlich in das klimatisierte Gebäude dürfen, sehen wir das ganze Ausmaß der Warteschlange und befürchten, auch heute Abend noch hier zu stehen. Nach weiteren 75 Minuten „anstehen“ erhalten wir endlich unseren Stempel im Pass. Unser Gepäck war schon vom Laufband genommen und daneben aufgestapelt. Nun geht es endlich raus. Eigentlich sollten wir hier vom Fahrer des Hotels „Madero“ abgeholt werden aber es ist natürlich keiner mehr da. Wir buchen also wieder eine Remise und kommen so dann endlich 12:00 Uhr im Hotel an. Eigentlich wollten wir früher hier sein und noch zwei Stunden schlafen bevor es auf Stadtrundfahrt geht. Aber was soll es. Da müssen wir durch. Nach einem kleinen Imbiss sieht die Welt schon wieder ganz anders aus. Bevor wir Buenos Aires erobern, wollen wir noch für unseren Flug morgen einchecken und sind gründlich geschockt. Obwohl die 24h-Frist gerade erst begonnen hat, sind alle Plätze belegt und uns hat man natürlich mitten rein gequetscht. Wir vermuten später, dass BA durch den Zwischenstopp und die Aus- und Zusteiger in Sao Paulo die freie Sitzplatzwahl unterbunden hat, um so die übervolle Maschine optimal auszulasten. Schlecht für uns…

Nun rüsten wir zur Stadtrundfahrt mit einem Doppeldecker und Kopfhörern in deutscher Sprache. Wir nehmen nur einen Fotoapparat und etwas Geld in der Hosentasche mit. Nach etwa 10 Minuten Fußmarsch durch die angenehme Wärme und weitere 15 Minuten Wartezeit auf den Bus kommt er endlich. Wir bezahlen 140 Pesos für die Fahrkarten und können nun an 13 Haltestellen den Bus verlassen, uns etwas ansehen und dann mit dem nächsten weiterfahren. Wir sitzen oben, die Sonne brennt uns aufs Fell. Für viele Stopps wird unsere Zeit nicht reichen aber auch die Rundfahrt ist schön.

La Boca Buenos Aires Buenos Aires

Wir fahren durch La Boca und andere Viertel der Stadt. An der Haltestelle zum Friedhof La Recoleta verlassen wir den Bus und schlendern über einen Markt. Hier gibt es hauptsächlich Ledersachen und Bekleidungsstücke. Zwischendurch stehen Buden an denen man frisch gepressten Orangensaft kaufen kann. Dem können wir nicht widerstehen, das haben wir uns auch verdient heute. Nun geht es erfrischt weiter zum berühmten Friedhof. Am Eingang gibt es eine Tafel mit den Grabverzeichnissen. Wir finden Evita Peron unter Nummer 57. Evita war die Frau des Präsidenten, die bereits mit 33 Jahren gestorben ist. Sie war beim Volk sehr beliebt und fand hier auf dem Friedhof zwischen Präsidenten, Kriegshelden, Politikern und Reichen und Berühmten ihre letzte Ruhestätte. Wir suchen das Grab und machen einige Fotos. Im Gegensatz zu dem Friedhof von Punta Arenas sieht man hier nur gebaute Gruften, Denkmäler und manchmal sogar wahre Marmorpaläste. Es gibt keine Blumen, nur einzelne Bäume auf dem Friedhof. Hier steht „Haus an Haus“ ohne irgendwelche Zwischenräume. Der Friedhof in Punta Arenas mit seinen unterschiedlichen Grabstätten und vielen natürlichen Blumen hat uns besser gefallen.

Nach dem Besuch des Friedhofs geht es wieder zurück zur Bushaltestelle. Der Bus fährt gerade weg. Nun soll es 30 Minuten dauern bis der nächste kommt. Um noch etwas Sonne zu tanken, wollen wir uns auf eine Bank in die Sonne setzen. Kaum sitzen wir, springen wir auch schon wieder auf. Nun haben wir uns unser Hinterteil verbrannt. Wie kann die Bank nur so heiß sein? Bald kommt der nächste Bus und wir fahren weiter, vorbei am Obelisken und dem Rathaus. Dann ist die Runde vollendet. Wir steigen aus und schlendern in Richtung Hafen. Dort soll es in dem Steakhaus „Villegas“ unser Abschiedsessen geben. Es ist erst 18.30 Uhr und für das argentinische Abendbrot eigentlich noch viel zu früh aber wir sind müde. Aber erst einmal genießen wir das köstliche Abendessen, bestehend aus einer Flasche Rotwein und Filetsteak mit Süsskartoffelscheiben und Kürbismus. Es schmeckt sehr gut. Enttäuscht sind wir von der Größe des Steaks. Es ist dick und klein... kein argentinisches Riesensteak. Schade! Mit diesen „leider nur“ 300 Gramm ist es aber für deutsche Maßstäbe immer noch ganz ok ;-)

Zwischendurch beobachten wir die Spaziergänger draußen. Alle sind sehr leicht bekleidet. Als wir mit dem Essen fertig sind, empfängt uns draußen eine angenehme Wärme. Die feuchte Schwüle des Tages ist verschwunden. Wir machen Fotos von dem 85 m langen Dreimaster, der hier im Hafen liegt und einmal als Ausbildungsschiff der Marine diente. Nun wollen wir noch die Frauenbrücke etwas näher beschauen. Sie wurde in den Jahren 1998 bis 2001 gebaut und ist sehr modern. Viele Leute sind unterwegs und alle fotografieren. Mittlerweile ist es etwas dunkler geworden. Die Sonne ist gerade untergegangen. Im gesamten Hafengelände stehen Kräne, die nun mit farbigem Licht angestrahlt werden. Das Segelschiff und die Frauenbrücke sind ebenfalls beleuchtet. So kommen wir um 21.30 Uhr im Hotelzimmer an und finden Schokolade und die Wettervorhersage für morgen im Zimmer vor. Müde sinken wir in die Federn…

Evita Peron Puerto Madero Puerto Madero



Sonntag/Montag, 23./24. Januar 2011 Buenos Aires - Rostock

Wir genießen die schönen Betten im Hotel „Madero“ bis die Sonne zu uns ins Fenster schaut. Wir können es langsam angehen lassen, denn erst um 10 Uhr werden wir zum Flugplatz gefahren. Zuerst geht es aber zum Frühstück. Hier müssen wir uns für den langen Weg bis nach Hause stärken. Unser bestellter Fahrer, der uns zum Flughafen fährt, ist überpünktlich und Stau gibt es auch nicht. Um 13.30 Uhr startet unser Flieger ab Buenos Aires nach Sao Paulo. Leider tobt über Sao Paulo ein Gewitter und wir können nicht landen. Unser Pilot fliegt mit uns Kurven über dem Gebiet bis wir nach einer Stunde endlich landen dürfen... fragt nicht nach Details... Es ist 17.35 Uhr in Sao Paulo. Wir müssen unsere Uhr schon eine Stunde vorstellen. Leider dürfen wir hier nicht aussteigen. Zwar kann man sich die Beine etwas im Flieger vertreten aber ansonsten dürfen wir nur zu schauen, wie das Flugzeug gereinigt und die Crew abgelöst wird. Um 19.10 Uhr geht es endlich weiter. Nun liegen 9427km bis London vor uns, das wird eine lange Nacht. Im Flugzeug gibt es noch etwas zu essen und dann ist Ruhe. Nur wir beide wandern durch das vollgepackte Flugzeug und lassen uns ganz am Ende des Flugzeuges auf dem Flugbegleitersitz bzw. dem Boden nieder. Hier ist es viel angenehmer.

Morgens um 7.30 Uhr am Montag, den 24. Januar landen wir in London. Hier müssen wir wieder durch die Sicherheitskontrolle und es gibt keine Beanstandungen. Wir können es nicht fassen. Irgendetwas stimmt hier wohl nicht in London. Nun können wir uns ganz entspannt dem letzten Teil unserer so langen Reise widmen. Um 10.40 Uhr starten wir ab London und landen dann um 13.05 Uhr wohlbehalten in Hamburg. Sogar unser Gepäck ist da. Nach zwei weiteren Stunden im Auto erreichen wir 16 Uhr den Ausgangspunkt unserer Reise. Wir haben es geschafft!






Nachwort

Da wo sich die chilenischen Anden mit der argentinischen Pampa treffen, wo riesige Gletscher auf leuchtend blaue Seen treffen, wo das Wetter im Stundentakt wechselt und der Wind mit unbändiger Kraft von den Bergen pfeift, da haben wir die letzten Wochen verbracht. Und auch wenn es nicht die Antarktis war und unsere Reiseroute im Endeffekt eher einem Linienbus zwischen El Calafate und El Chalten glich, haben wir unsere Wahl nicht bereut. Ganz im Gegenteil, Patagonien ist für uns zu einer Region geworden, die man als geübter USA-Selbstplaner ohne Probleme bereisen kann. Die Natur, die Freundlichkeit und Zurückhaltung der Menschen und das unbeschreibliche Wolkenkino wecken den Wunsch nach einer Wiederholung…

21.12.2011:
Heute haben wir für den nächsten Winter eine Fahrt in die Antarktis gebucht und werden davor ein paar Tage im Torres del Paine N.P. verbringen. :-))))





Weitere Fotos von Patagonien findet Ihr in meiner Galerie!



ENDE


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